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Mehr InformationenGent – Die stolze Stadt der Bürger
Gent ist – nach Antwerpen – die zweitgrößte Stadt in Flandern. Klein genug, um gemütlich zu sein, aber groß genug für ein „echtes Nachtleben“, wie Philippe Lefebvre, Leiter von GentCongres, der offiziellen Kongressagentur der Stadt Gent, betont. Zum großen Teil geht das klar auf das Konto der fast 74.000 Studenten der breit aufgestellten Universität Gent und der hier angesiedelten Fakultäten der Universität Leuven. Damit ist Gent die größte Studentenstadt Belgiens. In Gent trifft Tradition überall spürbar auf Moderne. Die Stadt zählt fast 10.000 kulturhistorisch wertvolle Gebäude, die meisten sind zugleich denkmalgeschützt. Mitten im Stadtzentrum erhebt sich die Burg Gravensteen, eine der größten erhaltenen Wasserburgen Europas. Die Uferpromenaden der Grachten zählen zu den schönsten Belgiens. Hier starten nicht nur die Boote zu den Attraktionen der Stadt, sondern auch die meisten Konferenz- und Kongressstätten können in Gent per Boot erreicht werden.
Und natürlich ist Gent die Stadt, in der van Eyck mit dem Genter Altar ein weltberühmtes Meisterwerk geschaffen hat. Seit über 600 Jahren kommen Menschen aus aller Welt hierher, um das Gemälde zu bestaunen. Im Jahr 2020 feiert man in Gent seinen größten altniederländischen Meister mit dem van Eyck-Jahr. Bildende Kunst, Theater, Tanz, Design, Mode, Gastronomie, Musik und sogar Shopping werden 365 Tage lang vom Geist van-Eycks geprägt sein. Im Oktober 2020 zieht zudem der frisch restaurierte Genter Altar ins neue Besucherzentrum der St.-Bavo-Kathedrale und wird von da an wieder ständig zu bewundern sein. Aber auch für Liebhaber moderner Kunst gibt es in Gent zahlreiche Museen, Galerien und jede Menge Street-Art.
Musik, Licht und Vegetarier
Besonders modern und lebendig zeigt sich Gent im Sommer: Das Gent Jazz Festival und die Genter Feste verwandeln die Innenstadt im Juli in eine riesige Eventfläche und machen aus Gent eine „Unesco Creative City of Music“. Die Tradition des Festivals begann bereits im 19. Jahrhundert. Heute ist es eines der größten Stadtfestivals in Europa. Doch auch in den anderen Jahreszeiten profiliert sich Gent mit circa 1.000 öffentlichen Veranstaltungen als Kulturstadt – ob durch Filmfestspiele, klassische Musikveranstaltungen oder Lichtspektakel. Sogar der Beleuchtungsplan der Stadt wurde mehrfach ausgezeichnet. Bei Anbruch der Dunkelheit werden Gebäude und Plätze im Zentrum auf besondere Weise akzentuiert und optisch verwandelt. Erst ab Mitternacht stellt man wieder auf die normale Straßenbeleuchtung um.
„Gent ist eine echte Stadt der Bürger. Viele Bewegungen und Aktionen hier entstehen von unten nach oben“, erzählt Philippe Lefebvre. Oftmals dienen grüne Gedanken als Basis. Seit 2018 besitzt Gent ein komplett autofreies Zentrum, ausgenommen sind nur Anwohner, Taxis und Anlieferer. Dafür proklamiert die Stadt nun die größte Fußgängerzone Belgiens für sich. Bis zum Jahr 2030 möchte man den CO2-Ausstoß um 40 Prozent verringern, 2050 soll vollständige Klimaneutralität erreicht sein.
Schon im Jahr 2009 hat sich die Stadt zum Ziel gesetzt, zur Vegetarier-Hauptstadt Europas zu werden, und ihre Einwohner dazu aufgerufen, an jedem Donnerstag auf Fleisch oder Fisch zu verzichten. Bei den städtischen Diensten, in Schulen und Kitas wird an diesem Tag eine rein vegetarische Mahlzeit serviert. Auch die „Flandern Kitchen Rebels“, 25 junge Spitzenköche, haben in Gent angefangen, der Gourmet-Gastro-Szene mit neuen Impulsen einzuheizen. Viele der jungen Wilden legen ebenfalls Wert auf Regionalität und Fair Trade.
