Fruchtkaufleute gehören zu einer Elite mit hoher Verantwortung. Denn eine überschaubare Anzahl von Unternehmen sorgt dafür, dass wir zu jeder Jahreszeit vom Apfel bis zur Papaya nahezu jede Frucht in deutschen Geschäften finden. Doch die Branche wandelt sich dramatisch, die Unternehmen sehen sich mit einer Reihe neuer Herausforderungen konfrontiert: Die europäische Bürokratie, unsachliche Verbraucherschützer und die fehlende Bereitschaft vieler Verbraucher, mehr für Qualität zu bezahlen, machen vielen Fruchthändlern das Leben schwer. In diesem Spannungsfeld bietet sich der Deutsche Fruchthandelsverband e.V. (DFVH) als verlässlicher Partner an - für Mitgliedsfirmen und Regierungsstellen.
Mehr als 80 Prozent aller Umsätze bei frischem Obst und Gemüse stammen von den Mitgliedsunternehmen des DFHV. Dabei repräsentiert der Verband die Unternehmen der Direktvermarktung, des Imports und Exports und Großhändler ebenso wie die großen Ketten des Lebensmitteleinzelhandel. Gegründet wurde die Interessenvertretung vor über 50 Jahren, in ihrer heutigen Form existiert sie seit dem 1. Januar 2000. Der Verband ist durch den Zusammenschluss des Zentralverbandes des Deutschen Früchte-Import und –Großhandels e.V. (ZVF, gegründet 1949) mit dem Verband des Hanseatischen Früchte-Import und –Großhandels e.V. (gegründet 1947) entstanden. Dazu gehören die Regionalverbände Nord, Pfalz, Sachsen und Südbaden.
Der Deutsche Fruchthandelsverband (DFHV) hat in seiner heutigen Struktur das Prinzip der Dualität beibehalten. Mit seinen gleichrangigen Geschäftsstellen in Bonn und Hamburg betreut der DFHV seine Mitgliedsunternehmen, vertreten durch die beiden Geschäftsführer Ulrich Boysen und Dr. Andreas Brügger. Durch klare inhaltliche Aufgabenteilung und enge strategische Teamarbeit gelingt der Geschäftsführung offenbar ein ideales Gleichgewicht zwischen Mitgliederbetreuung vor Ort und Präsenz auf der politischen Bühne. Für den Fruchthandel zählt die Achse Berlin-Hamburg-Bonn-Brüssel. Damit präsentiert sich die Branche in Zeiten eines harten Strukturwandels mit einer schlagkräftigen, gebündelten Interessenvertretung und verzeichnet darüber hinaus auch einen signifikanten Mitgliederzuwachs.
Schwerpunkt Wissensvermittlung
„Das Fruchthandelsgeschäft lebt vom Vertrauen“, so Dr. Andreas Brügger, Geschäftsführer des DFHV, „der Erfolg unsere Mitgliedsunternehmen steht und fällt mit der Sachkenntnis ihrer Mitarbeiter, von ihren persönlichen Kontakten. Menschenkenntnis und psychologisches Geschick sind in diesem Beruf genauso wichtig wie das Fachwissen rund um Obst und Gemüse.“ Deshalb gehört auch die Aus- und Weiterbildung zu den wichtigsten Aufgaben des Verbands. „Die Branche ist mitten im Wandel, der Fruchthändler entwickelt sich immer mehr vom reinen Importeur zum Dienstleister, der immer häufiger abhängig ist von wenigen Hauptkunden. Wir sehen die Gefahr, dass durch diesen Prozess ein in Jahrzehnten gewachsenes Fachwissen der Branche heute sich wandelnden Ansprüchen gegenüber steht und steuern mit qualifizierter Weiterbildung dagegen. Bestes Beispiel hierfür ist unser international anerkanntes Fruchtkaufmann-Seminar. Hier erhalten Fachleute mit einigen Jahren Berufserfahrung und einer bereits abgelegten Kaufmannsprüfung die höheren Weihen dieses anspruchsvollen Berufs.“
Dieses Weiterbildungsangebot gibt es jedes Jahr zwischen Oktober und November unter der Schirmherrschaft der IHK. Das Seminar ist die einzige branchenspezifische Weiterbildungsmaßnahme für Fachkräfte im Fruchtimport und Großhandel mit Zertifikatsabschluss. Erfahrene Referenten aus der Fruchtbranche, aus Behörden und Unternehmensberatungen vermitteln den zukünftigen zertifizierten Fruchthandelsfachkräften Spezialwissen zur Vertiefung und Aktualisierung ihrer branchenspezifischen Kenntnisse. Neben dem Fachwissen rund um den Fruchthandel bereitet das Seminar auf zukünftige Führungsaufgaben vor.
Wer das Seminar mit Zertifikat besteht, kennt sich mit allen Facetten des Fruchthandels aus. Davor steht ein Intensivkurs mit 10 Seminartagen, voll gepackt mit Themen rund um Warenkunde, Warenbeschaffung, Ver- und Einkauf, innerbetriebliche Organisation sowie einem Exkurs über gesetzliche Grundlagen und Agrarpolitik. Nur wer bereits mit Erfolg eine Abschlussprüfung in einem anerkannten kaufmännischen Beruf abgelegt hat und seit mindestens drei Jahren im Fruchthandel arbeitet darf teilnehmen, die Teilnehmerzahl ist auf rund 20 begrenzt. Ein elitärer Zirkel also, der hier auf verantwortungsvolle Positionen vorbereitet wird. „Gute Fruchthändler wissen zunächst einmal alles über Früchte – welche Frucht hat wann wo Saison und wie bekomme ich diese Früchte frisch und in guter Qualität nach Deutschland. Darüber hinaus kennen sie sich mit Gesetzen, Lebensmittelrecht und Zollfragen aus. Und, vielleicht am wichtigsten – sie haben gute Kontakte, gute Menschenkenntnis, sind mit Herz bei der Sache. Das kann man natürlich nicht im Seminar lernen, dass muss man als Grundvoraussetzung mitbringen“, erklärt Dr. Brügger.
