Er stammt aus einer Steillagen-Winzerfamilie vom Mittelrhein, studierte Ernährungs-wissenschaft und promovierte mit einer Arbeit über Polyphenole in Weißwein. Mit 33 wurde Dr. Rudolf Nickenig, was er noch heute ist: Generalsekretär des Deutschen Weinbauverbandes. Im Gespräch mit Henning von Vieregge erläutert einer der erfahrensten deutschen Verbandsmanager, was es bedeutet, erfolgreich Interessen in Brüssel, Berlin und Bonn und anderswo weltweit zu vertreten.
Verbändereport: Viele Verbände sind von Bonn nach Berlin gezogen. Der Deutsche Weinbauverband nicht. Warum nicht? Nickenig: Bonn ist vinophil. Wissen Sie, dass Bonn eine bedeutende Weinstadt war? Innerhalb der Kölner Stadtmauern haben auf einem Drittel der Fläche Reben gestanden. Bis in das 19. Jahrhundert war auch diese Region Weinregion. Warum ging dies nach und nach zu Ende? Die Reblaus war ein Grund. Und es gab einfach viel bessere andere Verdienstmöglichkeiten. VR: So viel zur historischen Sicht. Und die aktuellen Gründe? Erstens: Bonn ist eine attraktive Stadt. Zweitens: Wir können von hier aus unsere Weinbaugebiete gut erreichen. Im Gegensatz zu anderen Verbänden ist unsere Klientel überwiegend im Südwesten. Drittens: Unser Arbeitsgebiet ist inzwischen viel mehr Brüssel als Berlin. Man kann sich morgens in den Zug setzen und abends zurück sein. Viertens: Außerdem ist das Landwirtschaftsministerium mit der Weinbauabteilung in Bonn geblieben. Auch sind nachgeord