Zentrale Lage, gute Erreichbarkeit
Gent versteht es, Feste zu feiern, aber auch Kongresse und Tagungen machen hier Spaß. Direkte Zugverbindungen vom Flughafen Brüssel mit weniger als einer Stunde Fahrtzeit bringen die Teilnehmer schnell ans Ziel. Auch nach Brügge und Antwerpen ist es nicht weit. Ungefähr 90 Prozent der insgesamt 2.000 Hotelzimmer befinden sich in der historischen Stadtmitte, was Transfers unnötig macht. In den kommenden zwei Jahren sollen weitere 1.000 Hotelzimmer hinzukommen. Ein erster eindrucksvoller Tagungsort mitten im Zentrum ist das Genter Rathaus. Hinter der Fassade verbirgt sich ein Labyrinth aus Gängen und Sälen. Auf Anfrage können Verbände ihre Gäste hier mit einem Empfang begrüßen, an dem auf Wunsch auch Politiker aus Gent teilnehmen.
Zum Feiern in den Gewölbekeller
Direkt gegenüber dem Rathaus liegt das größte Konferenzhotel im Herzen der Stadt. Das moderne NH Gent Belfort hat zehn Meetingräume, drei davon mit Tageslicht. Der größte Raum Bourdon bietet Platz für insgesamt 400 Personen, ist dreifach kombinierbar und hat einen direkten Zugang zum charmanten Innenhof. Hier lassen sich vor allem im Sommer Empfänge und Dinner ausrichten. Der gesamte Veranstaltungsbereich schließt sich im Erdgeschoss unmittelbar an die Rezeption an, was ein Umherirren der Gäste auf den Hotelfluren verhindert. Das 4-Sterne-Haus setzt bewusst auf farbliche Akzente und Local Touch. Überall hängen Bilder von hiesigen Künstlern. Die Wände sind in roter Leder-Optik gestaltet und auch sonst dominieren dunkle, kräftige und warme Farben. Für Konferenzen werden bei Bedarf 150 der insgesamt 174 Zimmer reserviert. Wem das nicht reicht, der weicht zusätzlich auf das nah gelegene Novotel aus. Auch für ausreichend Parkplätze ist trotz bester Innenstadtlage gesorgt. Das Hotel hält 120 Plätze und zehn Aufladestationen für Elektroautos vor.
Ein echtes Highlight verbirgt das Haus in seinem Untergeschoss: Cocktail-Partys, Dinner, Weihnachtsfeiern oder andere besondere Anlässe für bis zu 100 Personen lassen sich in der mittelalterlichen Krypta Il Trovatore in Szene setzen. Der Gewölbekeller hat eine feste Bar, eine sehr gute Akustik und verfügt über moderne Technik. „Wir haben hier auch schon mittelalterliches Essen mit fliegenden Falken über den Tischen inszeniert“, erzählt Kelly Verbouw beim Rundgang.
In kleinerer Runde kann man auch die Galerie über der Bar für Private Dinings nutzen. Auf der Empore haben bis zu 25 Personen Platz. Die Bar im Hotel ist verhältnismäßig klein. „Die Leute sollen die zentrale Lage nutzen und Gent entdecken“, meint Verbouw. Doch Stammgäste lädt man auch schon mal zu Essen und Drinks ein. Statt eines klassischen Business-Hotels möchte man eher eine Community sein. „Wir kennen unsere Gäste und diesen persönlichen Touch spürt man. Business-Gäste sind bekanntlich die anspruchsvollsten. Wenn wir die zufriedenstellen, machen wir einen guten Job.“
Industrieflair am Wasser
Der alte Fischmarkt wurde 2012 komplett modernisiert und ist heute eine sehr moderne Location direkt am Wasser. Insbesondere Konferenz-Dinner und Empfänge, aber auch Kongresse finden in den Räumlichkeiten mitten im Zentrum statt. Die imposanten Glasfronten lassen sich bei Bedarf komplett verdunkeln. Anfang 2019 wurden die vier Industriehallen unter einem Dach zusammengefasst. So können 600 bis 800 Personen zur gleichen Zeit in verschiedenen Räumen tagen oder feiern. Eindrucksvolle Lampen aus Metall in Form verschiedener Fische erinnern an die ursprüngliche Nutzung des Gebäudes als Fisch-, Fleisch- und Gemüsemarkt.
