Ob BDI oder Caritasverband, ob Greenpeace oder Deutsches Rotes Kreuz: Sie alle sind im Jargon der Politik und Sozialwissenschaftler „Non-Profit-Organisationen“ (NPO). Da nimmt es nicht Wunder, dass diese Vielfalt von Organisations und Interessenformen schon seit längerem das professionelle Interesse der Wissenschaften ge-funden hat.
Am 16. und 17. März 2000 trafen sich die NPO-Forscher zu ihrem 4. Internationalen Colloquium“, das diesmal vom Verbandsmanagement-Institut an der Universität Freiburg in der Schweiz ausgerichtet worden ist. Das 3. Internationale Colloquium der NPO-Forscher war im Jahr 1998 unter der Leitung von Professor Dr. Dieter Witt vom Seminar für Vereins‑ und Verbandsforschung am Institut für Sozialökonomik des Haushalts an der Technischen Universität München veranstaltet worden.
Womit befassen sich NPO-Forscher?
Stand das 98er Colloquium noch unter dem Leitthema „Ehrenamt und Modernisierungsdruck in Non-Profit-Organisationen“, so trafen sich die Forscher in diesem Jahr, um dem Thema „Non-Profit-Organisationen im Wandel: Herausforderungen, gesellschaftliche Verantwortung, Perspektiven“ nachzugehen.
Der Vormittag des ersten Tages war in Freiburg den grundsätzlichen Forschungsperspektiven gewidmet, so dem Thema, wie die Wandlungsprozesse im Non-Profit-Sektor unter organisationstheoretischen Gesichtspunkten erfasst werden können. Hierzu referierte Prof. Dr. Helmut Anheier vom Centre for Voluntary Organizations der London School of Economics. Dem schloss sich ein Vortrag von Prof. Dr. Christoph Badelt zum Thema an, wie die Wirtschafts‑ und Sozialpolitik auf den Wandel im Non-Profit-Sektor reagiert. Prof. Dr. Antonin Wagner untersuchte dann die Rolle der Non-Profit-Organisationen im „System der gemischten Wohlfahrtsproduktion“.
Der Nachmittag war dann sechs Arbeitsgruppen vorbehalten, in die jeweils zwei Referate einführen:
Arbeitsgruppe 1 unter der Moderation von Prof. Dr. Reinbert Schauer vom Institut für Betriebswirtschaftslehre der gemeinwirtschaftlichen Unternehmen an der Universität Linz befasste sich mit dem Verhältnis von kulturpolitischem Controlling und Non-Profit-Organisationen sowie möglichen Anreizsystemen für Führungskräfte in Non-Profit-Organisationen.
Die Arbeitsgruppe 2 unter der Moderation von Prof. Helmut Anheier rückte Fragen des Total Quality Managements in Non-Profit-Organisationen und Probleme der Kirchenfinanzierung vor dem Hintergrund rückläufiger Kirchensteuereinnahmen in den Mittelpunkt.
Arbeitsgruppe 3 behandelte Probleme, die bei der Fusion von Kreditgenossenschaften auftauchen und untersuchte kommerzielle Aktivitäten von soziokulturellen Non-Profit-Organisationen aus betriebswirtschaftlicher Sicht. Diese Arbeitsgruppe wurde von Prof. Dr. Sebastian Schnyder von der Universität Freiburg geleitet.
Welche marktbezogenen Informationsanforderungen stellen sich in Non-Profit-Organisationen und wie lässt sich eine bedürfnisorientierte Betriebswirtschaftslehre für Sozialunternehmen begründen, waren die Gegenstände der Arbeitsgruppe 4, die von Prof. Dr. Reinbert Schauer moderiert wurde.
Unter dem Thema „Zwischen Schadensbegrenzung und aktiver Mitgestaltung: Unterschiedliche Formen gesellschaftlicher Einflussnahme von Non-Profit-Organisationen“ diskutierte die Arbeitsgruppe 5 (Moderation: Prof. Dr. Helmut Anheier). Sie untersuchte zugleich „Großgruppeninterventionen und institutionelle Vernetzungen im Non-Profit-Sektor“.
Die Determinanten der Freiwilligenarbeit anhand der Schweizerischen Arbeitskräfteerhebung aus dem Jahr 1997 war eines der Themen der Arbeitsgruppe 6.
Der zweite Tag wurde mit einem „Praktikervortrag“ eröffnet, bei dem Hubert Bucher, Delegierter des Schweizerischen Roten Kreuzes für internationale Beziehungen in Genf, über die „Strategische Herausforderung der Rot-Kreuz-Bewegung“ referierte.
Wie sich die Non-Profit-Organisationen im Wandel bewähren müssen, war dann Gegenstand der abschließenden Podiumsdiskussion unter Leitung von Prof. Dr. Dieter Witt von der TU München. Man sieht: Die Non-Profit-Organisationen werden thematisch aus vielen Richtungen eingekreist.