Der Osten Deutschlands vereinigt viele unterschiedliche Landstriche, die durch ihre Landschaften einen eigenen Reiz haben. Zwischen dem Elbsandsteingebirge in Sachsen, dem Thüringer Wald, der Brandenburger Seenlandschaft und der Ostseeküste gibt es in Ostdeutschland für Tagungsveranstalter viel Unterschiedliches zu entdecken. Der Verbändereport stellt einige Veranstaltungslocations vor, sortiert von Süden nach Norden.
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Dresden mit weltweit einmaliger Rekonstruktion
Die ruhmreiche Vergangenheit Dresdens als Residenzstadt wirkt bis heute nach, das von August dem Starken geprägt, barocke Stadtbild zieht Touristen wie Tagungsveranstalter an. Ein guter Grund für die Dresdner, in Projekte zu investieren, die den Bauwerken der Vergangenheit ihre ursprüngliche Gestalt und den einstigen Glanz zurückgeben.
Das Residenzschloss als prächtiger Renaissancebau ist einer von Dresdens imposanten Bauten. Im Schloss gibt es mehrere Möglichkeiten, Tagungsveranstaltungen zu realisieren – im Mai 2014 ist mit der Schlosskapelle eine neue hinzugekommen. Kurfürst Moritz ließ die Schlosskapelle zwischen 1551 und 1553 für den Gottesdienst erbauen. Da bedeutende Musiker und Kapellmeister in der Kapelle ihr Können präsentierten, galt sie bald als musikalisches Zentrum mit europaweiter Bedeutung. Später, als August der Starke zum katholischen Glauben konvertierte, verlor die Kapelle ihre Bestimmung. 1737 wurde sie abgerissen, an gleicher Stelle entstanden Verwaltungsräume. Ende der 1980er-Jahre wurde die ursprüngliche Raumkubatur der Kapelle jedoch wiederhergestellt. Auch die Besonderheit der Kapelle, ein Schlingrippengewölbe, wurde von 2010 bis 2013 rekonstruiert. Es gilt als erstes neuzeitliches Schlingrippengewölbe und ist damit weltweit einmalig. Architekten und Ingenieure bauten das mittelalterliche Gewölbe, das sich durch doppelt gekrümmte Sandsteinrippen auszeichnet, mithilfe traditioneller Techniken nach. Durch die Rekonstruktionen entstand ein rund 300 Quadratmeter großer Raum mit historischer Atmosphäre, der sich nun für Veranstaltungen mit bis zu 250 Personen in Reihen eignet.
Im wiederaufgebauten Residenzschloss sind darüber hinaus in der Fürstengalerie Tagungen möglich. In diesem mit Gemälden und Büsten von sächsischen Kurfürsten und Königen dekorierten Raum können bis zu 200 Personen tagen. Auch der Kleine Schlosshof, ein Innenhof des Schlosses, ist für Veranstaltungen geeignet. Unter einem Glasdach finden maximal 320 Teilnehmer Platz.
Wittenberg: Luthers Wirken im Fokus
Die Lutherstadt Wittenberg hat sich ihren Ruf im 16. Jahrhundert erworben: Sie galt damals als politisch und kulturgeschichtlich wichtige Stadt, da Martin Luther den Großteil seines Lebens dort verbrachte und somit in Wittenberg die Zukunft der christlichen Religion begann. Zahlreiche Gebäude in der Altstadt stammen aus dieser Zeit und faszinieren Besucher mit ihrer Geschichte. So ist die Lutherstadt Wittenberg mit etwa 47.000 Einwohnern eine Tagungsstadt in einer Region mit der weltweit dichtesten Ansiedlung von UNESCO-Welterbestätten; dazu gehören die Stadtkirche Sankt Marien, die Schlosskirche Allerheiligen, das Dessau-Wörlitzer Gartenreich, das Melanchthonhaus und das Lutherhaus.
Im ab 1504 als Augustiner-Kloster erbauten Lutherhaus ermöglicht die Stiftung der Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt Tagungsveranstaltungen. In diesem Haus lebte Martin Luther seit 1508, zunächst als Mönch, ab 1525 zusammen mit seiner Familie – es war über 35 Jahre lang seine Hauptwirkungsstätte. Im Refektorium, in dem die Familie Luther mit ihren Gästen speiste, können heute bis zu 90 Personen tagen. Seit 1883 dient das Lutherhaus als Ausstellungsstätte und gilt heute als weltweit größtes reformationsgeschichtliches Museum.