Tagen in einem echten Kloster
Das 1385 erbaute Augustinerkloster mitten in Gent blickt auf eine wechselhafte Geschichte: Nach der Französischen Revolution als Textilfabrik umfunktioniert, beherbergte ein Teil des Gebäudes in neuerer Zeit auch eine Schule mit Spielbereich im Außengelände. Heute leben hier aktuell noch zwölf Mönche, in den 1960er- und 70er-Jahren waren es mal über 80. Die untere Etage hat man vor einiger Zeit für Konferenzen geöffnet. Bis zu 450 Personen können in den eindrucksvollen Räumen tagen oder dinieren. Original erhaltene Buntglasfenster, Mosaikböden und Holzvertäfelungen sorgen für ein besonders feierliches Ambiente. Der größte Raum ist der ehemalige Speisesaal der Mönche mit Platz für ca. 200 Teilnehmer. Ergänzt wird er von fünf kleineren Räumen und einer historischen Bibliothek. Die originale Bücherei des Klosters blieb auch während eines großen Feuers auf wundersame Weise verschont und beherbergt heute circa 14.000 Bücher, bei Weitem nicht nur zu religiösen Themen.
Auch in die vier Flure rund um den wunderschönen Innengarten können für festliche Dinner lange Tafeln für je 100 Personen gestellt werden. Und eventuell gibt es dazu das Augustiner-Bier, das auch von Gästen nach Original-Rezepten des Klosters seit 1784 hergestellt werden kann.
Barrierefrei hinter historischen Mauern
Die St.-Peter-Abtei beherbergt teilweise Kultur-, Geschichts- und Fotografieausstellungen, die von der Vereinigung „Historische Häuser Gents“ organisiert werden. Die übrigen fünf Säle für circa 130 bis 200 Personen wie Kapitelsaal, Bibliotheksdachboden und Refektorium stehen für öffentliche und private Events zur Verfügung. Einige von ihnen können jedoch nur abends für Lesungen, Empfänge, Konzerte und Dinner angemietet werden, wenn das Museum geschlossen ist. In der Sankt-Peters-Abtei verfolgt man ehrgeizige Ziele und möchte Mitte 2020 komplett barrierefrei sein. Nach einem Umbau und Umfunktionierung der Krypta sind die Konferenzräume dann komplett auf der unteren Etage zu finden. Noch stärker soll die Geschichte des Gebäudes in den Fokus rücken, das im 12. Jahrhundert eine der größten Klosterbüchereien beherbergte. Auch der Garten mit seinen vielen Heilkräutern soll durch einen direkten Zugang stärker eingebunden werden. Schließlich ist Biopharma heute eines von Gents wichtigen Wirtschaftsclustern.
Sportlich tagen
Als einzige flämische Stadt besitzt Gent ein Fußballstadion, in dem auch Konferenzen und Gala-Dinner stattfinden können. Zum Glück, denn für große Galadinner mit mehr als 500 Personen müsste man die Stadt sonst verlassen. In der Ghelamo-Arena wird an spielfreien Tagen einfach der großzügige VIP-Bereich umfunktioniert. Insgesamt können dann über 1.200 Personen in mehrfach unterteilten Bereichen mit Blick auf das Spielfeld feiern und netzwerken. Hier zeigt sich auch deutlich der Genter Kontrast zwischen alten historischen Gebäuden und modernen Tagungsstätten wie dem angeschlossenen Auditorium, in dem 350 Personen tagen können. Weitere kleine Meetingräume, die geschmackvolle Business-Lounge und Co-Working-Spaces schließen sich an.
Kongresszentrum wird Urban Green House
Um Flandern als Konferenzregion noch konkurrenzfähiger zur machen, soll das Internationale Convention Center Ghent (ICC) bis 2024 komplett renoviert werden. Schon heute finden hier circa 170 Events pro Jahr statt. Nach dem Umbau können vor Ort problemlos 2.000 Teilnehmer tagen. Gut erreichbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln und nur einen Steinwurf vom Stadtzentrum entfernt, liegt das Gent ICC im Genter Citadelpark, mitten im Grünen zwischen kleinen Teichen. Das Gebäude aus den 1970er-Jahren ist im Black & White-Industrielook mit originalen Lampen, freigelegten Mauern und viel Sichtbeton gestaltet. Schon jetzt gibt es insgesamt 15 Break-out-Räume und weitläufige Ausstellungsflächen auf den verschiedenen Etagen. Das große Auditorium fasst knapp 1.000 Personen. Alles was hier gezeigt wird, kann auch in die anderen Räume gestreamt werden, was v. a. bei Kongressen einen großen Zuspruch erfährt. Das teilbare Casino kann entweder 700 Teilnehmer in Theaterbestuhlung aufnehmen oder dank fester Bar für Banketts und Gala-Dinner stilvoll hergerichtet werden. Alternativ steht noch ein schöner Bankettsaal für 500 Personen an runden Tischen zur Verfügung.
