Wien gilt international als Zentrum des politischen Dialogs und des Austauschs neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse. Allein 30 Veranstaltungsorte an 14 Fakultäten der Universität Wien, der Technischen Universität, der Universität für Musik und darstellende Kunst sowie der privaten MODUL University bieten Möglichkeiten für wissenschaftliche Fachkongresse. Über 200 weitere Veranstaltungsorte decken jeden Bedarf ab – vom kleinen Seminar mit 20 Teilnehmern in Hotels bis hin zu Großveranstaltungen mit mehreren Tausend Personen im Austria Center Vienna. Kein Wunder also, dass die Hauptstadt Österreichs zu den gefragtesten Kongress-Destinationen der Welt gehört. Dabei spiegeln sich der Charme und die Vielfalt der Millionenstadt in den Tagungsmöglichkeiten wider: Historische Gebäude aus der Kaiserzeit oder Traditionshäuser mit alten Meistern an den Wänden auf der einen, moderne Hotels oder ehemalige Industriegebäude auf der anderen Seite machen die Wahl der richtigen Lokation schwierig. Und die Branche wächst: 2018 übertraf Wien zum dritten Mal in Folge mit 4.685 Kongressen, Firmenveranstaltungen und Incentives die 4.000er-Marke, das bedeutet ein Wachstum von 15 Prozent im Vergleich zu 2017. Die Branche zählte rund 631.000 Tagungsteilnehmer und fast zwei Millionen Übernachtungen – ein Zuwachs von jeweils 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und damit ein neuer Rekord. „Wien ist zunehmend gefragtes Reiseziel und wir bekennen uns weiter zu Wachstum, aber nicht um jeden Preis“, beschreibt Wiens Bürgermeister Michael Ludwig die neue Destinations-Strategie 2025. Ludwig sieht vor allem keinen Gegensatz zwischen Wachstum und Nachhaltigkeit: „Wiens neue Visitor-Economy-Strategie reiht sich nahtlos in bestehende Strategien der Stadt ein und steht für einen frischen Denkansatz und nachhaltige Entwicklung, die die Grundlagen des Erfolges nicht untergräbt, sondern im Einklang mit den Zielen der Stadt und den Bedürfnissen der hier lebenden Menschen steht. Die zentrale Frage für die kommenden Jahre lautet daher nicht, was unsere Stadt für den Tourismus tun kann, sondern darauf zu fokussieren, was Tourismus für unsere Stadt tun kann.“
Neue Eventhalle für 20.000 Personen in Neu-Marx
Um Wiens Vorreiterrolle als Meeting Destination auszubauen, investiert die Stadt kontinuierlich in die Qualität des Tagungsstandorts, wobei dem Austria Center Vienna und der Messe Wien prominente Bedeutung zukommt. Das Austria Center Vienna bildet das Flaggschiff unter den Konferenzzentren Österreichs mit Platz für 20.000 Personen in über 24 Sälen. Auch die Messe Wien bietet neben 55.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche ein direkt angeschlossenes Kongresszentrum für bis zu 3.000 Gäste. Für weitere Impulse soll eine neue Eventhalle für rund 20.000 Personen sorgen, die bis 2024 in Neu-Marx entstehen soll. Neu-Marx ist die Kernzone des aufstrebenden Stadtteils Sankt Marx, in der bereits jetzt mehr als 100 Unternehmen und Institutionen angesiedelt sind.
Auch in den Service investiert die Stadt: Internationalen Firmenveranstaltern und Verbänden bietet Wien künftig neue Services und Unterstützung. So sollen beispielsweise Verfahren zur Realisierung von wissenschaftlichen Outreach-Aktivitäten vereinfacht, Kontakte zwischen Firmenveranstaltern oder Verbänden zu lokalen Akteuren ermöglicht und bürokratische Hürden leichter überwunden werden. Christian Woronka, Leiter des Vienna Convention Bureau und des Marktmanagements im WienTourismus, merkt an: „Wir sind als gesamte Destination gefordert, für ein hervorragendes Angebot zu sorgen und dieses ständig weiterzuentwickeln, dabei aber die klassischen Stärken der Stadt nicht zu vernachlässigen. Internationale Kongresse werden auch künftig das Rückgrat der Meeting Destination bilden und ergänzend dazu werden wir den Bereich Corporate Events verstärkt im Fokus haben.“
Eine wichtige kommunikative Leitidee bei der Etablierung der Marke „Meeting Destination Vienna“ fasst das Vienna Convention Bureau so zusammen: „Wien macht es dir leicht, ein Event zu planen, zu organisieren und zu genießen.“ Das Convention Bureau sieht sich dabei als Mittler, wie Woronka beschreibt: „Wir verstehen uns als Brückenbauer und werden in Zukunft den Dialog der verschiedenen Player der gesamten Visitor Economy noch weiter intensivieren. Es ist unser gemeinsames Ziel, die Angebote der Destination und unsere Services für Veranstalter laufend zu optimieren und uns gemeinsam den Trends und Herausforderungen der Zukunft zu stellen.“
Ökologische Verantwortung als Teil der neuen Visitor-Economy-Strategie
Auch die Übernahme ökologischer Verantwortung ist Teil der neuen Visitor-Economy-Strategie Wiens. Ziele sind unter anderem die Zertifizierung von Wiener Betrieben mit dem Österreichischen Umweltzeichen, die Klassifizierung von Hotels anhand von Nachhaltigkeitskriterien sowie vermehrt Green Meetings im Tagungswesen. Unter dem Titel „Rail Service Development“ soll unter anderem durch Kooperation mit der Bahn der Anteil jener Reisenden, die per Zug nach Wien kommen, erhöht und Wien als sogenannter Nightjet Hub, also als Ziel für Nachtzüge, positioniert werden: Bis 2025 soll sich das Verhältnis von Personen, die mit dem Auto (derzeit 26 Prozent) oder mit der Bahn (21 Prozent) anreisen, umkehren. Auch WienTourismus selbst setzt Zeichen: Zukünftig werden CO2-Emissionen von Dienstreisen per Flugzeug über Climate Austria kompensiert, indem verursachte Emissionen durch Unterstützung von Klimaschutzprojekten aufgerechnet werden.
Im November trat Wien – ebenfalls im Rahmen des neuen Destinations-Konzepts – als Partner dem Global Destination Sustainability (GDS) Index bei. Der GDS-Index ist die mit 57 teilnehmenden Städten weltweit größte Nachhaltigkeits-Plattform, die Meeting-Destinationen vergleicht und vernetzt und dadurch nachhaltige Entwicklung der lokalen Meeting-Industrien fördert. Schwerpunkte sind dabei Umwelt, Soziales, Angebot und Infrastruktur sowie Destinationsmanagement. „Die Teilnahme Wiens am GDS-Index fügt sich nahtlos in das Gesamtkonzept unserer Visitor-Economy-Strategie 2025 ein, die auf eine nachhaltige Entwicklung Wiens als Tourismus- und Tagungsdestination in ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht abzielt und sich zum Global Code of Ethics for Tourism der UNWTO sowie zu den Nachhaltigkeitszielen der UN-Agenda 2030 bekennt“, erläutert Woronka. ?(BL)