Verband & Tagung - VERBÄNDEREPORT 3 / 2019

Höher, größer, weiter! - Ein Blick hinter die Kulissen der „Erlebniswelt Estrel“

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Bereits 1996 wurde das Estrel als größtes Hotel Deutschlands ins „Guinnessbuch der Rekorde“ aufgenommen und zum „Besten Business-Hotel Deutschlands” gewählt. Bis zum heutigen Tag ist das 4-Sterne-Haus das umsatzstärkste Hotel in Deutschland. Doch der visionäre Eigentümer Ekkehard Streletzki möchte zukünftig nicht nur das größte, sondern auch das höchste Hotel Deutschlands betreiben, mit insgesamt knapp 2.000 Zimmern und Zehntausenden Quadratmetern Tagungs- und Eventflächen. Wie arbeitet es sich an einem solchen Ort der Superlative? Der Verbändereport hat Menschen hinter den Kulissen gefragt, was für sie im alltäglichen Arbeitsleben wichtig ist und wofür das Unternehmen sonst noch steht. Einblicke in die Estrel-Familie.


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Ekkehard Streletzki, Baujahr 1940, ist ganz klar ein Mann fürs Große. Mit 27 Jahren gründete der gelernte Bauingenieur ein Statikbüro, später einen Diamantbohr- und -sägebetrieb. In Berlin und Brandenburg entwickelte er viele Immobilienprojekte, ebenso in Saudi-Arabien und im Iran. Alle zehn bis 15 Jahre kamen ein Wechsel und neue Projekte. Dem Estrel, dessen Name sich aus seinen Initialen zusammensetzt, blieb er treu. Die Logistik und den Service amerikanischer Vorbilder vor Augen, wollte er auch in der europäischen Hotellerie neue Maßstäbe setzen. Im Oktober 1994 eröffnete er als Privathotelier das Estrel Hotel und ist seitdem auf Expansionskurs. Schon lange ist das Haus kein reines Hotel mehr. Längst hat sich das Estrel neben der Messe als zweiter Kongress- und Tagungsstandort in der Hauptstadt etabliert. Der Bezirk Neukölln unterstützte das Projekt von Anfang an, schließlich hat Streletzki das Hotel-, Congress- und Entertainment-Center quasi aus dem Nichts erschaffen und damit eine Gegend belebt, die vorher aus einem Sammelsurium von Industrie- und Gewerbeflächen bestand. Aktuell bietet Neukölln einen interessanten Mix aus neu angesiedelter Gastronomie, Kulturinstitutionen, Grünflächen, Traditionsunternehmen sowie Zugezogenen und Altbewohnern. Seit ein paar Jahren wandelt sich der Bezirk immer stärker zum hippen Szeneviertel, in dem sich vor allem junge Leute wohlfühlen.

Mehr ist mehr

„Tagen, Wohnen, Entertainment – alles unter einem Dach“: Mit diesem integrierten Konzept wurde Streletzki auch seitens der Hotelbranche ausgezeichnet. Im Jahr 2000 wurde er zum „Hotelier des Jahres” gekürt. Ehrungen als „Unternehmer des Jahres“ und das Bundesverdienstkreuz für sein berufliches Lebenswerk, sein soziales Engagement und sein Wirken für Berlin folgten.
Noch immer ist Streletzkis Tatendrang ungebremst, ein Ende des Wachstums an der Sonnenallee nicht in Sicht. Auch weil das Kongressgeschäft in Deutschland, insbesondere in Berlin, boomt. Sein Motto: immer wieder kreativer sein als andere und immer wieder auch etwas Innovatives wagen. Aktuell finden pro Jahr etwa 1.800 Veranstaltungen mit über 400.000 Besuchern im Estrel Congress Center statt – von Tagungen, Kongressen und Messen über Sport-Events und TV-Shows bis hin zu Parteitagen und anderen politischen Veranstaltungen. Schon 2015 wurde der Tagungsbereich auf 25.000 Quadratmeter Nutzfläche mit 75 Event-Räumen erweitert. Doch das Team vor Ort kann immer mehr Großveranstaltungen mit bis zu 15.000 Tagungsgästen verbuchen. Ein guter Grund, den Veranstaltungsbereich bis 2020 um weitere 3.500 Quadratmeter zu vergrößern. Es entstehen zwölf neue Räume auf zwei Etagen, Kernstück wird ein Auditorium für 900 Personen, das sowohl für Tagungen und Kongresse als auch als privates Kino oder für kleinere Konzerte genutzt werden kann. Durch die zusätzliche Veranstaltungsfläche möchte man vor allem Kunden entgegenkommen, die einen Bedarf an Extra-Flächen für Workshops, Seminare und Arbeitsgruppen haben. Hier zeigt sich der Standortvorteil Neuköllns, denn in Berlin-Mitte ist Bauland rar. Eine Erweiterung dieser Größenordnung wäre kaum möglich.
Und auch für das bisher höchste Bauprojekt der Stadt Berlin nach dem Fernsehturm gibt es grünes Licht. An der Sonnenallee wird in den kommenden Jahren der Estrel Tower gebaut – mit Hunderten Zimmern und Kongressflächen. Als Vorbild dient der Meatpacking District in New York. Für alle, die mit dem Auto auf der künftig verlängerten A 100 von Süden her anreisen, könnte das Estrel das Tor zur Innenstadt werden. S-Bahn-Ring und der Neuköllner Schifffahrtskanal komplettieren das Verkehrsangebot für die Gäste. Und natürlich wartet man sehnsüchtig auf die Eröffnung des BER, der aufgrund der Nähe noch mal für ordentlich Schubkraft sorgen soll. Ein Autobahnanschluss direkt am Estrel-Gelände führt künftig direkt zum neuen Flughafen.