Im Jahr 1913 fand in Gent die 19. Weltausstellung statt. Um sich auf dieses große Ereignis vorzubereiten, wurden nicht nur historische Gebäude restauriert, sondern auch viele Gebäude wie die ans heutige ICC angrenzende Floralishalle neu entworfen. Schon damals war Gent für seine Blumenindustrie bekannt und während der Weltausstellung konnte die Blumenbranche ihr Wissen und ihre Expertise auf Zehntausenden Quadratmetern Ausstellungsfläche unter einer einzigartigen Stahldachkonstruktion für die ganze Welt zur Schau stellen.
Nach dem Ende der Weltausstellung sollte die Halle in Einzelteile zerlegt in den Kongo transportiert werden, um dort als Bahnhof zu dienen. Doch der Erste Weltkrieg zerschlug diese Pläne. Ende der 1920er-Jahre entstand das angrenzende Indoor-Velodrom „Kuipke“, eine Radrennbahn, die auch für Events genutzt werden kann. „Während des Kongressdinners werden Radrennen gefahren und man kann sogar wetten“, erzählt Lies Geerts, Accountmanagerin im ICC Gent. Nun hat man auch große Pläne für die Floralishalle. Ein Architekturwettbewerb ist in vollem Gange, fünf verschiedene Architekten haben bereits ihre Vorschläge eingereicht. Fest steht, dass sich im Zuge des Umbaus auch im ICC viel ändern wird. Zum Beispiel möchte man Fensterfronten in die Break-out-Räume einziehen, damit man in die dann neu gestaltete Floralishalle schauen kann.
Das Haus mit zwei Gesichtern
Mitten im Stadtzentrum liegt das 4-Sterne-Haus Marriott Gent, das komfortable Tagungsmöglichkeiten bis circa 300 Personen bietet. Je nachdem, von welcher Seite man sich dem Gebäude nähert, zeigt es sein modernes oder sein historisches Gesicht. Beeindruckend ist die mittelalterliche Fassade direkt am Wasser. Im denkmalgeschützten Teil des zwölf Jahre alten Hauses befindet sich auch der verwinkelte Frühstücksraum. Unter der Erde liegt die spektakuläre Krypta, die als Meetingraum und für Empfänge genutzt werden kann. Dank moderner Bar und separatem Eingang können Gruppen bis 90 Personen hier außerdem rauschende After-Partys feiern.Erreicht man die Lobby, erleben die Gäste oft eine Überraschung, denn hier beginnt der moderne Teil des Hauses mit viel Tageslicht. Rund um den verglasten Innenhof sind die 150 Zimmer angeordnet. Im Atrium liegt auch der helle Pausenbereich für Tagungen. Seit September dieses Jahres gibt es eine neue Bar und neue Teppiche in der Lobby sowie in den neun Tagungsräumen, von denen sechs als kleinere Meetingräume dienen. Der amerikanische Stil spiegelt sich in den roten Wänden, viel Glas und Chrom. Der größte Tagungsraum besticht durch seinen Ausblick auf den Fluss.
Investition in die Zukunft
Als Kooperationsprojekt zwischen der Stadt Gent, der Universität sowie der Industrie und Forschung entstand vor einigen Jahren der Tech-Lane-Wissenschaftspark, der wie eine Insel mitten in Gent liegt. Verschiedene Gebäude verteilen sich auf dem 52 Hektar großen Campus A. Ein weiteres Campus-Gelände wird gerade erschlossen. „Wir wollen hier einen Science Park schaffen, in dem Menschen kreativ arbeiten, leben und gemeinsam erleben“, erzählt Beatrice De Keyzer. Bereits 3.300 internationale Wissenschaftler aus verschiedenen Schlüsselindustrien wie Telekommunikation, Biotechnologie, nachhaltige Chemie, Gesundheitstechnologie, Pharmaindustrie, Photonik und Künstliche Intelligenz arbeiten vor Ort. Workspace- und Büroflächen, ein Restaurant, Logistik und weitläufige Grünflächen ergänzen das Angebot. Für internationale Konferenzen und Kongresse gibt es viele Anknüpfungspunkte, die über die Bereitstellung von Räumlichkeiten hinausgehen. Die Hälfte aller Studenten in Gent ist für naturwissenschaftliche Fächer eingeschrieben. Dank verschiedener Kollaborations-Projekte im Tech Lane Science Park, in denen sich Firmen und Forschungszentren mit der Universität austauschen, gibt es für sie vielfältige Möglichkeiten, direkt in einer der hier niedergelassenen Start-ups oder Firmen weiterzuarbeiten. Jedes Jahr kommen sechs bis acht neue Start-ups hinzu.
