Im Interview mit dem Präsidenten des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e. V., Generalinspekteur a. D. Wolfgang Schneiderhan, ging es nicht nur um die Zukunft des Volksbundes, der in seiner Mitgliederschaft überaltert ist. Schneiderhans Denken kreist um aktuelle Fragen wie: „Was wird aus Menschen im Krieg? Müssen wir Verrohung akzeptieren, Gewalt- und Rachegedanken?“ Noch geht es für den Volksbund auf der Arbeitsebene auch in Russland weiter. Im Gespräch mit Henning von Vieregge skizziert Schneiderhan mögliche Versöhnungsprojekte nach dem Ende des Krieges.
Verbändereport: Fangen wir vorne an, mit der Geschichte des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Die 100-Jahre-Feier liegt hinter Ihnen. Wolfgang Schneiderhan: Volksbund und Kriegsgräberfürsorge sind Begriffe, die nicht so leicht über die Lippen gehen. Sie hängen mit dem Gründungsdatum 16. Dezember 1919 zusammen, ein Jahr nach dem Ende des Ersten Weltkrieges. Im Zentrum stand die Frage: Wer kümmert sich um die Gefallenen im Ausland? Wie geht man mit den Kriegstoten um? Bald bildete sich eine Bürgerinitiative, heute würde man sagen eine Nichtregierungsorganisation, die versprach: Wir kümmern uns darum. Ihr Gründungsgedanke ist bis heute gültig: Wie geht man mit denen um, die für Volk und Vaterland – mit den alten Begriffen gesprochen – ums Leben gekommen, gefallen sind? In der Zeit des Nationalsozialismus verirrte sich der Volksbund und hat sich selbst gleichgeschaltet. Und wie ging es nach dem Zweiten Weltkrieg weiter? Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete sich der Volksbund