Verband & Tagung - VERBÄNDEREPORT 3 / 2018

Neue Möglichkeiten in neuen Räumen

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Überall wird geplant, gebaut und eröffnet: Bei den Kongresszentren in unserem Land tut sich was. Wir schauen nach Regensburg, wo das marinaforum seine Tore geöffnet hat, und nach Wiesbaden zum RheinMain CongressCenter. Auch im baden-württembergischen Künzelsau und in Chemnitz wurden neue Tagungsräume geschaffen, während die Münchner noch an ihrem Science Congress Center und die Karlsruher an ihrer Stadthalle bauen. Die Berliner suchen nach neuen Ideen für das Internationale Congress Centrum ICC und die Heidelberger feilen am Konzept für ihre Stadthalle. Zahlreiche Kongresszentren haben mittlerweile die Unterstützung bei der Veranstaltungsplanung in ihr Portfolio aufgenommen. Die Mitarbeiter helfen Veranstaltern mit Diensten, die auch Convention Bureaus bieten. Dadurch werden Kongresszentren und Convention Bureaus zu fachkundigen Partnern von Verbänden.

(C) Verbändereport Ausgabe 3, April/Mai 2018


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„Marina Furiosa“ hieß es vom 9. bis 15. April 2018 in Regensburg. Unter diesem Motto hat das marinaforum eröffnet, das neue Tagungs- und Veranstaltungszentrum, das im Marina Quartier aus einer früheren Schlachthalle entstand. Bei der Eröffnungswoche stellte sich die Veranstaltungsstätte der Öffentlichkeit vor, denn aus der ehemaligen Industriehalle von 1888 hat sich mittlerweile etwas Neues entwickelt. Um die Geschichte der Halle ging es dabei, gleichzeitig wurden aktuelle Themen der Veranstaltungsbranche angeschnitten, Veranstaltungsformate wie „Open Space“ ausprobiert, auch an Unterhaltungsprogramm mit Kultur und Kulinarik war gedacht.

Bei der Umgestaltung der früheren Schlachthalle wurde Wert darauf gelegt, den Charme vergangener Tage zu bewahren. So wurde die freitragende Deckenkonstruktion, die der Architekt Friedrich Zollinger entwickelt hatte – die sogenannte Zollingerdecke –, erhalten. Sie steht unter Denkmalschutz und ziert das marinaforum weiter. Insgesamt ist auf etwa 4.200 Quadratmetern ein Veranstaltungszentrum für bis zu 750 Personen im großen Hauptsaal entstanden. Ein weiteres kleines Forum ist groß genug für etwa 170 Personen. Über zwei Ebenen verteilen sich Seminar- und Workshopräume, die Veranstaltungslocation ist barrierefrei nutzbar. Zusätzlich zur Veranstaltungslogistik mit Catering, Technik und Dekoration bieten die Mitarbeiter des marinaforums auch Unterstützung bei der Suche nach passenden Hotels und der Planung von Rahmenprogrammen an. Das marinaforum wird von der Regensburg Tourismus GmbH betrieben.

Das marinaforum möchte nicht nur Tagungsstätte sein, gleichzeitig soll es dazu dienen, das gesamte Areal im Osten von Regensburg aufzuwerten und wiederzubeleben. Denn nachdem in den 1990er-Jahren der Schlachthof geschlossen hatte, lag auch das Leben auf dem Industrieareal brach. In den Gebäuden, die früher einmal der Industrie gewidmet waren, sollen deshalb nicht nur Veranstaltungen stattfinden, sondern auch Büros und Freizeitangebote dafür sorgen, dass sich hier kontinuierlich Menschen aufhalten. Draußen, um die Gebäude herum, werden außerdem die Freiflächen als Treffpunkte dienen.

