Die E-Mail-Anfrage klang freundlich und harmlos: Eine Filmproduktionsfirma plant einen Beitrag aus der Welt der Konsumgüterindustrie – Auftraggeber ein seriöser Fernsehsender. Man wolle „ein wenig hinter die Kulissen schauen“. Und was läge da nicht näher, als die Experten eines Verbandes um Auskunft zu bitten? Der Redakteur habe ohnehin in der Gegend zu tun. Ob man mal eben mit einem Filmteam vorbeischauen könne … Nach einer Online-Recherche wurde schnell klar, dass der Autor in der Sparte Empörungsjournalismus arbeitet. Das verhieß nichts Gutes und nach Absprache mit seiner PR-Agentur entschied sich der Verband, Fragen schriftlich zu beantworten. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellte.
Ob Regenwaldabholzung, Kinderarbeit oder Gift in T-Shirts – das im Netz einsehbare Werk des Filmemachers hat durchgängig Kampagnencharakter. Lebensmittel-, Textil- oder Kosmetikhersteller übernehmen darin die Rolle der skrupellosen Profiteure, Ausbeuter und Umweltzerstörer. Menschen erscheinen entweder als Täter oder Opfer. So auch im schließlich entstandenen Beitrag, der ungeachtet der hohen Sicherheits- und Umweltstandards der deutschen Industrie ein groteskes Horrorszenario entwirft, in dem Verbraucher Gefahr laufen, von alltäglichen Produkten vergiftet zu werden. Unter ständiger Beobachtung Für Verbandsmanager ist die Situation weder neu noch ungewöhnlich. Insbesondere verbrauchernahe Industrien stehen unter ständiger Beobachtung und sind immer wieder Ziel öffentlicher Kritik. Das ist in einer von Meinungspluralismus geprägten Gesellschaft auch zu erwarten und gut so. Kopfschmerzen macht den verantwortlichen Branchenvertretern allerdings die Häufung von TV-Formaten, die in plakativer