Verbände, die nicht wissen, nach welchen Kriterien Politik entscheidet, werden bei der politischen Interessenvertretung keinen Erfolg haben. Wirtschaft, behauptet der Hamburger Exbürgermeister Ole von Beust, liege bei diesen Fragen oft „völlig neben der Sache“. Verbände hätten es strukturell schwer, Sparringspartner der staatlichen Administration zu sein, für Berater sei das leichter. Sein Beraterkollege und Exverbandsmanager Georg Ehrmann unterstreicht andererseits die Unersetzlichkeit der Verbände. Beide fordern mehr Mut zu Bündnissen. Ein munteres Gespräch also über Verbände und ihre Mitglieder, über Berater und Politik. Henning von Vieregge fragte für den Verbändereport, Ole von Beust und Georg Ehrmann antworteten.
Verbändereport: Sie kommen aus der Politik in die Beratung, Herr von Beust, und Sie, Herr Ehrmann, wechselten aus den Verbänden in die Beratung. Was war für Sie dabei neu? Ole v. Beust: Wer beraten will, muss wissen, wie die andere Seite zu ihren Entscheidungen kommt. Mir ist aufgefallen, dass der Beratungsbedarf der Wirtschaft hierzu groß ist. Nach welchen Kriterien, in welchen Zeiträumen, in welchen Zusammenhängen fällt die Politik, egal ob auf kommunaler, Landes-, Bundes- oder Europaebene, ihre Entscheidungen? Das ist weitgehend unbekannt. Die Entfremdung von Wirtschaft und Politik ist relativ weit fortgeschritten. Die Meinung der Wirtschaft, wie Politik nach welchen Kriterien entscheidet, liegt völlig neben der Sache. Der Beratungsbedarf ist sehr groß, weil die Politik in der Entscheidungsfindung oft völlig anders tickt, als das von Leuten, die privatwirtschaftlich arbeiten, unterstellt wird. VR: Beide werfen sich wechselseitig das Gleiche vor: kurzatmiges Denken. Beus