Verband & Tagung - VERBÄNDEREPORT 1 / 2014

„Es ist nicht alles nur Hochglanz“

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Berlin ist anders – und soll es auch bleiben. Heike Mahmoud, Director Conventions des Berlin Convention Office (BCO) von visitBerlin, spricht über Einflüsse von außen, das Kulturprogramm der Stadt und darüber, was Berlin heute ausmacht.


© Verbändereport


 

 

Die Zahlen der Berlinbesucher sprengen jedes Jahr aufs Neue alle Rekorde. Was ist Ihre Erfahrung: Was macht Berlin so reizvoll?

 

Heike Mahmoud: Die Stadt bietet ein sehr, sehr breites Spektrum für alle Interessen. Auf der einen Seite haben wir eine lange Historie, deshalb ist die Stadt für Touristen interessant. Auf der anderen Seite zieht sie natürlich auch Geschäftsleute an, denn Berlin ist Bundeshauptstadt, hier sind viele Institutionen, auch viele Headquarter der Verbände, platziert. Die Nähe zur Politik ist natürlich gerade für Tagungen und Kongresse sehr wichtig. Unternehmen und Verbände wollen diese Nähe nutzen. In Berlin schlägt sozusagen das Herz von Deutschland.

 

Berlin ist außerdem eine weltoffene Stadt. Menschen aus mehr als 180 Nationen leben hier miteinander. Die Stadt ist daher ständig in Bewegung. Es kommt immer etwas Neues dazu. Eine Weltstadt, die nicht stillsteht, das ist es, was Berlin ausmacht – auch international. Bei Tagungen und Kongressen versuchen viele Veranstalter, einen Ausschnitt davon in ihre Veranstaltungen zu integrieren. Berlin bietet dafür sehr viele Locations, aus denen sich die Organisatoren einer Veranstaltung etwas Passendes heraussuchen können. Sie planen so, dass die Teilnehmer die Stadt bei der Abendveranstaltung kennenlernen.

 

Clärchens Ballhaus © visitBerlin/Günter Steffen

 

Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist natürlich auch ein USP für Berlin. Wir haben eine hervorragende Hotellerie, die „State of the Art“ ist, da immer wieder neue Hotels mit modernen Designs öffnen. Berlin hat Hotels mit unterschiedlicher Ausstattung im Angebot, was für die Budgetgestaltung der Verbände eine große Rolle spielt. Wir sind mittlerweile eine der erfolgreichsten Städte im europäischen und auch im weltweiten Vergleich – wir haben große Zuwachsraten, nicht nur im touristischen Bereich.

 

Berlin ist beliebt wegen seiner Vielfältigkeit, dafür, dass verschiedene Lebensstile nebeneinander Raum finden. Denken Sie, das unkonventionelle Berlin kann erhalten bleiben, wo doch überall renoviert, modernisiert und neu gebaut wird?

 

Street Art © visitBerlin/GrothausWir tun natürlich sehr viel dafür, dass das erhalten bleibt. Der Senat fördert viele unterschiedliche Cluster, beispielsweise die Kultur an sich, die Subkultur und die Club-Kultur, Entertainment und Nightlife. Das spielt für Berlin eine große Rolle, nicht immer in Kombination mit Tagungen und Kongressen, aber sozusagen als Lebensgefühl. Klar, die Bezirke verändern sich, im Stadtzentrum wird sehr viel gebaut – auch zu anderen Konditionen als früher: Die Stadt wird teurer, dennoch versucht man, das Unkonventionelle in verschiedenen Stadtbezirken zu erhalten, und legt Wert drauf, dass sich alles gut vermischt. Wir möchten, dass Neues entsteht, aber Altes muss erhalten bleiben. In der Stadt und auch im Senat gibt es viele Diskussionen darüber, wie man beides zusammenbringen kann, da dies die Vielfältigkeit Berlins eben ausmacht. Es ist nicht alles nur Hochglanz wie in manch anderen Weltstädten. Berlin ist anders. Und dieses Anderssein wollen wir natürlich so lange wie möglich erhalten.

 

Ein Viertel der Berlin besucher sind Reisende zu Kongressen und Tagungen. Wie viele kommen von Verbänden?

 

Wir erheben die Zahl der Besucher von Verbänden nicht im Detail. Wir haben sehr viel Verbandsgeschäft, Verbände müssten schätzungsweise mindestens ein Drittel der Businessbesucher ausmachen. Das Verbandsgeschäft spielt für die Stadt eine wichtige Rolle und auch für uns beim tagtäglichen Marketing. Es zählt zu unseren wichtigsten
Zielgruppen.

 

Warum begrüßen Sie Tagungsteilnehmer und Verbände besonders gerne in der Stadt?

 

Kongressteilnehmer haben natürlich ein anderes Ausgabeverhalten als Touristen. Sie lernen die Stadt durch Kongresse und Veranstaltungen kennen und können von den Netzwerken und dem Know-how der deutschen Hauptstadt profitieren. Doch meistens ist das Tagungsprogramm so eng gestrickt, dass sie kaum Luft holen und auch nicht länger bleiben können. Businessreisen sind aber eine tolle Möglichkeit, diese Zielgruppe zu bewegen, auch einmal nach Berlin zu kommen, wenn sie privat unterwegs sind. Das gelingt gut, wenn man neben der Businessveranstaltung auch etwas von der Hauptstadt zeigt. Viele der Teilnehmer kommen dann später noch einmal mit der Familie oder mit Freunden nach Berlin.

 

Was sind solche Eckpunkte, die sich neben einer Veranstaltung zeigen lassen?

 

Bread & Butter auf dem Flughafen Berlin Tempelhof © visitBerlin/ScholvienWir haben ein breit gefächertes Angebot, im Grunde ist für jeden etwas dabei. Themen sind beispielsweise Kunst und Kultur. Wir haben im Moment über 300 Galerien in der Stadt, dazu bieten wir das „Gallery Weekend“ an. Es gibt vielfältige Museen, die ihre Tore auch für Veranstaltungen öffnen. Ich finde das sehr spannend, weil die Besucher dadurch die Möglichkeit haben, etwa beim Dinner ein Museum kennenzulernen. Dadurch bekommt man einen ganz anderen Blickwinkel von der Stadt – das wird sehr gerne genutzt.

 

Was leistet das BCO, um Tagungsveranstaltern und Tagungsgästen möglichst gute Arbeitsbedingungen zu bieten?

 

Wir haben in den vergangenen Monaten unsere Internetseite komplett überarbeitet und neu gestaltet. Jetzt gehen wir verstärkt auf die verschiedenen Zielgruppen ein, das war vorher nicht so differenziert. Für Verbände haben wir dort eine ganze Liste mit verschiedenen BCO-Angeboten zusammengestellt. Damit wird ihnen die Organisation und Durchführung von Events in Berlin maßgeblich vereinfacht.

 

Auf unserer Internetseite gibt es auch den neuen Venue Finder. Dieses Tool wurde so programmiert, dass es auf Tablets und Smartphones läuft. Veranstaltungsplaner finden die passende Berliner Location damit mobil und schnell. Die Resonanz auf dieses neue Angebot ist sehr positiv.(AB)

 

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