RheinMain CongressCenter eröffnet

Vier Jahre hat man in Wiesbaden darauf hingearbeitet – am 13. April war es nun so weit: Das RheinMain CongressCenter (RMCC) wurde feierlich eröffnet. Am Eröffnungswochenende konnten sich Interessierte ein eigenes Bild von diesem Gebäude machen und durften einen Blick hinter die Kulissen des neuen Veranstaltungs- und Kongresszentrums werfen.
Das neue RMCC, das aus den früheren Rhein-Main-Hallen entstanden ist, bietet auf einer Bruttogeschossfläche von rund 30.000 Quadratmetern mit einem flexiblen Raum- und Funktionskonzept Platz für bis zu 12.500 Personen. Im Erdgeschoss ist die rund 4.600 Quadratmeter große Halle 1

angesiedelt. Sie ist in drei Segmente teilbar, kann bestuhlt etwa 5.000, unbestuhlt 9.000 Personen fassen. Halle 2 im Erdgeschoss misst etwa 3.000 Quadratmeter. Sie ist bestuhlt für 3.200 Personen geeignet. Im ersten Obergeschoss finden sich 25 Veranstaltungsräume zwischen 20 und 280 Quadratmetern. Im zweiten Obergeschoss sind neben dem 2.400 Quadratmeter großen Saal 2 außerdem 15 weitere Veranstaltungsräume zwischen 40 und 220 Quadratmetern nutzbar.

Die Größe des Bauprojekts wird auch anhand der verarbeiteten Materialien deutlich: Rund 430 Kilometer Kabel und Leitungen wurden verlegt – das entspricht etwa der Strecke von Wiesbaden nach München. Hinzu kommen 1.400 Tonnen Stahlbauteile und 3.900 Quadratmeter Trapezblech für die Halle 2. Insgesamt 40 Stahlträger mit einer Spannweite von bis zu 50 Metern sind in beiden Hallen verbaut.

Beim Bau des Hauses wurde Wert auf Energieeffizienz gelegt, erneuerbare Energien kommen deshalb zum Einsatz. So liefert die Fotovoltaikanlage, die etwa 600 Quadratmeter Fotovoltaikfläche auf dem Dach von Halle 1 umfasst, Strom für den Eigenbedarf. Umweltfreundliche Fernwärme aus dem Biomasse-Heizkraftwerk dient der Versorgung der Spitzenlasten. Für diese Maßnahmen hat das RMCC das Vorzertifikat in Platin der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen e. V. erhalten, das höchste Gütesiegel für Nachhaltigkeit. „In dieser Form ist das Gebäude einmalig und zählt zu den Pionieren der Nachhaltigkeit“, so Baubetriebsleiter Henning Wossidlo.

Das erste Event im neuen RMCC erwartete die Gäste bereits am 15. April. Die Ehrlich Brothers traten mit ihrer Show „Faszination“, einer Mischung aus Magie, Illusion und Comedy, in der großen Halle Nord auf. Die MICE-Branche bekommt ebenfalls bald Gelegenheit, sich das RheinMain Congress-Center live bei einer Veranstaltung anzuschauen: Die Mexcon, die Meeting Experts Conference, wird am 21. und 22. Juni 2018 in Wiesbaden stattfinden.

Künzelsau: Kongresszentrum als Geschenk

Es war ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk, das die Unternehmergattin Carmen Würth im vergangenen Eröffnung RMCC_Festakt (2).jpgEröffnung RMCC_Festakt (10).jpgEröffnung RMCC_Festakt.jpg_4130391.jpg Juli auspacken durfte: ein Kultur- und Kongresszentrum. Im baden-württembergischen Künzelsau, etwa 50 Kilometer westlich von Heilbronn, entstand innerhalb von anderthalb Jahren ein Veranstaltungshaus, das der ortsansässige Unternehmer Reinhold Würth bauen ließ und seiner Frau zum 80. Geburtstag widmete. Es hat rund 60 Millionen Euro gekostet.