Das benachbarte Augusteum, das 1580 erbaut wurde und in den vergangenen 200 Jahren vom Evangelischen Predigerseminar genutzt wurde, wird derzeit restauriert und modernisiert. Ziel ist es, das Augusteum und das Lutherhaus bis Mitte 2015 wieder zusammenzuführen. Die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt möchte durch das Projekt rund 1.000 Quadratmeter für Sonderausstellungen und kulturelle Bildung hinzugewinnen.
Magdeburg: zukunftsgerichtete Festungsstadt
Magdeburg galt in der Vergangenheit als starke preußische Festung und wurde zur attraktiven Barockstadt. Krieg und Zerstörungen haben das Aussehen der Stadt im 20. Jahrhundert stark verändert, aber einige Zeugen der opulenten Baukunst sind erhalten geblieben, etwa die Johanniskirche, das Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen und der Dom. Das Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen stammt aus dem 11. Jahrhundert und ist das älteste Gebäude der Stadt. Der Dom, Grablege Kaiser Otto I., gilt als erster gotischer Sakralbau auf deutschem Boden mit mittelalterlichen Plastiken. Heute definiert sich die Stadt an der Elbe mit etwa 230.000 Einwohnern als modern und zukunftsgerichtet. Die Tagungsstätten der Stadt spiegeln die Vergangenheit wider, sie bringen jedoch Geschichte und Innovationswillen zusammen.
Eine Festung als Tagungsstätte
Ein Teil der preußischen Vergangenheit ist die Festung Mark, die heute als Kulturveranstaltungsstätte dient. Sie entstand in den 1860er-Jahren als Defensionskaserne, als preußische Festungsanlage, in der Soldaten untergebracht waren. Da während des Zweiten Weltkriegs viele Arbeiter in der Kaserne wohnten, wurde sie beschossen und beschädigt, sodass der Ostflügel abgerissen werden musste. Nach dem Krieg zogen Handwerkerbetriebe in den unzerstörten Teil. Mitte der 1980er-Jahre entstand die Idee, aus der Kaserne Mark ein studentisches Kulturzentrum zu machen. Erst 2001 lag schließlich ein Konzept für die Umwandlung zur Veranstaltungsstätte für Kulturveranstaltungen vor, seit 2002 wird die Festung Mark für Konzerte, Theater und Ausstellungen genutzt. Vier Räume, drei Kanonengänge und zwei Höfe sind für Veranstaltungen geeignet.
Das Hohe Gewölbe in der Festung Mark ist ein elf Meter hoher und 750 Quadratmeter großer Gewölbesaal für Veranstaltungen mit bis zu 400 Personen. Der Saal verfügt über Emporen, die den Blick auf Bögen und Gewölbe freigeben. Das Hohe Gewölbe bietet direkten Zugang zum rund 2.000 Quadratmeter großen Festungshof, der für Veranstaltungen mitgenutzt werden kann. Ein weiterer Gewölbesaal, das Obere Gewölbe genannt, ist ein heller rund 450 Quadratmeter großer Raum, der bei einem Bankett maximal 120 Personen fasst. Zur Verteidigung der Kaserne dienten in der Vergangenheit die Kanonengänge. In diesen Gewölbegängen wird bei Veranstaltungen heute das Büfett angerichtet. Der Obere Kanonengang mit seinen hellen Wänden und großen Fenstern wird gerne für Kunstausstellungen genutzt.
Jahrtausendturm zeigt Geschichte der Technik
Zu den besonderen und innovativen Eventlocations in Magdeburg zählt sicherlich der Jahrtausendturm im Elbauenpark. Der 60 Meter hohe, kegelförmige Turm gilt als weltweit größter Holzturm in Holzleimbindertechnik. Errichtet wurde er zur Bundesgartenschau 1999, die im Elbauenpark stattfand. Innen findet sich eine interaktive Ausstellung über 6.000 Jahre Wissenschaft und Technik, bei der die Besucher viele Erfindungen und Entdeckungen der Menschheit nachempfinden und ausprobieren können. Für Veranstaltungen wird der 20 Meter hohe Kuppelsaal genutzt.