Konferenzen, Kunst, Konzerte

Schon jetzt verfügt das Estrel über 1.125 Zimmer und Suiten, die über vier Flügel des Gebäudes verteilt sind. Der Anteil der Touristen liegt konstant bei unter 20 Prozent. Ein Grund, warum in der Presse auch vom „Wandel eines Hotels zum Kongresszentrum mit Gästezimmern“ gesprochen wird. Verbunden werden die Flügel durch das 13 Meter hohe glasüberdachte Atrium mit vier Restaurants und zwei Bars. Erst 2017 wurde die „Piazza des Hauses“ für eine Investition von insgesamt 7,2 Millionen Euro umgebaut. Der neue Innenausbau wirkt zeitlos modern und setzt verstärkt auf Begegnung und Kommunikation. Die Innenfassade im Zwischengeschoss des Atriums wurde für eine weitläufige Gestaltung des Raumes unter anderem mit Spiegeln verkleidet. Achtzehn zwei Meter hohe, pflanzenberankte Wände sollen an einen grünen Garten erinnern und dienen als mobile Raumteiler. Eine besondere Herausforderung beim Umbau bestand für Innenarchitekt Luigi Lanzi unter anderem darin, die Gegebenheiten im Frühstücksbereich zu beachten. An hoch frequentierten Tagen kann hier mit bis zu 2.000 Gästen gerechnet werden. Lanzi war bereits für das Design des Ellington Hotels in Berlin verantwortlich, das ebenfalls zur Streletzki-Gruppe gehört.

Alle vier Restaurants im Atrium wurden komplett entkernt, mit offenen Showküchen ausgestattet und neu gestaltet. Vom Restaurant Grill über italienische Küche bis hin zur Estrel-Stube reicht das Angebot, ergänzt von Sommergarten und Smokers Lounge. Entstanden ist hier auch der neue Private Dining Room Estrel Privée. Bis zu 40 Personen können sich für Besprechungen, exklusive Empfänge oder Dinner in Clublounge-Atmosphäre zurückziehen oder gemeinsam mit den Estrel-Köchen kochen. Der Raum mit 140 Quadratmetern und Wohnzimmercharakter ist in die drei Bereiche Lounge, Dining Room und Showküche unterteilt. Wie der Name verspricht, liegt er zentral und dennoch separiert vom geschäftigen Treiben im Atrium. Für den gesamten Bereich Küche ist Peter Griebel, Küchendirektor im Estrel Berlin, zuständig. Griebel bekochte u. a. schon Bundespräsidenten, die Bayreuther Festspielprominenz und die britische Queen.