Antwerpen – Hafenmetropole im Taschenformat
In einer Kulisse aus Mittelalter, Barock und Neuzeit verschmelzen in Antwerpen Zukunft und Vergangenheit. Peter Paul Rubens ist eines der Aushängeschilder, aber auch die „Antwerp Six“, die inzwischen zu den bedeutendsten Modedesignern der Welt gehören. Und natürlich ist Antwerpen mit seinen vier Diamantenbörsen und dank des zweitgrößten Seehafens in Europa noch immer eine der wichtigsten Wirtschafts- und Handelsmetropolen auf dem Kontinent.
Im Verhältnis zum Hafen ist die Fläche der Stadt recht klein. Früher kamen die Schiffe noch bis ins Zentrum, kämpften aber schon immer mit den Gezeiten des Flusses Schelde. Schon 1810 sah Napoleon das Potenzial der Stadt für den Handel und begann mit dem Bau von Schleusen und Docks. Heute ist Antwerpen europäische Drehscheibe für Holz, Stahl, Kakao, Obst, Kaffee und die Petrochemie. Etwa 80 Prozent der Bananen in Europa kommen über Antwerpen. Für Kerosin, Diesel und Benzin gibt es direkte Rohrleitungen nach Brüssel. Kanäle, Autobahnen und eintausend Kilometer Schienennetz verteilen Waren in alle Richtungen weiter. Circa 60.000 Menschen arbeiten direkt im Hafen, 900 Firmen haben hier ihren Standort. In den kommenden Jahren soll das kräftige Wachstum der letzten Jahre anhalten. Der Gesamtumschlag soll dann 300 Millionen Tonnen erreichen. Bis 2030 sind öffentliche Investitionen in Höhe von 1,5 Milliarden Euro in Antwerpens Hafeninfrastruktur geplant. Ein großer Vorteil von Antwerpen ist die Lage, befindet sich der Hafen doch bereits 80 Kilometer im Hinterland der Nordseeküste. Etwa 60 Prozent der Kaufkraft der Europäischen Union konzentrieren sich im Umkreis von 500 Kilometern um die Stadt. Typisch für eine Handelsstadt dieser Größe ist auch die bunte Zusammensetzung der Bevölkerung. Insgesamt 172 Nationalitäten leben aktuell in Antwerpen.
Nachhaltige Ziele
Seit einiger Zeit setzt Antwerpen verstärkt auf Nachhaltigkeit. Die gesamte Innenstadt ist zur Umweltzone geworden. Autos, die in die Umweltzone hineindürfen, aber kein belgisches oder niederländisches Kennzeichen haben, müssen vorher registriert werden. Im Hafen von Antwerpen möchte man zukünftig nachhaltiges Methanol erzeugen und so zu alternativen Energiequellen übergehen. Ziel ist es, zu einem CO2-neutralen Hafen zu werden.
Mit dem Projekt „City of things“ gab Antwerpen außerdem den Startschuss für ein regional übergreifendes Projekt, das darauf abzielt, die Städte in Flandern mithilfe von intelligenten Technologien zu „Smart Cities“ zu entwickeln. Bestimmte Smart-City-Anwendungen, Produkte und Dienstleistungen werden dafür unter realen Bedingungen getestet. In einigen Stadtvierteln Antwerpens wurden beispielsweise Sensoren in Mülltonnen installiert, die überwachen, wann der Müllwagen kommen und die Tonnen leeren muss. Chips in Wasserleitungen und im Abwassersystem analysieren die Wasserqualität der Stadt und warnen vor möglichen Überschwemmungen. Intelligente Ampeln wechseln je nach Verkehrssituation auf Grün oder Rot.
