Abgasmanipulation und Kartellverdacht in der Automobilindustrie, millionenfacher Datenmissbrauch bei Facebook – kaum ein Jahr vergeht ohne Meldungen über neue Skandale in der Wirtschaft. Sie rufen regelmäßig öffentliche Empörung und oft auch grundsätzliche Kritik an der Industrie hervor und befeuern immer wieder aufs Neue den gesellschaftlichen Diskurs über Ethik und Moral als Leitlinie unternehmerischen Handelns. Dabei konzentriert sich die Debatte entweder auf einzelne Branchen und Unternehmen oder auf „die Wirtschaft“ generell. Einen wichtigen Faktor beim Setzen ethischer Standards können dabei die Wirtschaftsverbände mit ihren Einflussmöglichkeiten bilden. Welche ethischen Verantwortlichkeiten ihnen zukommen, wird in diesem Beitrag beleuchtet.
Skandale in Wirtschaftsunternehmen, ob Korruption, Verstöße gegen Kartell- bzw. Datenschutzrecht oder technische Manipulation, lassen sich im Allgemeinen auf unethisches Verhalten von Personen zurückführen. Ganz gleich, ob von oben selbst initiiert, gedeckt oder ob Mitarbeiter von sich aus Regelverstöße begehen. Die Folgen sind, wie sich an vielen Einzelfällen belegen lässt, oftmals gravierend – nicht nur für die verantwortlichen Personen, sondern auch für die betroffenen Unternehmen: Bußgelder und Schadensersatzzahlungen können erhebliche Größenordnungen erreichen und das Unternehmensergebnis stark beeinträchtigen, ein Absturz des Börsenwertes tut ein Übriges. Hinzu kommen Aufwendungen für die Ergreifung struktureller Maßnahmen zur verstärkten Risikokontrolle und für die Wiederherstellung verloren gegangenen Vertrauens bei Kunden und Zivilgesellschaft. Dieses macht sehr deutlich: Schadensfälle aufgrund ethischen Fehlverhaltens vernichten Unternehmenswerte und führen zu höheren Kapit