Im Bereich Nachhaltigkeit gehört Deutschland zu einer der führenden Nationen weltweit. Diese Kompetenz ist auch in der deutschen Tagungs- und Kongresswirtschaft einer der herausragenden Wettbewerbsvorteile. Denn nicht nur Unternehmen der Umweltbranche, auch viele Betriebe anderer Industriezweige haben erkannt, dass nachhaltiges Handeln das Image verbessert und handfeste wirtschaftliche Vorteile bringt. Ressourcen- und klimaschonende Veranstaltungen dienen hier gleichzeitig als wichtiges Aushängeschild sowie zur Wissensvermittlung.
Bereits seit einigen Jahren engagieren sich das GCB German Convention Bureau e.V. und der Europäische Verband der Veranstaltungs-Centren e.V. (EVVC) in Sachen „Green Meetings“. Ende Mai 2010 haben die Branchenverbände beschlossen, ihr jeweiliges Nachhaltigkeits-Engagement zu bündeln. Mit gemeinsamen Aktionen und Events rücken sie das Thema „Green Meetings“ in der Branche sowie in der öffentlichen Diskussion weiter in den Vordergrund.
Deutschland einer der weltweit wichtigsten Standorte in der Umweltbranche
Deutschland hat in fast allen Bereichen der Umwelttechnologie den größten Markt weltweit und ist einer der wichtigsten Standorte für die Branche. Ganz vorne steht das Land zum Beispiel im Bereich erneuerbare Energien. Hier wurde in den letzten Jahren mit der Verbindung von Umweltschutz und wirtschaftlichem Wachstum eine Erfolgsgeschichte geschrieben: Laut Germany trade & Invest ist die deutsche Windenergie-Industrie die größte der Welt und setzt Maßstäbe bei Forschung und Entwicklung. Vor allem an der Ost- und Nordseeküste werden Windparks einen immer größeren Beitrag zur Stromproduktion leisten. Anfang Mai dieses Jahres hat Bundeskanzlerin Angela Merkel mit „Baltic 1“ den ersten kommerziell betriebenen Windpark in der Ostsee eröffnet: 21 Windräder generieren 16 Kilometer von der Küste entfernt Strom für rund 50.000 Haushalte. 2013 soll mit dem Bau eines zweiten, noch größeren Windparks vor der Küste Rügens begonnen werden.
Auch im Bereich der Solarthermie ist Deutschland eines der führenden Länder weltweit und hat den mit Abstand größten europäischen Markt. Es hat sich auch zum führenden Standort auf dem Gebiet der Energiespeicherungs- und Brennstoffzellentechnologie entwickelt.
Nachhaltigkeitsstrategie der deutschen Bundesregierung
„Heute und hier nicht auf Kosten der Menschen in anderen Regionen der Erde und auf Kosten zukünftiger Generationen zu leben.“ Diese Definition von Nachhaltigkeit hat die deutsche Bundesregierung 2002 im Rahmen ihrer nationalen Nachhaltigkeitsstrategie „Perspektiven für Deutschland“ beschlossen. Mit dem Strategiepapier wurden anhand der vier Leitlinien – Generationengerechtigkeit, Lebensqualität, sozialer Zusammenhalt und Internationale Verantwortung – Visionen für die Zukunft entwickelt und quantitative Ziele festgelegt, die alle zwei Jahre überprüft werden.
Nach dem aktuellen Indikatorenbericht 2010 des Statistischen Bundesamtes sind große Erfolge der umweltbezogenen Ziele vor allem das Sinken der Treibhausgase und Ansteigen der erneuerbaren Energien. Hier wurden die festgelegten Ziele bereits deutlich vor der gesetzten Frist erreicht.
Unterstützt wird diese Entwicklung durch das deutsche Gesetz für den Vorrang Erneuerbarer Energien, das 2000 erstellt und seitdem mehrfach angepasst wurde. Es gilt als vorbildlich in Europa.
Hamburg: Umwelthauptstadt Europas
Besonders erfolgreich setzt sich zum Beispiel die Hansestadt Hamburg für den Umwelt- und Klimaschutz ein: Die Metropole trägt in diesem Jahr den Titel „Umwelthauptstadt Europas 2011“ der Europäischen Kommission. 34 Städte aus 37 Ländern hatten sich um den Titel beworben. Unter den acht Städten, die in die engere Wahl kamen, befanden sich drei deutsche Metropolen.
