Pressemitteilung | Germanwatch e.V.

Für oder wider Kyoto wird zur Gretchenfrage für das Image von Unternehmen

(Bonn) - Zwei Ereignisse unterstreichen, dass wenige Wochen vor dem Klimagipfel in Bonn sich Wirtschaft und Unternehmen klar zu ihrer Verantwortung für den Klimaschutz und das Kyoto-Protokoll bekennen müssen.

Einerseits bekommen die Unternehmen, die sich unter der Bezeichnung „e-mission 55“ für die rasche Ratifizierung des Kyoto-Protokolls einsetzen, jetzt auch öffentliche Unterstützung durch die katholische Kirche. Der Kölner Erzbischof Kardinal Meisner erklärte heute: "Ich unterstütze die Internationale Wirtschaftsinitiative e-mission 55 in ihrem Bemühen, das Kyoto-Protokoll umzusetzen. Gottes Schöpfung ist uns anvertraut zu guten Händen; wir sollen sie ungeschädigt und lebensfähig an unsere Kinder und Kindeskinder weiter geben. Wer die Natur ausplündert und das Klima verpestet, schadet sich selbst, seinen Mitmenschen und Nachkommen und lebt auf Kosten Dritter. Die Bewahrung der Schöpfung und speziell die Minimierung schädlicher Emissionen, die das Klima nachhaltig schädigen, sind ein dringendes Gebot der Stunde." Der Internationalen Unternehmer-Initiative e-mission 55 haben sich bereits zahlreiche Unternehmen wie die Deutsche Telekom, Deutsche Bahn, Gerling, Neckermann, SolarWorld und die Stadtwerke Bonn angeschlossen.

Andererseits stehen die Unternehmen, die sich nicht positiv für Kyoto positionieren, in Gefahr, immer harscherer Kritik ausgesetzt zu sein. So drückte etwa der niederländische Umweltminister Jan Pronk, Präsident sowohl des gescheiterten Klimagipfels von Den Haag als auch des kommenden Klimagipfels von Bonn, gestern im niederländischen Fernsehen sein Verständnis für den Boykott-Aufruf von Umweltgruppen gegenüber dem Exxon/Esso-Konzern aus. Exxon hat seit vielen Jahren massiv gegen das Kyoto-Protokoll lobbyiert. Das Mutterhaus des Konzerns sitzt im US-amerikanischen Texas, wo US-Präsident Bush bis vor kurzem Gouverneur war. Exxon applaudierte besonders laut, als der neue US-Präsident das Kyoto-Protokoll öffentlich ablehnte. In Deutschland firmiert Exxon unter dem Namen Esso. Verschiedene europäische Umweltorganisationen rufen derzeit zum Boykott des Öl-Giganten Exxon auf. Jan Pronk meinte gestern Abend im niederländischen Fernsehen dazu: „Als Bürger unterstütze ich diesen Boykott. Wenn Unternehmen ihre wirtschaftliche Macht gebrauchen um zu lobbyieren, sollten sich die Bürger organisieren und eine Gegenmacht werden. Ich würde stattdessen bei BP und Shell tanken, die auch nicht perfekt sind, aber in dieser Hinsicht doch deutlich besser."

GERMANWATCH begrüßt es massiv, „wenn sich möglichst viele Unternehmen konstruktiv für das Kyoto-Protokoll als internationalen Klimarahmen einsetzen,“ so der Klimaexperte Christoph Bals. „In den letzten drei Jahren haben sich viele Unternehmen positiv bewegt – jetzt gilt es, zu zeigen, dass dieses Engagement ernst gemeint war. Die Initiative e-mission 55 ist eine gelungene Möglichkeit für Unternehmen, sich positiv zu positionieren.“

Quelle und Kontaktadresse:
GERMANWATCH e.V. - Nord-Süd Initiative Kaiserstr. 201 53113 Bonn Telefon: 0228/604920 Telefax: 0228/6049219

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