Verbändereport AUSGABE 9 / 2005

Wissen, wohin die Reise geht

Der Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft

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Die deutsche Wirtschaft könnte ohne Mobilität überhaupt nicht existieren. Noch wird das mancherorts verkannt. Doch mit dem Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft (BTW) hat sich die Schlüsselbranche unserer mobilen Gesellschaft formiert – ein Verband von großem Gewicht, in Berlin wie in Brüssel.

Vor zehn Jahren gegründet, steht der BTW als erster Repräsentant der heimischen Tourismuswirtschaft auch in diesen Tagen als Unikat in der Verbandslandschaft. Und das europaweit. Rückblick: Nicht die Suche nach Synergien führte zur Bündelung der tourismusrelevanten Kräfte im Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft. Vielmehr suchte die Politik einen kompetenten Meinungsführer für die gesamte Branche. Ein wichtiger Schritt, nachdem zuvor die Fachverbände sowie einzelne Unternehmen vor allem Einzelinteressen vertreten hatten. Was fehlte, war eine gemeinsame Stimme zu den übergreifenden Themen des Reisens. Aus der Taufe gehoben wurde der BTW im Bundeswirtschaftsministerium in Bonn, begrüßt vom damaligen Wirtschaftsminister Günter Rexroth. Einer der großen, wirkungsvollen deutschen Verbände war geboren.

Heute ist der BTW anerkannter und gefragter Gesprächspartner von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Deutschland wie in Europa. Eine Stimme, die sowohl im Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) als auch im Europäischen Beratungszentrum der Deutschen Wirtschaft (EBZ) und in der Welttourismusorganisation (WTO) viel wiegt.

Alleinstellung

Was macht den Verband so einzigartig? Der BTW ist weder ein reiner Verband der Verbände noch ein reiner Unternehmens- oder Unternehmerverband. Der BTW ist eine Kombination. Er vereint 39 große Unternehmen und starke Verbände der Branche auf gleicher Augenhöhe am runden Tisch. Sie stehen für die Anbieter im Auslands- wie im Deutschlandtourismus, die Geschäftsreisenden und Urlaubern das Reisen erst möglich machen. Dies reicht von der Gastronomie über die Reiseveranstalter, den Fluggesellschaften bis zum Einzelhandel und viele mehr.

Maximen

Als unternehmerisch ausgerichteter Dachverband vertritt der BTW die gesamtpolitischen Interessen der Tourismuswirtschaft. Er wahrt und fördert die gemeinsamen Belange der Firmen, die sich im Tourismus innerhalb Deutschlands, aus und nach Deutschland betätigen. Ein Mittler zwischen Politik und Wirtschaft, vertreten durch den Präsidenten Klaus Laepple sowie die Mitglieder des Präsidiums und die Geschäftsführung. Um die entsprechenden Rahmenbedingungen einzufordern, operiert der BTW mit kleinen, so doch hoch qualifizierten und schlagkräftigen Teams. Der BTW an sich ist schlank organisiert. Themenbezogen greift er auf die unerreichte Fachkompetenz seiner Mitglieder aus den Spezialgebieten der Reisebranche zurück.

Das macht den BTW zu einem der größten Expertennetze unter den deutschen Verbänden, mit seiner konzentrierten Zentrale im Berliner Verbändehaus Handel Dienstleistung-Tourismus. Mit detaillierten Fachthemen befassen sich die Mitgliedsunternehmen und -verbände. Die Themen von übergeordneter Bedeutung für die Mobilität führt der BTW.

Aufgabenkatalog

Der komplexe Aufgabenkatalog, der alle Problembereiche der Tourismuswirtschaft einklammert, erfordert eine Prioritätenliste, die jährlich neu erstellt wird. Diese Themen zu gewichten und platzieren obliegt dem Präsidium. Zu den Kernaufgaben zählen:

  • Die Sicherung der Mobilität auf der Straße, der Schiene, dem Wasser und in der Luft.
  • Der Abbau bürokratische Regulierungen in Berlin und Brüssel.

Positive Entwicklungen zeichnen sich auf Bundes- und Landesebene ab, so bei dem Erhalt steuerfreier Zuschläge für Nacht-, Sonn- und Feiertagsarbeit und bei der Liberalisierung der Sperrzeiten in Hotellerie und Gastronomie.

Auf europäischer Ebene richtet sich der Fokus auf die Öffnung der Schienennetze in Europa (Trans Net) und gegen einen bundesdeutschen Alleingang in der EU für die Einführung einer Ticketabgabe bzw. Kerosinbesteuerung des Flugverkehrs. Weitere Themen sind der Abbau wettbewerbsverzerrender Subventionen im Airlinemarkt, die Harmonisierung der Mineralölsteuersätze in der EU und eine Mehrwertsteuersenkung für Gastronomie und Hotellerie. Für konkrete Mitsprachemöglichkeiten auf EU-Ebene unterhält der Verband eine eigene Vertretung in Brüssel.

