Nach der schrecklichen Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg ist nicht nur für die Veranstaltungsbranche, sondern auch für die breite Öffentlichkeit das Thema Sicherheit bei Veranstaltungen berechtigterweise in aller Munde. Hierbei gilt natürlich zuallererst unser Mitgefühl all denen, die durch die schrecklichen Ereignisse Angehörige und Freunde verloren haben oder selber Verletzungen erlitten und schreckliche Erinnerungen zu verarbeiten haben.
Danach bleibt für alle die, die im Veranstaltungsgeschäft tätig sind, die Selbsterkenntnis, dass die Selbstverständlichkeit der immer wieder gern zitierten Formulierung „Sicherheit zuerst“ nie zur Phrase und Routine verkommen darf, sondern immer in aller Ernsthaftigkeit im Vordergrund aller Planungen stehen muss.
Schwer einschätzbare Szenarien
Dies gilt besonders für Veranstaltungen, die in Örtlichkeiten oder in Geländebereichen stattfinden, die nicht regelmäßig oder dauerhaft für Veranstaltungen eingesetzt und genutzt werden. Gerade bei solchen Anlässen und Veranstaltungsplanungen gibt es keine Erfahrungen und am Anfang auch nur schwer einschätzbare Szenarien. Wenn Veranstaltungen in solchen Umgebungen geplant werden, dann kann im Zweifelsfall nur für die Sicherheit und gegen die Veranstaltung entschieden werden. Nicht umsonst werden alle Veranstaltungsstätten, die regelmäßig große Veranstaltungen mit vielen Besuchern, wie zum Beispiel Verbandskongresse, betreuen, nach der Versammlungsstättenverordnung, den baulichen Bestimmungen und vielen sonstigen Vorschriften und Vorgaben regelmäßig untersucht, überprüft und den Standards angepasst. Hier wird mit viel Aufwand und Kosten das Thema Sicherheit zuerst dauerhaft in den Vordergrund gestellt.
Eine Lehre aus den Ereignissen in Duisburg
Wenn es eine Lehre aus den Ereignissen in Duisburg zu ziehen gilt, dann ist es die, dass für alle Veranstaltungsstätten in gleicher Intensität und ohne Ausnahmen gehandelt werden muss. Einflussnahmen aus politischer Sicht oder von anderen Interessengruppen haben hierbei nichts verloren. Druck dieser Art führt zur Vernachlässigung der Aufsichtspflicht, zum Einknicken von nachgeordneten Instanzen und zu einer hilflos bis erbärmlich wirkenden Zuschiebung von Verantwortlichkeiten. Gerade diejenigen, die die Macht haben, Einfluss zu nehmen, sind aufgefordert, sich bei Gelegenheiten dieser Art ihrer Verantwortung bewusst zu sein und im Zweifelsfall zurückzunehmen.
Im Zweifelsfall für die Sicherheit
Darüber hinaus macht es viel Sinn, darüber nachzudenken, Genehmigungen in solchen hochkomplexen und spezialisierten Fragestellungen wie Großveranstaltungen, die auf unbekanntem Terrain stattfinden, in geeigneter Form zu zentralisieren und damit die Kompetenz zu steigern. Komplizierte chirurgische Eingriffe werden auch nicht vom Hausarzt durchgeführt – und das aus gutem Grund.
Dennoch gehört zu dieser Diskussion auch der Hinweis, dass es noch nie gut war, das Kind mit dem Bade auszuschütten. Fest bespielte Veranstaltungshäuser und Veranstaltungsgelände, die seit Jahren und Jahrzehnten ohne Probleme und verantwortungsvoll die Bühne für Verbandsveranstaltungen aller Art sind, müssen weiterhin verantwortungsvoll beobachtet werden – doch gibt es wenig Gründe, jetzt neue und zum Teil auch wenig sinnvolle Zusatzhürden aufzubauen.Das Interesse aller in der Veranstaltungsbranche Tätigen muss es sein, dass beim Besuch von Veranstaltungen und Veranstaltungsstätten niemand ein mulmiges Gefühl hat. Es liegt in der Verantwortung der Organisatoren, im Zweifelsfall für die Sicherheit und gegen die Durchführung der Veranstaltung zu entscheiden. Nur so sind die Chancen am größten, dass in Zukunft nicht erneut über Ereignisse wie die Loveparade 2010 gesprochen werden muss.