Das Carmen Würth Forum dient nun den Kongressen des Unternehmens Würth, genauso können sich andere Veranstalter einmieten und auch für Kulturprogramm ist Raum – so hat sich für ein Konzert im August 2018 Chris de Burgh angekündigt. Der britische Architekt David Chipperfield entwarf das rechteckige Bauwerk, das teils in einen Hügel hineingebaut wurde. Es steht direkt gegenüber der Firmenzentrale der Adolf Würth GmbH & Co. KG. Es beherbergt eine multifunktionale Veranstaltungshalle, einen Großen Saal und einen Kammermusiksaal. Der Große Saal eignet sich für Veranstaltungen mit bis zu 2.500 Teilnehmern, er kann für Kongresse wie für Messen genutzt werden. Die Veranstaltungsfläche wird durch eine verglaste Galerie umsäumt, die auf eine Terrasse führt. Von dort blicken die Nutzer weit in die Hohenloher Landschaft. Der Kammermusiksaal, der den Namen Reinhold Würth Saal trägt, ist auf rund 600 Besucher ausgelegt und mit Decken- und Wandpaneelen ausgestattet, die für eine ausgewogene Klangqualität sorgen sollen. Das Außengelände des Carmen Würth Forums ist für Freiluftveranstaltungen mit bis zu 10.000 Personen gedacht. Den Skulpturengarten zieren Arbeiten bekannter Künstler wie Tony Cragg, Niki de Saint Phalle und Georg Baselitz.  

2017 erhielt das Carmen Würth Forum die Hugo-Häring-Auszeichnung. Der Bund Deutscher Architekten BDA – Landesverband Baden-Württemberg vergibt diesen Preis für vorbildliche Bauwerke an Bauherren und Architekten für ihr gemeinsames Werk. „Das Projekt ist durch Inhalt, Nutzung und Entstehungsgeschichte sowie die architektonische Gestaltung und den Umgang mit der umgebenden Landschaft ein kultureller Beitrag von hohem Rang, der regional wie auch überregional Beachtung findet“, so die Jury.

Chemnitz: LKW-Reparaturhalle wird Kongresszentrum

Aus einer Reparaturhalle für Lkws und Busse ist in Chemnitz das Event- und Kongresszentrum „Kraftverkehr“ geworden. Etwa ein halbes Jahr dauerte der Umbau, im November 2017 wurde die rund 4.000 Quadratmeter große Location mit einer Dinner-Show feierlich eröffnet. Bis 1960 war das Gebäude als größte freitragende Industriehalle der DDR erbaut worden, deren Dachkonstruktion mittlerweile unter Denkmalschutz steht. Nun soll das Areal mit Industriecharme sowohl Kulturprogrammen wie Revues und Partys als auch Tagungen und Kongressen offenstehen.

München: Science Congress Center als neue Mitte

Für das zweite Quartal 2018 ist die Eröffnung des Science Congress Centers München in Garching geplant. Dieses Kongresszentrum wird Teil des Bauwerks „Galileo“, auch „Neue Mitte“ genannt. Es entsteht auf dem Garchinger Forschungsgelände und wird in Zukunft zu einem großen Teil von der Technischen Universität München genutzt.
In dem neuen Gebäudekomplex entstehen außerdem zwei Hotels, ein Supermarkt, ein Fitnesscenter und Büros. Auch ein Optiker-Geschäft und eine Apotheke sind geplant. Eine Braugaststätte soll das hauseigene „Garchinger Campus Bräu“ ausschenken. Bis auf einige Büroflächen seien bereits alle Gewerbeflächen vermietet, heißt es. Rund 160 Millionen Euro soll der Gebäudekomplex kosten.

Größter Saal im Science Congress Center München wird das Audimax mit rund 1.150 Quadratmetern für bis zu 1.400 Personen sein. Angrenzend an das 1.600 Quadratmeter große Foyer im Erdgeschoss finden sich die beiden Räume Terra und Jupiter, die geöffnet eine Ergänzung zum Foyer bilden sollen, wenn es als Ausstellungsfläche gebraucht wird. Insgesamt bietet das Kongresszentrum 13 Veranstaltungsräume, die auch für Seminare und Workshops geeignet sind.

Etwa zur gleichen Zeit wie das Science Congress Center München sollen zwei Hotels im neuen Gebäudekomplex öffnen. Das Courtyard München Garching wird knapp 260 Zimmer einrichten. Das Stellaris Apartment Hotel bietet seine Appartements Kongressbesuchern und Geschäftsreisenden an, auch solchen, die für Projektarbeiten länger in der bayerischen Landeshauptstadt bleiben.

