Der Deutsche Franchise-Verband e.V. (DFV) hat sich 1978 als zentraler Repräsentant und als Qualitätsgemeinschaft der deutschen Franchise-Wirtschaft gegründet. In der Hauptsache versteht sich der DFV als Verband für Franchisegeber und Franchisenehmer, profitiert jedoch gleichzeitig von dem Know-how der als Experten angeschlossenen Franchise-Rechtsanwälte und Franchise-Unternehmensberater. Derzeit gehören dem Deutschen Franchise-Verband 250 von rund 870 Franchisegebern in Deutschland als Mitglied an.
Systemcheck sichert Seriosität und schafft Selbstregulierung
Ein Schwerpunkt der Verbandsarbeit liegt in der Entwicklung und Forcierung des Qualitätsmanagements. „Der Deutsche Franchise-Verband sieht sich als Qualitätsgemeinschaft“, erklärt DFV-Geschäftsführer Torben Leif Brodersen. Als Instrument hierzu nennt Brodersen an erster Stelle den DFV-Systemcheck, dem sich ein Franchiseunternehmen bereits vor Aufnahme in den Verband und die Vollmitglieder regelmäßig alle drei Jahre unterziehen müssen. Der DFV hat damit vor allem auch Forderungen der Bundesregierung erfüllt. Der Verband führte den DFV-System-Check 2005 als ein zusätzliches Prüfverfahren ein. Nach wie vor werden bei allen Mitgliedern im Rahmen des allgemeinen Aufnahmeverfahrens der Franchise-Vertrag und das Franchise-Handbuch nach den Richtlinien des DFV-Ethikkodexes auf ihre Seriosität hin überprüft.
Dabei wird das Franchisesystem eines Unternehmens gründlich analysiert. Ein positives Check-Ergebnis verschafft dem Unternehmen mehr als „nur“ eine Steigerung seiner Reputation. Der DFV-System-Check ermöglicht als neutrales, objektives Zertifikat Vorteile am Absatz-, Personal-, Partner-, Beschaffungs- und Kapitalmarkt sowie in der öffentlichen Wahrnehmung. Insbesondere gegenüber Kapitalgebern und Lieferanten kann eine Verbesserung der Verhandlungsposition erreicht werden. Bestehenden sowie zu akquirierenden Franchise-Partnern bietet der Systemcheck eine Hilfestellung bei der Beurteilung des Systems. „Der Systemcheck ist ein echter Ausweis von Seriosität. Somit ist bereits der Eintritt in unseren Verband für den Franchisegeber mit einem konkreten Nutzen verbunden. Und wir gehen sicher, dass dieses Unternehmen unsere Kriterien erfüllt“, stellt Torben Leif Brodersen heraus.
Bewertungsgesellschaft prüft
Ein solches Gütesiegel bedarf selbstverständlich der Glaubwürdigkeit, die wiederum von der Institution abhängt, die das Gütesiegel verleiht. Der Deutsche Franchise-Verband hat daher eine unabhängige und neutrale Bewertungsgesellschaft mit dem Verfahren beauftragt. Dabei handelt es sich um eine Tochter des Instituts für Franchising und Kooperationen an der Universität Münster. Die Arbeit der Bewertungsgesellschaft wird vom Institut wissenschaftlich beobachtet. Der Franchisegeber, der sich dem Systemcheck unterzieht, erhält ein Gutachten, das eine Standortbestimmung seines Franchisesystems vornimmt und auf dieser Basis Handlungsempfehlungen für eine Verbesserung des Systems ausspricht. Geprüft wird auch, ob der Franchisegeber partnerschaftlich mit dem Franchisenehmer umgeht. Zu diesem Zweck werden die Franchisenehmer nach ihrer Zufriedenheit mit dem Franchisegeber befragt.
Einfluss auf Verbandspositionierung
Die Kosten für den Systemcheck betragen 1.500 Euro. Der DFV hat den Systemcheck im Jahr 2005 in seine Satzung aufgenommen – eine Entscheidung mit Tragweite für die Positionierung des Verbandes: Denn zunächst bedeutet das für alle Vollmitglieder zusätzliche Kosten und Mehraufwand. Es ist auch nicht auszuschließen, dass langjährige Mitglieder die Kriterien des Systemchecks nicht erfüllen. Dem steht ein Attraktivitätsgewinn des DFV bei denjenigen Unternehmen gegenüber, die aus der Verbandsmitgliedschaft einen Nutzen hinsichtlich Qualität, Profil und somit Reputation und Vertrauen bei den Franchisenehmern ziehen wollen.
Franchisebörse mit 98.000 Klicks pro Monat
Ein weiteres spezifisches Angebot des DFV an seine Mitglieder ist die Franchisebörse. „Wir wollen veränderungswillige und tatkräftige Menschen in Deutschland für das Franchise-Konzept gewinnen und unterstützen auch insofern unsere Mitglieder, weil sie auf die Nachfrage geeigneter Persönlichkeiten angewiesen sind“, skizziert Torben Leif Brodersen das Anliegen dieses Angebots.
