Die deutsche Gesellschaft wird intensiv gestaltet durch das freiwillige Engagement der Einwohner. Fast jeder zweite engagiert sich in seiner Freizeit für einen gemeinnützigen Zweck. Wie die Grundlagen des modernen Ehrenamts schon vor 200 Jahren gelegt wurden und heute Wurzel unseres demokratischen und aufgeklärten Staats sind, ist in Teil 1 dieser Serie beschrieben. Teil 2 befasst sich mit der Gegenwart: In jedem Verein wird früher oder später der Ruf nach Professionalisierung laut. Doch was heißt das überhaupt? Wörtlich genommen würde es bedeuten, die ehrenamtliche Arbeit beruflich zu tun. Ein Widerspruch in sich? Dieser Beitrag beschreibt die Organisations- und Rechtskonstrukte, in denen Vereine und Verbände manövrieren. Er wirft insbesondere einen Blick darauf, wie sehr sich die verschiedenen Formen der Mitarbeit unterscheiden können.
Professionalisierung und Wachstum Vereine stoßen früher oder später an Grenzen ihrer Möglichkeiten. Wächst der Verein in seiner Mitgliederzahl oder in den Leistungen, die er erbringt, setzen die Fähigkeiten und die verfügbare Zeit seiner Funktionäre Limits. Ein erster Schritt ist es dann, die Arbeit auf die Schultern mehrerer Vereinsmitglieder zu verteilen, indem diese Ämter bzw. Funktionen übernehmen und damit zu ehrenamtlichen Mitarbeitern werden. Der Verein wächst und professionalisiert sich also aus der Substanz seiner Mitglieder durch Delegation von Arbeit und Verantwortung. Ein zweiter Schritt ist es, dass der Verein oder Verband Arbeitnehmer als Mitarbeiter beschäftigt oder Know-how und Leistungen von externen Dienstleistern einkauft. Auch hier setzt der Verein Substanz ein, allerdings nicht die ideell motivierte freiwillige Arbeit seiner Mitglieder, sondern seine Finanzmittel. Es handelt sich also zuvorderst um eine Ressourcenallokation. Solange eine Leistung im erforderlichen Umfang und N