Anerkennung

Trotz schlanker Or-ganisation ist der BTW an allen Schaltstellen präsent. Ein Grund ist, dass neben den ehren- und hauptamtlichen Funktionären bekannte Vertreter führender Touristikunternehmen den Verband gegenüber der Politik vertreten. Generalsekretär Christian Ehlers berichtet vom jüngsten BTW-Spitzengespräch in Brüssel: „Der zuständige EU-Kommissar hat das BTW-Modell den anderen europäischen Ländern zur Übernahme empfohlen.“ Das große Interesse der Politik sieht BTW-Geschäftsführer Ulrich Rüter aufgrund seiner Erfahrungen in der Bundeshauptstadt bestätigt. Wenn der Bundespräsident oder der Bundeskanzler einen Repräsentanten der Tourismuswirtschaft zu Auslandsreisen einladen, dann sei das für die Branche ein deutliches Signal, „dass unsere Stimme heute zählt.“

Der Dienstleistungssektor war noch vor zehn Jahren außerhalb des Fokus der deutschen Politik. Das hat sich grundlegend geändert, gerade auch durch die Positionierung des BTW. Eben weil die sehr heterogene Branche, die einzig das Engagement für das Wohl der reisenden Menschen eint, für grundlegende Fragen den Schulterschluss übt. Mobilität kann nur vernetzt organisiert und konzipiert werden, so der Ausgangsgedanke.

Denken in Netzwerken

Größter Verdienst des BTW ist es, ein Fundament für das Netzwerkdenken in der Branche gegossen zu haben. Ein erfolgreiches Engagement gegen engstirnige und egoistische Ansprüche einzelner. Ein Beispiel, wie zum Beleg dafür, wie feinmaschig das Netz geknüpft ist: Deutschland ist weltweit das Messe- und Kongressland Nr. 1.

Dürfen die entscheidenden Verkehrsflughäfen nicht genug Start- und Landegenehmigungen anbieten, so trifft dies nicht nur Airports und Airlines. Geradezu behindert werden hierdurch auch die Messe- und Kongressgesellschaften, die mit ihren Veranstaltungskonzepten Besucher aus der ganzen Welt nach Deutschland anziehen. Sollten die Messen deshalb nicht den Erwartungen entsprechen, können die Hotels ihre in den Messeregionen speziell aufgebauten Kapazitäten nicht auslasten. Ein Dominoeffekt: Arbeitsplätze wackeln, Steuern brechen weg und Bankenkredite geraten ins Wanken. Mit gutem Recht sagt Generalsekretär Ehlers: „Wer politische Verantwortung trägt, der muss Netzwerk-Zusammenhänge begreifen und seine Entscheidungen in jedem Einzelschritt danach ausrichten.“ Dieses Verständnis in jeder Phase zu implementieren, betrachtet der BTW als eine seiner Kernaufgaben.

Highlights

Das Geschäftsjahr der Tourismuswirtschaft ist geprägt durch resonanzstarke Veranstaltungen.

  1. Der Tourismusgipfel
    Der Tourismusgipfel, der bald nach der Verbandsgründung erstmals ausgerichtet wurde und nun in die neunte Runde geht, darf somit ruhig als „Traditionsgipfel“ bezeichnet werden. Traditionell am Regierungssitz angesiedelt, ist das Berliner Hotel „Adlon“ der Schauplatz 2005. Das Gipfeltreffen dreht sich stets um ein Schwerpunktthema aus der Politik. Diesmal rückt die bilaterale Tourismusentwicklung Deutschland-China in den Mittelpunkt der Diskussion. Die 500 Namen lange Gästeliste liest sich wie das Who’s who aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Darunter aus der Politikprominenz unter anderem Günter Verheugen, Claudia Roth, BDI-Präsident Jürgen Thumann, die Lenker der großen Konzerne der Branche sowie hoch angesehene Persönlichkeiten wie Königin Sylvia von Schweden und Franz Beckenbauer. Auch in Angela Merkels Terminkalender ist der Tourismusgipfel vorgemerkt. Ein großes Echo, das die breite Akzeptanz des Fachverbandes unterstreicht.
  2. Die Internationale Tourismus-Börse (ITB)
    Als weltweit führende Fachmesse bietet die Internationale Tourismus-Börse ITB 10 400 Ausstellern aus 181 Ländern in Berlin eine Bühne für die globale Angebotsbreite. Wichtige Impulse gehen von diesem Branchentreffen aus. Für den BTW ist diese Leitmesse der weltweiten Tourismuswirtschaft von größtem Interesse. Für den deutschen Spitzenverband ist die ITB Treffpunkt der Entscheider. BTW-Präsident Klaus Laepple sitzt dem ITB-Fachbeirat vor. Der Spitzenverband setzt damit hinter die Bedeutung der Leitmesse ein Ausrufezeichen.

    Der Tourismusgipfel ist das Spitzentreffen zwischen Tourismuswirtschaft und Politik. Die Internationale Tourismus-Börse ITB-Berlin ist die weltweite Leitmesse der gesamten Reisebranche.

Vorausgeschaut

Die Hearings der politischen Ausschüsse in Berlin und Brüssel sind ohne Verbände kaum möglich. Um eingeladen und gehört zu werden, müssen sich die Verbände öffentlich bemerkbar machen. Dies ist dem BTW in den vergangenen Jahren getreu dem Motto: „Nur wer wahrgenommen wird, wird auch gehört“ eindrucksvoll gelungen. Generalsekretär Christian Ehlers blickt voraus: „Wir alle müssen daran arbeiten, dass unsere in Europa einmalige Konstruktion und unser in vielen Jahren erarbeitetes Ansehen als Stimme der Tourismuswirtschaft und Perle der deutschen Verbandslandschaft erhalten bleibt.“

Weitere Informationen
www.btw.de

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