Verbändereport AUSGABE 4 / 2003

Der Wandel als Herausforderung - Strategien für eine erfolgreiche Verbandszukunft

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Unter dem Leitthema „Der Wandel als Herausforderung - Strategien für eine erfolgreiche Verbandszukunft“ wurden auf dem Verbändekongress im Jahre 2003 wichtige Fragen diskutiert: Wie können sie sich den wandelnden Rahmenbedingungen und dem verschärften Wettbewerb anpassen? Wie können sie den stetig steigenden Anforderungen der Mitglieder gerecht werden und der nach wie vor grassierenden Verbandsmüdigkeit begegnen? Wie kann der Verband zukunftsgerecht und zukunftssicher gestaltet werden?

Das Kongressprogramm setzte wieder konsequent auf Qualität. Anspruchsvolle Themen, und hochkarätige Referenten: Führungskräfte aus Verbänden, Verbandsexperten, Berater, Finanzexperten, Projektleiter und Medienexperten boten praxisgerechte Ideen und Anregungen, öffneten den Blick und sorgten für frischen Wind.

An den beiden Kongresstagen wurden folgende Vorträge angeboten (in chronologischer Reihenfolge):

Dr. Franz Schoser: Verbände: Blockierer der Nation oder Sachwalter legitimer Interessen?
Lobbyisten, Interessengruppen, Verbände werden oft als Hemmschuh auf dem Weg zur Reform hingestellt. Nicht selten sprechen Politiker - gleich welcher Couleur - von der Verbändeherrschaft, dem Verbändestaat oder dem Lobbyismus als Geisel der Gesellschaft, wenn sie mit ihren Vorhaben scheitern. In der Öffentlichkeit stoßen sie auf offene Ohren, denn diese betrachtet Verbände in aller Regel als Besitzstandswahrer mit mangelnder Reformbereitschaft. Wie können Verbände sich gegen die weit verbreiteten Vorurteile wehren? Sollen sie sich wehren? Muss das politische Handeln der Verbände angepasst werden? Der Vortrag von Dr. Schoser gab den Impuls für die anschließende Diskussion.
Diskussion: Bremser oder Heizer - Mitgliederwillen contra Gemeinwohl?

Dr. Hans Bellstedt: Verbände im Wettbewerb - Neue Antworten organisierter Interessenvertretung auf Mediendruck und individuelles Lobbying
Die gegenwärtige Eiszeit zwischen der Bundesregierung und den deutschen Wirtschaftsverbänden verdeckt den langfristigen, grundlegenderen Wandel, in dem sich insbesondere die wirtschaftspolitische Interessenvertretung in Deutschland befindet. Der verschärfte Wettbewerb um öffentliche Aufmerksamkeit und Veränderungen im legislativen Umfeld stellen die Verbände vor große Herausforderungen. Dr. Bellstedt analysierte die aktuelle Situation der Interessenvertreter und lieferte Anregungen, wie Verbände ihre Strategien den veränderten Rahmenbedingungen anpassen können.
Diskussion: Sind Verbände für den Wettbewerb gewappnet?

Martina Pfeil: Risikomanagement im Verband - Risikobewertung und Risikosteuerung als Bestandteil professioneller Verbandsführung
Das öffentliche Interesse an der Etablierung von Risikovorsorgesystemen mit Mindeststandards hat Eingang in gesetzliche Normen gefunden. Die Grundlagen der Verpflichtung zur organisatorischen und wirtschaftlichen Risikovorsorge sind für Unternehmen im erwerbswirtschaftlichen Bereich im Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich (KonTraG) festgelegt. Wie Verbände ein adäquates Risikovorsorgesystem implementieren können, erläuterte Martina Pfeil an mehreren Praxisbeispielen.
Diskussion: Vorsorgeprinzip oder Krisenreaktion? Wie steht es um das eigene „risk management“ im Verband?

Klaus Siebertz: Politikberatung ohne Rauschen — Lobbying aus Sicht eines Wissenschaftlichen Verbandes
Lobbying auf leisen Sohlen? Wie Politikberatung in einem Wissenschaftlichen Verband funktioniert und welche Erfolge sich erzielen lassen erläuterte Klaus Siebertz in seinem Praxisvortrag.

Peter Meyer, Stefan Weßling: Fit für die Zukunft - 100 Jahre ADAC / Von 25 auf 14,6 Millionen Mitgliedern — erfolgreiches Verbandsmanagement am praktischen Beispiel
Was können andere Verbände von einem großen und erfolgreichen Personenverband lernen? Welche Maßnahmen zur Mitgliederbindung können ergriffen werden? Wie profiliert sich ein Verband zukunftsgerecht? Die Referenten zündeten ein Feuerwerk an praktischen Tipps, Ideen und Anregungen für die eigene Verbandsführung.