Die Anreise mit der Bahn lohnt sich nach Antwerpen nicht nur aus Nachhaltigkeitsgründen. Seit seiner Renovierung gilt Antwerpens Centraal Station wieder als einer der schönsten Hauptbahnhöfe Europas. Der opulente Prachtbau mit Stuckdecken, Buntglasfenstern und Marmorböden gleicht eher einem Tempel oder Dom.
Direkt gegenüber empfängt das Radisson Blu seine Gäste in bester Lage. Das 4-Sterne-Haus mit seiner auffällig modernen Architektur liegt mitten im Diamantenviertel und bietet einen Panoramablick auf Bahnhof und Zoo. Schon heute liegt die Auslastungsquote der Hotels in Antwerpen bei 72 Prozent. In den nächsten zwei Jahren sollen daher einige neue Häuser im inneren Stadtzentrum dazukommen.
Antwerpens süßeste Location
Im Februar 2019 eröffnete neben dem Radisson Blu das Chocolate Nation in den Räumen eines ehemaligen Aquariums. Entstanden sind ein ansprechendes Museum, das schicke Restaurant Octave und verschiedene Eventräume. Die großen Fensterfronten des Restaurants zeigen direkt auf den Bahnhof und Zoo. Das Museum repräsentiert markenunabhängig die gesamte belgische Schokolade und zeigt während des interaktiven Rundgangs die verschiedenen Stationen zur Herstellung von Schokolade – angefangen auf der Kakao-Plantage bis hin zur Verkostung der fertigen Produkte. Die Touren werden auch in Deutsch angeboten und enthalten viele digitale Überraschungselemente.
Über einen separaten Eingang geht’s in die modernen Eventräume mit viel Sichtbeton, Gold und dunklen Farbtönen. Alle Räumlichkeiten sind nach Kakaosorten benannt, teilweise blickt man direkt ins Museum. Bis zu 330 Personen können hier konferieren oder feiern, ab 300 Personen steht das Restaurant exklusiv zur Verfügung. Der größte Raum des Hauses fasst 120 Personen. Wer nicht das ganze Restaurant buchen möchte, kann das Catering auch in einen der Räume mit integrierter Bar oder den Private Dining Room verlegen. Hautnah wird die Materie in einem Workshop für bis zu 50 Personen vermittelt, in dem man eigene Schokolade herstellt. Insgesamt werden in den hauseigenen Produktionsräumen jeden Tag 60 Kilogramm Schokolade produziert und verkauft, auch das Eis ist selbst gemacht.
Ausgezeichnete Kongresse – in einem Zoo
Das Flanders Meeting & Convention Center Antwerp: A room with a Zoo (FMCCA) hat sich bereits nach kurzer Zeit seit Eröffnung als Veranstaltungsort für internationale Kongresse etabliert. Bereits 2017 wurde es mit dem ICCA Best Marketing Award ausgezeichnet. Direkt neben dem denkmalgeschützten Bahnhof und dem Antwerpener Zoo befinden sich hier 20 Räume und Säle auf rund 25.000 Quadratmetern, die sich auf drei Ebenen verteilen und in 30 Workshop-Räume verwandelt werden können. Insgesamt bietet das Kongresszentrum Platz für circa 2.700 Teilnehmer. Der eindrucksvolle Gebäudekomplex verbindet historische und moderne Architektur geschickt. Die komplett renovierte, altehrwürdige Queen Elisabeth Hall aus dem Jahr 1960 wird über ein marmornes Treppenhaus erreicht und bietet eine exzellente Akustik, die durch neueste Sound-Technik mithilfe beweglicher Deckenpanels und einer Außenfassade aus Metall erzeugt wird. Nicht ohne Grund spielt hier sogar das Antwerpener Sinfonie-Orchester über 40 Konzerte pro Jahr. Das Herzstück des multifunktionalen Konzertsaals bildet das Auditorium mit Platz für 2.000 Teilnehmer.
Beeindruckend auch, wie die tierische Umgebung eingebunden wird: Auf der Empore steht das Skelett des ersten Elefanten aus dem Zoo. Von der Decke des Darwin-Saals, der als Plenarsaal für 250 Personen genutzt wird, hängt das Original-Skelett eines Wals. Das Schmetterlingshaus und das Aquarium stehen für Abendevents wie Dinner und Empfänge zur Verfügung. Auch Open-Air-Veranstaltungen mit musikalischer Untermalung oder Führungen mit einem erfahrenen Zoologen sind Möglichkeiten für ein ansprechendes Rahmenprogramm.