Als besonderes Highlight ist seit 2018 überall im Innenbereich moderne zeitgenössische Kunst aus der Sammlung von Frau Dr. Sigrid und Ekkehard Streletzki zu sehen. Neben dem imposanten „Windspiel“ von Anselm Reyle sind zahlreiche weitere großformatige Werke und Skulpturen bekannter Künstler wie u. a. Tony Cragg, Jonas Burgert, Thomas Scheibitz, Brent Wadden, Christian Rosa, Shahzia Sikander, Gregor Hildebrandt, Melike Kara und Donna Huanca ausgestellt. Das Thema Kunst soll zukünftig eine noch viel größere Bedeutung erhalten und als vierte Säule fungieren. Die dritte Säule der „Estrel-Erlebniswelt“ wird schon seit 1997 durch das Estrel Festival Center besetzt. Seitdem befindet sich in der umgebauten Fabrikhalle, die sich direkt an Hotel und Congress Center angliedert, ein Showroom mit über tausend Quadratmetern. Jede Woche laufen hier die erfolgreiche Doppelgänger-Liveshow „Stars in Concert“ sowie zahlreiche Show-Specials. Ein weiteres Plus für Veranstaltungskunden, die am Abend noch ein Rahmenprogramm ohne große logistische Herausforderungen suchen.

Individuelle Event-Technik im großen Stil

Viel Wert wird an allen Stellen auf moderne Kommunikations-, Hallen-, Bühnen- und Medientechnik gelegt. Im Technik-Team sind momentan 32 Kollegen fest angestellt, die sich über alle Gewerke wie Rigging, Ton, Beleuchtung, Projektion, Bühnenbau und Dekoration verteilen. Bei bestimmten Produktionen können es mit freien Kollegen auch schon mal bis zu 120 und mehr werden.

Die große Estrel-Familie

Insgesamt beschäftigt der Estrel-Komplex über 550 fest angestellte Mitarbeiter inklusive Auszubildende. Hinzu kommen circa 150 Mitarbeiter von Fremdfirmen. Bei allen Investitionen in Immobilie und Ausstattung wurden in der Vergangenheit auch verschiedene Maßnahmen ergriffen, die Mitarbeiterbindung zu stärken. Neben einer Wohngemeinschaft für neue Mitarbeiter, die noch keine Wohnung in Berlin gefunden haben, gehören ein umfangreiches Weiterbildungsangebot, regelmäßige Team-Events, Gesundheits- und Sport-Kurse, Benefits für Restaurants, Theater, Hotels und den ÖPNV sowie eine betriebliche Altersvorsorge zum Standard. Gerade wurde das Mitarbeiterrestaurant auf 95 Plätze vergrößert und neu gestaltet.

Außerdem startete das Estrel im Jahr 2009 in Kooperation mit dem Bezirksamt Neukölln eine außergewöhnliche Initiative: Das Restaurant & Hotel Schloss Britz wird eigenverantwortlich von den Auszubildenden des Estrel bewirtschaftet und geführt. Den jungen Gastgebern wird so die Möglichkeit gegeben, sämtliche Tätigkeiten in Gastronomie, Hotellerie und Veranstaltung kennenzulernen.  „Das Projekt ist ein Glücksgriff für uns Ausbilder, aber auch für die Auszubildenden. Sie übernehmen hier früh Verantwortung und bekommen direktes Gäste-Feedback. Die Azubis sind deshalb stets hoch motiviert. Und das Schönste ist, dass es auch funktioniert, wenn der Ausbilder mal freihat!“, freut sich Küchenchef Peter Griebel. Das Engagement trägt Früchte: Auffällig viele Mitarbeiter arbeiten schon sehr lange hier.

Seit 2016 führt das Estrel Berlin jährlich die Jobbörse für Geflüchtete und Migranten durch. Gemeinsam mit der Agentur für Arbeit Berlin Süd und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Berlin Partner möchte das Haus die Integration Geflüchteter in Berlin und Brandenburg nachhaltig vorantreiben. Ende 2016 unterschrieb man zudem die Charta der Vielfalt, welche unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Angela Merkel steht. Mit der Unterzeichnung soll auch die Unternehmenskultur verdeutlicht werden, die einen Umgang frei von Vorurteilen und geprägt von Wertschätzung fordert.

Schon 2017 ermittelte das Management mittels einer Mitarbeiter- und Kundenumfrage die fünf Unternehmenswerte Qualität, Zuverlässigkeit, Loyalität, Engagement und Familie, die seitdem als Leitfaden dienen. Ein Teil des Erfolgs der „Erlebniswelt Estrel“ ist offensichtlich in diesen Unternehmenswerten begründet.      (KS)

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