Verbände haben in Berlin, und nicht nur hier, das lange bestehende Monopol in der politischen Interessenvertretung verloren. Im Wettbewerb um die Aufmerksamkeit und die Zeit von Politikern und Beamten sehen sie sich einer zunehmend breiteren und vielseitigeren Konkurrenz ausgesetzt. Um sich dieser gegenüber im Wettbewerb zu behaupten, müssen sich Verbände der neuen Situation stellen, die Stakeholder umfassend und kritisch analysieren und die Auseinandersetzung mit den Konkurrenten aktiv annehmen. Dabei gilt es, sich auf die einzigartigen eigenen Stärken zu besinnen und diese offensiv auszuspielen. Die Chancen sind gut, auch zukünftig die Interessen der Mitglieder erfolgreich vertreten zu können, wenn es den Verbandsführungen gelingt, nicht nur die eigenen politischen Anliegen vorzutragen, sondern sie mit der besonderen Autorität „Verband“ zu verknüpfen.
Wettbewerbssituation Die Konkurrenz für Verbände ist vielfältiger und bunter geworden. Eine neue, oft unterschätzte Kraft im Lobbying ist den Verbänden durch Online-Petitionen erwachsen. Auf europäischer Ebene werden Online-Petitionen durch das Parlament explizit gefördert, etwa durch die Einrichtung eines neuen benutzerfreundlichen und transparenten Petitionsportals. Damit können Petitionen noch einfacher online eingereicht und Fortschritte verfolgt werden. Auf nationaler Ebene hat es zum Beispiel die von einem 27-jährigen freiberuflichen IT-Unternehmer im Internet initiierte Petition gegen die von der CDU/FDP-geführten Bundesregierung in die Diskussion gebrachte Gesetzgebung zu einer Altersvorsorgepflicht für Selbstständige in der letzten Legislaturperiode geschafft, als eigenständige Lobbykraft wahrgenommen zu werden. In der Online-Petition sprachen sich in kurzer Zeit über 80.000 Bürger gegen die Pläne der Regierung aus. Der Initiator wurde gemeinsam mit Verbandsrepräsentanten zu An