Entwicklungsländer gehen gestärkt aus Cancún hervor
(Bonn) - Die 5. Welthandelskonferenz in Cancun wurde aufgrund mangelnden Konsenses bei den Singapur-Themen Investitionen, Wettbewerb, Handelserleichterung, öffentliches Beschaffungswesen - vom Vorsitzenden Derbez ohne Verhandlungsergebnis abgebrochen. Germanwatch beurteilt den Abbruch der Verhandlungen nicht als Scheitern der Verhandlungsrunde, sondern als einen Beweis der gestiegenen Verhandlungsmacht der Entwicklungsländer.
Die Gruppe der 21 Entwicklungsländer hat unter der Führung von Indien, Brasilien und China in den Agrarverhandlungen zusammen gehalten und sich mit der Gruppe von 90 ärmsten Entwicklungsländern solidarisch gezeigt. Dies ist ein historisches Ereignis, sagt Rudolf Buntzel-Cano, Vorstandsmitglied von Germanwatch. In Zukunft hätten die Industrieländer im Agrarbereich mit heftigem Gegenwind zu rechnen. Damit wird die Handels- und Entwicklungsfrage die mächtigste Kraft, die eine Reform der überholten Agrarpolitiken der Industrieländer erzwingen wird.
Die Strategie der Industrieländer ist nicht aufgegangen, die Entwicklungsländer zu spalten und ihre Zusammenschlüsse als Block zu hinterfragen. Weil sie bis zum Schluss die Standhaftigkeit des Entwicklungsländerblocks unterschätzt haben, kamen die Kompromissangebote der Industrieländer zu spät und waren völlig unzureichend. Diese Verhandlungenführung führte dazu, Cancun an die Wand zu fahren.
Der Abbruch der Konferenz bedeutet nicht einen Abbruch der Verhandlungsrunde. Den Industrieländern wird nichts anderes übrig bleiben, als die Verschiebung des machtpolitischen Gewichts anzuerkennen, erklärt Marita Wiggerthale, Leiterin des Handelsbereichs bei Germanwatch. Es ist Zeit, Entwicklungsanliegen nun wirklich ins Zentrum zu rücken.
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