Für Wirtschaftsverbände steht es außer Frage, dass die EU ganz wesentlich den wirtschaftlichen Erfolg ihrer Unternehmen bestimmt. Dementsprechend haben sie – mit nur wenigen Ausnahmen – alle die EU-Politik im Visier und sind bestrebt, ihre Mitglieder durch aktives Lobbying vor problematischen Entwicklungen zu schützen. Die größte Herausforderung, aus ihrer Sicht, ist die in Brüssel initiierte wachsende Regulierungsdichte und deren zunehmend politische Ausrichtung. Am Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES) wurde in einer breit angelegten Befragung untersucht, welche Lobbyinstrumente und -wege die Wirtschaftsverbände verschiedener Mitgliedsstaaten sowie Verbände auf EU-Ebene nutzen und welche Änderungen sich im europäischen Lobbying in den letzten Jahren ergeben haben.
Wie stellen sich die Wirtschaftsverbände auf die europäischen Herausforderungen ein? Gibt es einen Königsweg erfolgreicher Lobbyarbeit oder gibt es deutliche Unterschiede zwischen nationalen und den in Brüssel ansässigen europäischen Wirtschaftsverbänden? Haben sich die nationalen Verbände im Laufe der Zeit europäisiert und in ihren Vorgehensweisen angeglichen oder verfolgen sie je nach ihrer nationalen Herkunft immer noch deutlich unterschiedliche Strategien? Wer sind die bevorzugten Adressaten und wie intensiv wird Kontakt zu ihnen aufgenommen? Auf welche Weise wird versucht, Einfluss auszuüben? Haben die Veränderungen der Rahmenbedingungen wie die institutionellen Reformen der EU, der Ausbau ihrer Kompetenzen, die Erweiterung der Mitgliedschaft und die Einführung neuer Konsultationsverfahren die Verbände zu einer Anpassung ihres Lobbyings veranlasst? Wir haben eine breit angelegte Befragung durchgeführt, um Antworten auf diese Fragen zu finden. Einbezogen waren alle Wirtschaftsverbände