Die Franchisebörse findet sich auf der Homepage des DFV. Dort kann ein Franchiseinteressent sich eintragen, seine Kontaktdaten sowie die gewünschte Branche angeben. Die Kontaktdaten werden automatisch an diejenigen Mitglieder, die der gewünschten Branche angehören, weitergeleitet. Diese können sich direkt mit dem Interessenten in Verbindung setzen. Die Dienstleistung Franchisebörse ist im Mitgliedsbeitrag des DFV inbegriffen. 98.000 Klicks pro Monat belegen eindrucksvoll das starke Interesse in Deutschland an einer Tätigkeit in der Franchise-Branche.
Darüber hinaus hält der DFV im gesamten Bundesgebiet in Kooperation mit IHKs und Mitgliedsunternehmen regionale Informationsveranstaltungen für potenzielle Franchisenehmer ab. Der Interessent erhält eine Checkliste für die mögliche Zusammenarbeit mit einem Franchisegeber. Diese Checkliste vermittelt ihm Orientierung über das, was er in eine Kooperation einzubringen hat, und über das, was er von seinem Partner zu erwarten hat.
Franchise Pool International- unterstützt Auslandsengagement
Im Franchise Pool International, einer Initiative des DFV, sind diejenigen deutschen Franchise-Unternehmen vertreten, die ins Ausland expandieren wollen. Dieser Pool unterstützt und begleitet diese Unternehmen bei ihrem Schritt in die Märkte anderer Länder. Experten suchen die richtigen Partner im Ausland aus. „Es liegt im originären Interesse des Verbandes, dass seine Mitglieder den Schritt ins Ausland professionell vorbereiten und sich nicht in falsche Hände begeben“, betont Torben Leif Brodersen. Der DFV bietet deshalb seinen Mitgliedern auch kostenlose Workshops zum Thema „Expansion“ an.
Effizientes Lobbying
2002 zog die Verbandsgeschäftsstelle von München nach Berlin. „Die Nähe zur Politik ist unerlässlich. Damit meine ich nicht abendliche Empfänge oder Alibiveranstaltungen, sondern der gezielte Zugang zu Abgeordneten, Ausschüssen und den Bundesministerien auf Arbeits-ebene“, macht Brodersen seine Sicht deutlich. Seine weitere Empfehlung für ein gutes Verbandslobbying: die Zeit für politische Gespräche effizient einsetzen und auf Sachfragen beschränken statt Zeit mit der Dauerbelagerung von Abgeordneten und Beamten zu vergeuden – und die gewonnene Zeit in die Akquise und Betreuung von Mitgliedern investieren.
Erfolg: Bessere Finanzierung der Franchise--Nehmer
Insbesondere mit dem Handelsreferat des Bundeswirtschaftsministeriums bestehe ein enger Dialog. Das Bundeswirtschaftsministerium, so Brodersen, hat sich sehr stark für eine erleichterte Kreditvergabe an Franchisesysteme engagiert. Denn fehlende Finanzierungsmöglichkeiten für Franchisesysteme stellen ein gewichtiges Wachstumshemmnis dar. Um diese unbefriedigende Situation zu verbessern, hat der DFV Gespräche mit mehreren Banken aufgenommen – und kann bereits Erfolge verzeichnen: Dank des intensiven Einsatzes des DFV-Präsidenten Dr. h. c. Dieter Fröhlich engagiert sich die Deutsche Bank seit 2006 sehr stark bei der Finanzierung von Franchisenehmern.
Mit dem Bundeswirtschaftsministerium und dem Bundesjustizministerium ist sich der Verband darin einig, dass es in Deutschland keiner Franchisegesetzgebung bedarf. Hingegen hat der Verband eine Selbstregulierung bei der „Vorvertraglichen Aufklärung“ vorgenommen, wonach der Franchisegeber verpflichtet ist, dem Franchisenehmer vor Vertragsunterzeichnung umfassend über sich Auskunft zu erteilen. Bei dieser Selbstregulierung konnte der Verband den Erfahrungsaustausch mit den Verbänden anderer Länder auf der Ebene der European Franchise Federation sowie des World Franchise Councils nutzen.
Marktwachstum
Mit seiner Arbeit trägt der Deutsche Franchise-Verband nicht zuletzt der permanent steigenden wirtschaftlichen Bedeutung dieser Branche Rechnung. Allein zwischen 1997 und 2002 – so das Ergebnis einer Studie für diesen Zeitraum – wuchs der Umsatz um 9,5 Prozent jährlich und die Zahl der Beschäftigten stieg pro Jahr um 6,5 Prozent. Die Attraktivität dieses Marktes für den selbstständigen Franchisenehmer liegt nach Meinung von Torben Leif Brodersen nicht zuletzt darin begründet, dass der Franchisenehmer sich im Gegensatz zu anderen Selbstständigen in ein Netzwerk begibt, das seine Selbstständigkeit stützt und begleitet. Die für den Existenzgründer so wichtige Frage, welche Zielgruppe er wie anspricht, stellt sich so für den Franchisenehmer nicht. Das Produktsystem ist im Markt eingeführt, er muss es vor Ort mit hohem Engagement umsetzen.
Mit dem Franchise-Markt wächst auch die Mitgliederzahl des DFV. Allein 2006 schlossen sich 40 Mitglieder dem Verband an. Geschäftsführer Torben Leif Brodersen rechnet damit, dass die positive -Mitgliederentwicklung sich 2007 fortsetzt. (JM)