Stadthalle Karlsruhe wird modernisiert

Seit Juli 2017 arbeiten die Karlsruher daran, ihre Stadthalle zu modernisieren. Sie ist wie die Gartenhalle, die Schwarzwaldhalle und das Konzerthaus Teil des Kongresszentrums. Bis Oktober 2019 sollen die Umbauarbeiten abgeschlossen sein. Anfang des Jahres berichteten die Medien aber über unvorhergesehen große Schadstofffunde, die die Arbeiten auf der Baustelle zurückwarfen und nun aufgeholt werden müssen. Für die Sanierung sind knapp 58 Millionen Euro geplant.   

Während der Bauarbeiten können die drei weiteren Hallen, die zum Kongresszentrum Karlsruhe gehören, weiter genutzt werden. Die Schwarzwaldhalle im Stil der 1950er-Jahre bietet mit einem säulenfreien, knapp 2.600 Quadratmeter großen Saal Raum sowohl für Kongresse wie für Ausstellungen und Konzerte. Die Schwarzwaldhalle ist direkt mit der großflächig verglasten Gartenhalle verbunden, sodass in Kombination Ausstellungshallen mit insgesamt 10.500 Quadratmetern entstehen. Auch das klassizistische Konzerthaus mit Säulenportal gehört zum Gebäudeensemble.

Hamburg: Neuer CCH-Betreiber ist der alte

Seit Anfang 2017 wird das CCH – Congress Center Hamburg umgebaut, die Wiedereröffnung wurde zuletzt wegen unerwarteter Asbestfunde auf 2020 verschoben. Das neue CCH wird rund 12.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche und ebenso viel Foyerfläche bieten. Etwa 12.000 Sitzplätze in bis zu 50 Sälen stellt das neue CCH bei Kongressen und Events bereit. Bei einem EU-weiten Vergabeverfahren für den Betrieb des neuen Kongresszentrums hat die Hamburg Messe und Congress GmbH (HMC) auch für die Zukunft den Zuschlag erhalten. Neuer Chief Operating Officer CCH ist seit März 2018 Heike Mahmoud, die frühere Leiterin des Berlin Convention Office.

ICC Berlin soll saniert werden

Es gibt viele Fans, aber auch Kritiker des Internationalen Congress Centrums (ICC) Berlin. Seit 2014 wird es nicht mehr als Veranstaltungsstätte genutzt, dabei ist es Europas größtes Kongresszentrum und war einmal eines der am besten ausgelasteten weltweit. Schließlich wurde der Betrieb jedoch zu teuer. Lange hat man überlegt, ob das ICC abgerissen oder doch saniert werden soll. Nun sieht alles nach Sanierung aus, 2019 soll es damit losgehen. Zunächst einmal steht dann die Schadstoffbeseitigung an, auch das ICC ist mit Asbest belastet. Die Kosten für die Instandsetzung wird die Stadt, die Eigentümerin des ICC, wahrscheinlich nur zum Teil selbst aufbringen können. Investoren werden dann gefragt sein, um das ICC wieder zum Leben zu erwecken, etwa als Veranstaltungs-, Messe- und Kulturstätte mit Hotelbetrieb.

Heidelberg: Kleine Schritte auf dem Weg zur Sanierung

In Heidelberg wurden die Nutzer gefragt: Was soll die Stadthalle nach der Sanierung bieten? Der Betreiber, die städtische Heidelberg-Marketing GmbH, hat Veranstalter und Vereine um ihre Meinung gebeten, damit die Stadthalle nach einem Umbau weiter für sie interessant bleibt. Die meisten Nutzer sprachen sich dafür aus, den Großen Saal nicht aufzuteilen, sondern seine jetzige Form beizubehalten. Ziel der Baumaßnahme ist, das Gebäude in den nächsten Jahren einerseits zu sanieren und andrerseits zum Konzert- und Kulturhaus weiterzuentwickeln.   (AB)

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