Im modernen hinteren Teil des Komplexes befinden sich Räume mit Holzfußböden und modularen Akustik-Wänden, die nach Bedarf geöffnet und geschlossen werden können. Wie im Tierreich befinden sich die Vögel-Räume hoch oben in der 2. Etage, gefolgt von den darunterliegenden Gorilla- und den Okapi-Räumen.
Auf Napoleons Spuren
Als Napoleon das „Palais op de Meir“ im Jahr 1811 kaufte, hatte er Antwerpen als perfekten Ort identifiziert, um London per Schiff zu attackieren. Die prächtige Herberge wurde nach seinen Vorstellungen verschönert und eingerichtet, allerdings nie von ihm bewohnt. Später ging das Stadtpalais in den Besitz der Krone über und wurde von den niederländischen und belgischen Königen für den Empfang ausländischer Gäste genutzt. König Leopold II. war es auch, der es um den großen Spiegelsaal erweitern ließ. Später ging das Palais an das belgische Volk und wurde zunächst ein Filmtheater. Nach einer gründlichen Renovierung im Jahr 2010 und nach langer Suche stehen heute wieder die originalen Möbel und Kunstgegenstände an ihrem Platz. Auch die Fußböden wurden erhalten. Beim Galadinner für maximal 100 Personen unter Rokoko-Kronleuchtern oder beim Empfang für 250 Personen fühlt man sich wahrlich fürstlich.
Im Erdgeschoss des Gebäudes mitten im historischen Zentrum befinden sich heute ein Geschäft des Brügger Chocolatiers Dominique Persoone „The Chocolate Line“ – ein Schokoladenshop der etwas anderen Art – sowie das „Café Imperial“.
Elegantes Kleinod mit Tresor
Im ehemaligen Gebäude einer belgischen Privatbank befindet sich das größte Boutique-Hotel der Stadt. Das inhabergeführte Hotel Franq wurde im Jahr 2017 eröffnet, Teile des neoklassizistischen Gebäudes sind auf der historischen Bausubstanz aufgesetzt. Die 39 besonderen Zimmer, in denen teilweise das Original-Dachgebälk freigelegt wurde, gruppieren sich um den eleganten Innenhof mit Marmorsäulen. Im Außenbereich mit Brunnen kann ein Haus aus dem 14. Jahrhundert mit handgemalten Fliesen aus Delft besichtigt werden, eines der letzten erhaltenen Häuser aus dieser Zeit.
Der Bezug zur Geschichte blieb vielerorts erhalten. Das holzgetäfelte ehemalige Banker-Wohnzimmer dient heute als Meeting- oder Boardroom für circa 32 Personen. Daneben gibt es zwei weitere Boardrooms, die auch für Private Dinner gebucht werden können. Der einzigartige Weinkeller des Hauses befindet sich im ehemaligen Tresorraum. Für den Gourmetfaktor sorgt das michelinprämierte Restaurant. Und für das besondere Schlaferlebnis die Wahl der Betten – die kommen nämlich aus dem englischen Betrieb, der auch den Buckingham Palace beliefert. „Die Queen schläft also im gleichen Bett wie Sie, wenn Sie bei uns nächtigen“, verabschiedet uns Guest Service Managerin Marijke Van Heertum.
Brandneues Heiligtum
Im Backsteingebäude eines ehemaligen Militärhospitals und Augustinerklosters für Nonnen eröffnete im April 2019 ein weiteres Boutique-Hotel seine Türen. Auch hier wird eine Brücke zwischen Historie und modernem Design geschlagen. Nicht nur der Name des Hotels August soll an die Klosterzeit erinnern. Auch andere Elemente blieben erhalten. So findet sich im Garten ein 500 Jahre alter Gebetsstein. Die dunklen Original-Holzfußböden wurden mit eleganten Farbtönen in Grau und Beige kombiniert. In der Bibliothek mit Kamin stehen moderne Designmöbel. Teilweise wurde das Dachgebälk in den 44 Zimmern kunstvoll freigelegt und integriert. Den stärksten Kontrast bildet jedoch die Bar mit ihrer Empore in der ehemaligen Kapelle. Auch sie ist ein Eventraum, der für bis zu 100 Personen exklusiv gebucht werden kann.