Dabei ging es nicht nur darum, die „schönen“ und „grünen“ Seiten der Stadt zu zeigen. Wichtiger war es, dass die Städte Antworten auf bestehende Umweltprobleme und -herausforderungen aufzeigen. So hoben die Juroren in Hamburg die erfolgreiche Verbindung von wirtschaftlicher Entwicklung und Umweltschutz hervor. Hier wurde zum Beispiel die Hafencity genannt – der zentrale Schauplatz für Hamburgs Engagement für eine nachhaltige Stadtentwicklung.
Das ganze Jahr über macht Hamburg als „Umwelthauptstadt Europas“ mit Führungen, Ausstellungen, Vorträgen, Dialogveranstaltungen, Filmen, Wettbewerben und vielen weiteren kreativen Ideen auf mögliche Lösungen für Umweltprobleme in Städten aufmerksam. Das vollständige Programm steht unter www.umwelthauptstadt.hamburg.de zum Download bereit.
Kongress-, Tagungs-, Event- und Incentive-Branche hat die Notwendigkeit nachhaltiger Veranstaltungen erkannt und sucht gemeinsam nach Lösungen
Dass das Bewusstsein für nachhaltiges Handeln und Klimaschutz auch in der deutschen Meetings-, Incentives-, Kongresse- und Events-Branche (MICE) angekommen ist, zeigt nicht zuletzt die gemeinsam von GCB und EVVC Anfang März 2011 in Mainz organisierte greenmeetings und events Konferenz. Rund 400 Teilnehmer aus allen Sparten der Branche haben zwei Tage lang über die Bedeutung der Nachhaltigkeit für die deutsche Tagungs- und Kongressbranche diskutiert. Weitere rund 200 registrierte Teilnehmer erreichte die erstmals durchgeführte virtuelle Begleitveranstaltung der Konferenz, die die Organisatoren zwei Wochen später im Internet durchführten.
Ganz im Sinne einer nachhaltigen Wirkung der Konferenz steht eine Online-Dokumentation noch bis Mitte März 2012 unter http://greenmeetings.meta-fusion.com/ kostenlos und ohne Anmeldung zur Verfügung. Hier finden sich ausgewählte Vorträge als komfortables Webcast mit Rednervideos und synchronisierten Präsentationen.
Hier zeigen Experten aus Wirtschaft, Forschung und Politik anhand praktischer Beispiele, wie sich Veranstaltungen nachhaltiger gestalten lassen, und verdeutlichen so auch die Führungsposition Deutschlands im Bereich Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien.
Key Note Speaker Jürgen Trittin, Vorsitzender der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen und ehemaliger Bundesumweltminister, hebt die Verankerung des Themas Nachhaltigkeit in der Bevölkerung hervor und betont: „Nachhaltiges Tagen kann zum Aushängeschild werden.“
Als weiterer Key-Note-Referent der greenmeetings und events Konferenz sieht Prof. Dr. Dr. h. c. Ernst Ulrich von Weizsäcker in der Tatsache, dass wichtige Rohstoffe immer billiger werden, eine „Aufforderung zur Verschwendung“ und folgert: „Die Lösung wäre: pro Kopf die gleichen Emissionsrechte. Der Norden müsste dann im Süden Emissionsrechte einkaufen, dann könnte es rentabel werden, in Indien kein Kohlekraftwerk zu bauen.“ Das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz zieht sich wie ein roter Faden durch die Vita des Naturwissenschaftlers, Politikers, Universitätsprofessors und Buchautors. So ist er aktuell Co-Präsident des International Panel for Sustainable Resource Management. Dieser Ausschuss ist eine internationale wissenschaftliche Einrichtung unter dem Dach des UN-Umweltprogramms und hat die Aufgabe, Fakten über die Folgen der Ausbeutung erneuerbarer und nicht erneuerbarer Ressourcen zusammenzutragen.
Die hohe Bedeutung des Themas Green Meetings in Unternehmen verdeutlichte zum Beispiel der Workshop von Holger Leisewitz. Der Conference & Event Manager der Beiersdorf AG präsentierte einen internen Katalog mit nachhaltigen Kriterien, mit dem innerhalb des Konzerns besonders nachhaltige Tagungshotels als mögliche Locations für Firmenveranstaltungen bewertet werden.