Im Stil des Neuen Bauens: die Stadthalle Magdeburg
Das Aussehen der Stadthalle Magdeburg macht auch sie zu einer besonderen Location: Die Stadthalle ist ein dunkelrotes, massiv wirkendes Bauwerk im Stil des Neuen Bauens der 1920er-Jahre. Eröffnet 1927 nach nur fünf Monaten Bauzeit ist sie ein für die Stadt wichtiger Veranstaltungsort, zentral auf der Elbinsel Werder gelegen. Die Verwendung eines Stahlbetonskeletts, das das Untergeschoss hält, erklärt die schnelle Bauzeit. Der Innenraum wurde auf 5.000 Personen zugeschnitten und bereits im Vorfeld so konzipiert, dass er sich vielfältig nutzen ließ – eine Eigenschaft, die Anfang des 20. Jahrhunderts noch kaum eine Veranstaltungshalle aufwies. 1945 wurde die Stadthalle stark beschädigt, der Wiederaufbau – wenn auch nicht originalgetreu – zog sich rund 20 Jahre hin. Die Stadthalle bietet heute Räume zwischen 180 und etwa 1.300 Quadratmetern. Im Großen Saal können nun rund 2.100 Personen untergebracht werden.
Potsdam mit königlicher Vergangenheit
17 Schlösser und schlossähnliche Gebäude schmücken Potsdam, ein reiches Erbe einer königlichen Vergangenheit. Seit 1991 ist die Potsdamer Kulturlandschaft mit ihren Schlössern, den drei historischen Parkanlagen Sanssouci, Neuer Garten und Babelsberg, sowie der russischen Kolonie Alexandrowka als UNESCO-Welterbe eingetragen. Neben den Schlössern charakterisieren auch barocke Gebäude das Aussehen der Stadt – die allerdings mehr als diese Attraktivität zu bieten hat. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Potsdam zu einem Wissenschaftszentrum, heute haben drei öffentliche Hochschulen und mehr als 30 Forschungsinstitute ihren Sitz in der Stadt. Daher ist die Bevölkerung eher jung – rund 15 Prozent der etwa 160.000 Einwohner sind Studenten.
Die Schlösser in Potsdam sind heute nicht nur Museen, sondern werden aktiv genutzt. Wieso also nicht eines dieser Schlösser für eine Tagung mieten? Das historische Gebäudeensemble auf dem Pfingstberg in Potsdams Norden ist so gelegen, dass es Gästen den Ausblick über die Stadt und die Havelseen bietet. Es gehört zur Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg und ist Teil der UNESCO-Welterbestätte Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin. Es wird durch den Förderverein Pfingstberg in Potsdam betrieben – ohne öffentliche Fördermittel. Teile des romantischen Bauwerks ließ Friedrich Wilhelm IV. zwischen 1847 und 1863 errichten; der unterhalb gelegene Pomonatempel ist etwas älter und wurde 1801 fertig. Er gilt als erstes ausgeführtes Bauwerk des bekannten Architekten Karl Friedrich Schinkel. Der Pomonatempel, der als Teepavillon konzipiert wurde, erhielt seinen Namen zu Ehren der römischen Göttin des Obstsegens Pomona. Der Landschaftsgarten auf dem Pfingstberg wurde in den 1860er-Jahren vom bekannten Landschaftsarchitekten Peter Joseph Lenné angelegt.
Sowohl das Belvedere als auch der Pomonatempel und das Pfingstberghaus werden für Events und Tagungen genutzt. Das Belvedere mit seiner romantischen Architektur ist für bis zu 400 Gäste ausgelegt. Es können auch einzelne Bereiche des Belvedere für kleinere Gruppen gemietet werden, für Empfänge dient etwa die Westarkade, die mit hohen klassischen Bögen ausgestaltet ist. Der Saal im Pfingstberghaus wird für Veranstaltungen, Lesungen und Konzerte mit maximal 70 Besuchern genutzt.
