Frank Roselieb ist geschäftsführender Direktor des Instituts für Krisenforschung („Krisennavigator“), ein Spin-off der Universität Kiel. Seit 1998 beschäftigt sich der Wirtschaftswissenschaftler in Forschung, Lehre, Training und Beratung ausschließlich mit Krisen, Skandalen, Konflikten und Katastrophen – von morgens bis abends. In der Corona-Krise leisten der Krisenforscher und seine Kollegen viel Aufklärungsarbeit. Das Interview für den Verbändereport führte Henning von Vieregge am 26. März 2020 per E-Mail.
Verbändereport: Herr Roselieb, besonders in Corona-Zeiten sind Sie ein viel gefragter Interviewpartner. Was will man vor allem von Ihnen wissen? Frank Roselieb: In den zurückliegenden Jahren haben die Behörden und Unternehmen die Kommunikation über Katastrophenschutz und Krisenprävention immer weiter heruntergefahren. Grund dafür ist insbesondere die Bedrohung durch den internationalen Terrorismus, aber auch durch Links- und Rechtsextreme. Man möchte keine Ansatzpunkte liefern, um gut durchdachte Rückfallebenen zerstören zu lassen. Der Feind hört quasi mit. Darum ist vielen Bürgern und Journalisten die Organisation der staatlichen Vorsorge für schlechte Zeiten gar nicht mehr präsent. Hier leisten wir derzeit viel Aufklärungsarbeit. Außerdem bin ich seit mittlerweile 22 Jahren Direktor des Instituts für Krisenforschung in Kiel, habe also von morgens früh bis abends spät mit Krisen, Katastrophen, Konflikten und Skandalen zu tun. Ich werde daher oft als „Begutachtungsinstanz“ der Lan