Bereits die Teilnehmer der physischen „greenmeetings und events Konferenz“ repräsentierten alle Sparten der Branche. Rund ein Drittel waren Anbieter: 24 Prozent der Gäste waren Vertreter von Kongress- und Eventzentren, sieben Prozent kamen aus dem Stadtmarketing und sechs Prozent aus der Hotellerie. Ein weiteres Drittel der Besucher repräsentierte die Nachfrageseite: Hier kamen 24 Prozent der Besucher von Unternehmen, sieben Prozent von Verbänden und sechs Prozent aus Hochschulen und Instituten. Weitere 13 Prozent der Teilnehmer waren Vertreter von Agenturen, elf Prozent Journalisten. Einen weiteren Kreis von Interessenten sprechen die Organisatoren durch die Online-Dokumentation der
Konferenz an.
Nachhaltig tagen – ganz konkret
Die „greenmeetings und events Konferenz“ hat aber nicht nur theoretisch zum Thema informiert, sondern war selbst praktisches Beispiel für „grünes Tagen“: Dank eines stringenten Nachhaltigkeitskonzeptes wurden durch die Konferenz nur 34 Tonnen CO2 verbraucht. Im Vergleich zu einer fiktiven „normalen" Veranstaltung konnten elf Tonnen CO2 eingespart werden – also ca. 24 Prozent. Für diese vorbildliche Durchführung wurde die Konferenz mit dem Signet „Green-Note“ des Netzwerks mygreenmeeting.de ausgezeichnet.
GCB und EVVC übernehmen Verantwortung
Um das Thema Green Meetings in der Branche und im gesellschaftlichen Dialog zu verankern, untermauern GCB und EVVC mit unterschiedlichen Initiativen ihre Stellung als Vorreiter für „grünes Tagen“: So sind beide Verbände im deutschen Normenausschuss Nachhaltiges Veranstaltungsmanagement des neuen Projekts der International Organization for Standardization (ISO) vertreten. Bis zu den Olympischen Spielen im Jahr 2012 in London soll die neue Norm ISO 20121 für nachhaltiges Event-Management eingeführt werden.
Praktische Unterstützung für die Durchführung von „Green Meetings“ bietet das GCB auf seiner Webseite www.gcb.de. Hier finden Interessierte zum Beispiel einen CO2-Rechner für Veranstaltungen sowie einen Überblick bestehender Zertifikate. Zudem engagiert sich das GCB auf der Plattform mygreenmeeting.de. Das Netzwerk bietet konkrete und praxisbezogene Beratung und Unterstützung insbesondere für Eventplaner, Agenturen und Kongress- und Tagungsveranstalter an, mit denen sich nachhaltige Veranstaltungen organisieren und umsetzen lassen.
Die EVVC-Geschäftsstelle hat zudem im Juli 2010 erfolgreich das Audit des renommierten Nachhaltigkeitszertifizierers Green Globe Certification (GGC) durchlaufen und ist damit der erste Verband in Deutschland mit einem Green-Globe-Zertifikat. Die Zertifizierung der GCB-Geschäftsstelle wird zurzeit vorbereitet und erfolgt in den nächsten Wochen.
Grünes Engagement der Messe IMEX
Das GCB unterstützte als strategischer Partner die Messe „IMEX - incorporating Meetings made in Germany - the worldwide exhibition for incentive travel, meetings and events". Die IMEX engagiert sich seit ihrem Start vor neun Jahren für den Umweltschutz und vergibt zum Beispiel jährlich eine Vielzahl hochkarätiger Umwelt-Auszeichnungen. Weitere Umwelt-Initiativen der IMEX, die dabei auf die enge Partnerschaft mit dem GCB baut, verleihen dem Thema „Green Meetings" großes Gewicht in der weltweiten Tagungs-, Kongress- und Event-Branche.
Die letzte IMEX fand vom 24. bis 26. Mai 2011 in Halle 8 der Messe Frankfurt statt. Im Rahmen der kostenfreien „GCB Seminartage Meetings made in Germany – präsentiert von IMEX & German Convention Bureau“ wurden von anerkannten Experten der Branche Messeteilnehmer auch zum Thema Green Meetings informiert. So berichtete Stephan Krug, Geschäftsführer der Viabono GmbH, auf Einladung des GCB über Möglichkeiten, Erfolge und Fallstricke des Marketings zum Thema Nachhaltigkeit für Verbände. „Green Deal Done?“, fragte Boris Preckwitz, Inhaber und Executive Consultant von capability public relations, und zeigte auf, wie Unternehmen die eigene „grüne Agenda“ glaubwürdig kommunizieren. Christoph Harrach, Gründer des Öko-Lifestyle-Nachrichtenportals karmakonsum.de, referierte zu „grünen“ Trends im Nachfrageverhalten der „LOHAS“. Der Name steht für Lifestyles of Health and Sustainability und bezeichnet Menschen, die durch ihren Konsum Gesundheit und Nachhaltigkeit fördern möchten.
