Schon zur ersten Frage hatte er eine klare Antwort. Es gibt nicht viele Politologen in Deutschland, deren Wort mehr zählt als das des Düsseldorfer Hochschullehrers Ulrich von Alemann. Sein Studienfreund aus Bonner Tagen Henning von Vieregge hat ihn für das große Interview über die Situation der Verbände in Deutschland formwahrend gesiezt. Ein Larifari-Gespräch liest sich anders.
Verbändereport: Kann man von einer Krise der Verbände sprechen? Ulrich von Alemann: Der gute alte Spezialverband ist nicht totzukriegen, wie auch die Parteien nicht totzukriegen sind. Auf die Parteien sind schon allzu oft die Grablichter gestellt worden. Gleiches gilt für die Verbände. Aber wenn sie sich weiter dem Zeitgeist stellen und sich aktivieren, werden sie sich sicher neben den anderen neuen Formen – wie die großen Wirtschafts-Beratungsunternehmen und die Public-Affairs-Firmen, die international eine große Rolle spielen – behaupten können. VR: Sie erfanden einen schönen Dreiklang: BERLINISIERUNG, EUROPÄISIERUNG, GLOBALISIERUNG. Wollen wir die Stichworte mal durchgehen? Die Berlinisierung ist ziemlich abgeschlossen, die meisten Verbände sind in Berlin. Früher waren auch nicht alle Verbände in Bonn, manche in Köln, Düsseldorf, Frankfurt. Über die Berliner Republik – lange ein Schlagwort – redet man auch kaum mehr. Es ist selbstverständlich geworden, dass in Berlin die Musi