Außerdem gibt es im August drei kleinere Meetingräume für bis zu 32 Personen, einen Pavillon sowie einen großen Innenhof und Garten, der von Gruppen bis 200 Teilnehmer genutzt werden kann. Dafür lässt sich die Terrasse sogar beheizen. In den Innenräumen sorgen handgewebte Teppiche, viel Tageslicht und maßgeschneiderte Möbel für eine elegante, aber dennoch gemütliche Atmosphäre. Viele Menschen aus Antwerpen pilgern allein wegen des Chefkochs Nick Bril ins August, der auch im preisgekrönten Antwerpener Restaurant „The Jane“ kocht. Serviert wird im Korridor rund um die ursprüngliche Kapelle.
Tagen auf dem Campus
In Antwerpen liegen verschiedene Campus der Universität nah beieinander. Zum Teil werden hier sehr geschmackvolle Räumlichkeiten vorgehalten, die auch vermietet werden, wenn gerade kein Lehrbetrieb herrscht. Einzige Bedingung ist, dass man den Catering-Service der Universität beauftragt. Im Institut für Entwicklungspolitik und Management werden die Gäste zunächst im herrschaftlichen Patio empfangen, bevor es weiter in den modernen Promotionssaal mit schwarzen Wänden und roten Stühlen im Keller geht. Hier können etwa 100 Personen tagen und konferieren. Im umliegenden Gewölbe gibt es verschiedene Break-out-Räume, der Platz vor dem Promotionssaal kann für das Catering genutzt werden. Direkt nebenan und über einen separaten Eingang erreichbar liegt die Kapelle. In der entweihten, originalen Klosterkirche befinden sich moderne Technik, ein Rednerpult und eine mobile Bühne. Alle 120 Personen haben dank Bildschirm eine optimale Sicht auf das Geschehen. Auch technischen Support bietet die Universität bei Bedarf an. Und natürlich den Kontakt zu eventuell benötigten Experten.
Ein Diamant im Hafen
Über dem Backsteingebäude einer ehemaligen Feuerwache eröffnete Ende 2016 eine außergewöhnliche Eventlocation ihre Tore. Die mehrfach ausgezeichnete, inzwischen verstorbene Architektin Zaha Hadid gestaltete das Port House sowie das gesamte Gelände drumherum komplett neu. Dabei kombinierte sie Industriearchitektur mit viel Glas. Das Port House wurde über dem Dach des alten, denkmalgeschützten Gemäuers wie ein Schiffsbug aufgesetzt. Die neue Verlängerung zeigt in Richtung Schelde und verbindet das Gebäude mit dem Fluss. Massive Balken stützen den neuen Gebäudeteil, der in Form und Gestaltung auch einen sich bewegenden Diamanten darstellt. Damit symbolisiert das Port House viele Facetten des Hafens. Insgesamt wurden in der Fassade 455 Stahldreiecke verbaut, die auf einer Seite bereits geschliffen und auf der anderen noch ungeschliffen wirken. Die dynamische Optik entsteht, weil sich das Wasser permanent in der Fassade spiegelt. Besonders deutlich wird das bei einem Gang auf die Brücke, die in luftiger Höhe nah ans Wasser heranreicht. Im Jahr 2016 gewann das Port House für sein nachhaltiges und energieeffizientes Design bereits einen Sustainability Award.
Alle Firmen mit einer Niederlassung im Hafen dürfen das Port House einmal pro Jahr für ihre eigenen Veranstaltungen nutzen. An den anderen Tagen stehen drei verschiedene Eventräume zur Verfügung. Allerdings darf keine kommerzielle Nutzung wie der Verkauf von Produkten vor Ort erfolgen. Im Erdgeschoss befindet sich das Atrium mit einer maximalen Kapazität von 250 Personen, die hier zu abendlichen Empfängen oder Ausstellungen begrüßt werden können. Direkt daneben liegt der multifunktionale Marc-van-Peel-Saal, eine ehemalige Bibliothek. Er kann bis zu 99 Personen aufnehmen und sehr flexibel bestuhlt und genutzt werden. In der 6. Etage können kleinere Tagungen, Seminare und Podiumsdiskussionen im Auditorium stattfinden. Davor gibt es ein großzügiges Foyer für Kaffeepausen, Flying Dinner und Empfänge. Im Rahmen der Veranstaltung können bei Interesse kurze Führungen durch das Gebäude gebucht werden. Ein Gang, der sich nicht nur für Architekturinteressierte lohnt. ?(KS)