Insgesamt bot das GCB allen Messebesuchern 15 kostenfreie Seminare zu aktuellen Themen der Tagungs- und Eventbranche an. Alle wurden von anerkannten Fachleuten geleitet und waren praxisnah konzipiert: Best-Practice-Beispiele hatten hier Vorrang vor theoretischen Ausführungen.
Herausragende Standards für Locations in Deutschland
Bereits 25 Mitglieder und Partner des EVVC und des GCB sind nach den Vorgaben der Green Globe Certification (GGC) zertifiziert, darunter 23 Betriebe in Deutschland. Weitere elf Betriebe haben die Zertifizierung beantragt.
Ein gutes Beispiel ist etwa das darmstadtium in Hessen. Das Wissenschafts- und Kongresszentrum in Darmstadt erreicht durch umfangreiche Nutzung von Erdwärme, Biomasse und Solarenergie in der Gesamtbilanz eine nahezu vollständige Versorgung des Gebäudes durch erneuerbare Energien. Es wurde Ende 2010 mit dem Umweltgütezeichen „Green Globe" ausgezeichnet.
Viele weitere Veranstaltungslocations verwirklichen das Thema green meetings auf höchstem Niveau. Das Veranstaltungszentrum der Akademie Deutscher Genossenschaften (ADG) auf Schloss Montabaur im Westerwald, das im April 2011 eröffnet wurde, verwirklicht erstmals in Deutschland durch den Einsatz modernster Technologien die energetische Eigenständigkeit eines Veranstaltungszentrums. Für eine gute umweltschonende Erreichbarkeit sorgt der ICE-Bahnhof am Fuße des Schlossbergs. Hier können Teilnehmer größerer Tagungen oder Events zum Beispiel mit dem Veranstaltungsticket Umwelt-Plus der Deutschen Bahn komplett CO2-frei anreisen. Je nach Anlass bietet die Bahn hier maßgeschneiderte und individuelle Lösungen an.
In der deutschen Hauptstadt setzt das Scandic Berlin Potsdamer Platz seit Oktober 2010 neue Maßstäbe in puncto Nachhaltigkeit. Es ist das erste Hotel in Deutschland überhaupt, das die EU Blume und die Silbermedaille für nachhaltiges Bauen trägt. Das Haus nutzt ausschließlich Energie aus erneuerbaren Ressourcen, Energiesparlampen im gesamten Haus sowie die Nutzung von Fernwärme und -kälte drosseln den Verbrauch.
Um diesen Prozess weiter zu unterstützen, haben GCB und EVVC Anfang 2011 eine Kooperation mit Green Globe vereinbart. EVVC- und GCB-Mitglieder profitieren von der Vereinbarung und genießen einen Preisvorteil durch reduzierte Auditorengebühren.
Nachhaltigkeit ist eines der aktuellsten Themen unserer Zeit. Das eigene Handeln anhand ökologischer Aspekte auszurichten, ist in Zeiten knapper werdender Ressourcen und eines gestiegenen gesellschaftlichen Umweltbewusstseins unabdinglich.
Im Bereich Nachhaltigkeit gehört Deutschland zu einer der führenden Nationen weltweit. Auch die Veranstaltungsbranche hat auf die neu gestellten Anforderungen reagiert und ihre Tagungsstätten und Veranstaltungen stärker in den Fokus der Nachhaltigkeit gerückt. Organisation und Durchführung grün ausrichten ist eine der zentralen Aufgaben der Branche.
Für die Zukunft wollen das GCB und der EVVC das Thema Nachhaltigkeit noch weiter fassen. So sollen zum Beispiel sowohl soziale Themen wie CSR, Mitarbeiterkomfort als auch Compliance in die Diskussion einbezogen werden, um auch hier die Positionierung des Tagungsstandortes Deutschland zu festigen.