Claus Philippi: Den Wandel managen — Managementinstrumente zur Zukunftssicherung des Verbandes / Von der Methoden-Vielfalt zur systematischen Strategieentwicklung
Viele Verbände sehen in der Einführung neuer Managementtools ein Allheilmittel für die Lösung interner Probleme. Claus Philippi erläuterte, warum sich in der Wirtschaft bewährte Managementinstrumente nicht 1:1 auf eine Verbandsorganisation übertragen lassen.

Christian Schiffers: Balanced Score Card im „Unternehmen Verband“ / Der Nutzen von BSC für die Erreichung strategischer Verbandsziele am konkreten Beispiel
Mit der Balanced Scorecard (BSC) werden sowohl die quantitativen als auch die qualitativen strategischen Ziele des Unternehmens „Verband“ in eine Matrix aus (PLAN)-Kennzahlen überführt, die dann periodisch den IST-Werten gegenübergestellt werden. So können in eine Verbands-BSC beispielsweise zugleich Kennzahlen aufgenommen werden zu Budgetzielen, Umsatz-/Kostenzielen, zur Mitgliederzufriedenheit und —gewinnung, zur Presseresonanz, zum Beschwerdemanagement, zum Krankheitsstand der Mitarbeiter und zu Fortbildungsmaßnahmen etc. .
Christian Schiffers erläuterte am konkreten Beispiel, wie die Verbandsführung durch dieses Managementinstrument frühzeitig Hinweise über die Erreichung der strategischen Ziele oder mögliche Fehlentwicklungen erhält. Die Präsentation stellt den Nutzen von BSC kritisch dar und fragt dabei auch nach der Anwendbarkeit auf kleine Verbände und Geschäftsstellen und der Integration der ehrenamtlichen Funktionsträger.
Diskussion: Wann lohnt sich der Einsatz von BSC in Verbänden?

Günter Gross: Verbände im Wandel — Neue Herausforderungen für einen Massenverband
Günter Gross erläutert am Beispiel des eigenen Verbandes, wie sich Verbände vor dem Hintergrund eines stärker werdenden Wettbewerbs und zunehmender Konzentration in der Verbändelandschaft behaupten können.

Dr. Frank Loges: BASEL II und die Auswirkungen auf die Finanzierungsmöglichkeiten für Verbände im Mittelstand und im gemeinnützigen Sektor
Die spätestens ab 2005 geltenden neuen Baseler Eigenkapitalkriterien (Basel II) sorgen bei Verbänden für Unruhe, die auf Kredite angewiesen sind. Noch mehr als heute wird mit dem neuen Ratingverfahren die Bonität des Kreditnehmers auf den Prüfstand gestellt. Was dies für Verbände bedeutet, legte Dr. Loges in seinem Vortrag dar.

Berndt Schramka: Den Wandel kommunizieren: Verbände als Kommunikatoren — Goldene Regeln für eine erfolgreiche Pressearbeit
Gute Pressearbeit lebt vom konstruktiven und beständigen Dialog mit den Journalisten. Die Spielregeln für diesen Dialog liegen fest. Wer sich nicht an die Spielregeln hält, wird seine Verlautbarungen kaum „an den Mann oder die Frau“ bringen können. Berndt Schramka bot einen kurzweiligen Crash-Kurs über den professionellen Umgang mit den Medien. Anschließend: Fragen an den Medienprofi

Ralf Wickert: Wer entscheidet, haftet! Das persönliche Haftungsrisiko von Geschäftsführern und Vorständen in Verbänden und Organisationen
Die Mitglieder der Verbandsorgane sind, wie andere Führungsorgane juristischer Personen einem erheblichen, persönlichen Haftungsrisiko ausgesetzt. Oft müssen unter Zeitdruck Entscheidungen getroffen werden, die hohe Risiken mit sich bringen und von großer finanzieller Tragweite sind. Nicht immer können zudem delegierte Aufgaben akribisch geprüft und kontrolliert werden. Wo hier die Grenze zwischen Führung des Verbandes einerseits und Pflichtverletzungen andererseits liegt, ist nur schwer auszumachen. Ralf Wickert klärte auf, welchen Haftungsrisiken Verbandsverantwortliche aus Haupt- und Ehrenamt ausgesetzt sind.

Stefan Eser: Das einzelne Mitglied neu entdecken!
Stefan Eser erörterte — basierend auf den Ergebnissen des Mitgliederfocus 2002 — warum die konsequente Mitgliederorientierung die zentrale Herausforderung für Verbände in Deutschland ist.

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