Die wechselhafte Geschichte des Pfingstbergensembles wird seit Ende August 2014 in einer multimedialen Dauerausstellung thematisiert. Sie zeigt, dass man das Schloss ab 1961 aufgrund seiner Nähe zur innerdeutschen Grenze und der KGB-Zentrale am Fuße des Pfingstbergs verfallen ließ. Ab 1989 engagierten sich einige junge Potsdamer um das Pfingstbergensemble, sie gründeten später den Pfingstberg-Verein und kümmern sich seitdem um den Erhalt des Schlosses, des Pomonatempels und des Gartens. Heute ist der Pfingstberg eine Veranstaltungslocation für Gäste aus der Ferne und aus der Region, die etwa zu Kunstausstellungen oder zum Sommertheater vorbeischauen.
Rostock: Gotik und Giebelhäuser
Auch nach Rostock kommen Besucher, um historische Bauten wie gotische Kirchen, Stadttore und Giebelhäuser aus typisch nordischem Backstein zu entdecken. Besonders gerne mit Kreuzfahrtschiffen – Rostock hat einen der größten deutschen Kreuzfahrthäfen. Die Wirtschaft der Stadt Rostock profitiert sehr von der Nähe zur Ostsee, Rostock ist auch ein Güterumschlagplatz. Als Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern ist Rostock die flächenmäßig größte und mit gut 200.000 Einwohnern die bevölkerungsreichste Stadt des Landes. Die Stadt ist ein Anziehungspunkt für junge Menschen, Rostock hat ein bei Studenten beliebtes Szeneviertel und eine breite kulturelle Vielfalt zu bieten.
Das Interesse von Tagungsveranstaltern an Rostock nimmt zu, wie die Besucherzahlen von HanseMesse und StadtHalle Rostock zeigen: Das Jahr 2013 hatte mit einem Besucherrekord abgeschlossen – mehr als eine halbe Million Gäste besuchten die beiden größten Eventlocations der Stadt. Die StadtHalle konnte knapp 240 Belegungstage vorweisen, die HanseMesse rund 200.
Seit 1979 ist die StadtHalle Rostock – früher Sport- und Kongresshalle Rostock – ein wichtiger Veranstaltungsort für die Stadt. Fast acht Millionen Gäste besuchten in den vergangenen 35 Jahren über 12.600 Veranstaltungen in der StadtHalle. Die StadtHalle mit ihrer komplexen Architektur bietet elf Säle, unterteilt in zwei Komplexe. Mit bis zu 4.000 Teilnehmern sind die zwischen 30 und 2.000 Quadratmeter großen Räume nutzbar, die sich flexibel kombinieren lassen. Um für die Zukunft gewappnet zu sein, wird derzeit in die Nachhaltigkeit der StadtHalle investiert. Anfang des Jahres wurde die Beleuchtung für Saal 1 ausgetauscht – dank LED-Leuchten kann der Stromverbrauch dadurch um 75 Prozent gesenkt werden. Für Großveranstaltungen und Messen ist die HanseMesse der geeignete Anlaufpunkt in Rostock, sie bietet sechs Säle. Das Landesmessezentrum misst insgesamt rund 10.600 Quadratmeter und ist damit groß genug für bis zu 10.000 Besucher.
Am Ufer tagen
Diese beiden Locations bieten den Blick auf den Fluss Warnow, der in die Ostsee mündet: die Werfthalle 207 und der Lokschuppen. Kleinere Veranstaltungen mit bis zu 300 Personen finden in der Werfthalle 207 einen stimmungsvollen Rahmen, wie ihn nur Hafenstädte bieten. Die Schiffbauhalle am Ufer der Warnow gehörte einst zur Rostocker Neptunwerft, in der jahrhundertlang Schiffe gebaut wurden. Rund 1.000 Quadratmeter ist die Werfthalle 207 groß.
Als rustikalen Veranstaltungsort kann man den Lokschuppen im Rostocker Stadthafen bezeichnen. Im rund 250 Quadratmeter großen Veranstaltungsraum ist Platz für bis zu 200 Gäste. Wo sich der Lokschuppen befindet, lässt die klangvolle Adresse „Am Strande 1“ erahnen – die Location wird von einer Außenterrasse mit Blick auf die Warnow ergänzt. (AB)