Beratung und politische Lobbyarbeit
Eine der wesentlichen Leistungen des Verbandes ist es, den Mitgliedsunternehmen im komplexen Internationalen Geschäft den Weg zu ebnen. Dazu gehört der Einsatz für die Freiheit des Handels, gegen Protektionismus und administrative Hindernisse. Das macht die Interessenvertretung zu einem unverzichtbaren Bindeglied zwischen Mitgliedsfirmen und Regierungsstellen. Wo immer möglich, setzt sich der Verband dafür ein, einen Ausgleich im Sinne eines fairen, reibungslosen Handels zu schaffen.
Für die Mitglieder bedeutet dies in erster Linie eine Hilfe, sich im bürokratischen Blätterwald der Gesetze und Verordnungen zurechtzufinden. Das erleichtert ihnen die Arbeit und spart Geld. So bietet der Verband Informationen und Beratung über neue Gesetze und Verordnungen, Agrarpolitik, Drittlandsbestimmungen, Lebensmittelrecht, Zollfragen/GATT, Umwelt- und Verpackungsfragen, Weiterbildungsveranstaltungen, individuelle Betreuung, Informationsveranstaltungen, Messebeteiligungen und organisiert den Untersuchungsring zur Wahrung der Sorgfaltspflicht. Regelmäßige Rundschreiben informieren die Mitglieder über alle wichtigen Termine und Veranstaltungen.
Und selbst die großen Handelsunternehmen wären damit überfordert, sich vor Ort in Bonn und Brüssel politisch zu engagieren. Deshalb pflegt der Verband enge Kontakte zu den entscheidenden Regierungsstellen in Brüssel und Bonn. Insbesondere Brüssel entscheidet maßgeblich über die Rahmenbedingungen für das Fruchthandelsgeschäft, denn hier werden die komplexen Lizenzen vergeben – das ist längst eine europäische Angelegenheit und keine rein deutsche mehr. Mit seiner kontinuierlichen Präsenz nimmt der Verband Einfluss auf die
Entstehung von Gesetzen, Einfuhrbestimmungen, Importlizenzsystemen, und Qualitätskontrollen. Die engen Kontakte zum Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft, die Einflussnahme auf die Politik tragen dazu bei, Hindernisse im ohnehin schon schwierigen Alltagsgeschäft aus dem Weg zu räumen.
Zu den aktuellen Aufgaben des Verbandes gehört unter anderem das Engagement für ein transparentes und effizientes Lebensmittelrecht. Dabei geht es vielfach darum zu prüfen, ob und wieweit deutsche Gesetze und Vorschriften an die EU Basisverordnungen angepasst werden müssen. Der DFHV kämpft hierbei für möglichst weitgehende Harmonisierung innerhalb der EU, um Handelsbarrieren zu überwinden, ohne den Verbraucherschutz zu vernachlässigen.
Untersuchungsring
Als besonderen Service bietet der Verband seinen Mitgliedern den Untersuchungsring an, eine Dienstleistung, die sich als wertvolle Hilfe im Umgang mit den Anforderungen des aktuellen Lebensmittelrechts erwiesen hat. Denn der Untersuchungsring im Deutschen Fruchthandelsverband unterstützt seine Mitglieder bei der Einhaltung der lebensmittelrechtlichen Sorgfaltspflichten beim Handel mit Obst und Gemüse und bietet ihnen fachlichen Beistand hinsichtlich der einschlägigen gesetzlichen Bestimmungen.
Wer Lebensmittel in den Warenumlauf bringt, muss die Unbedenklichkeit seiner Ware regelmäßig durch Laboruntersuchungen nachweisen. Als größtes deutsches geschlossenes Eigenkontrollsystem für Obst und Gemüse analysiert der Untersuchungsring jährlich mehrere tausend Laboruntersuchungen auf Rückstände von Pflanzenschutzmitteln, Zusatzstoffen und Kontaminanten. In erster Linie prüfen die Labore, ob die strengen gesetzlich vorgeschriebenen Rückstandswerte eingehalten werden. Aber die Prüfer entdecken auch Fehler bei der Kennzeichung und andere lebensmittelrechtliche Mängel.
„Die Untersuchungsergebnisse erlauben eine kontinuierliche Bestandsaufnahme hinsichtlich eventueller Rückstandsbelastungen der gehandelten Erzeugnisse, wodurch sich Probleme frühzeitig erkennen und abstellen lassen. Damit schützt der Untersuchungsring seine Mitglieder und trägt gleichzeitig aktiv dazu bei, das Vertrauen der Verbraucher in die Qualität und Sicherheit von Obst und Gemüse zu wahren und zu stärken,“ bekräftigt Geschäftsführer Ulrich Boysen. „Was einmal vor vielen Jahren als reine Untersuchungsbündelung für die Mitgliedsunternehmen angefangen hat, ist heute ein komplexes Monitoringsystem geworden. Nicht nur die Bundes- und Landesbehörden haben hier engen Kontakt zu uns, sondern auch verschiedenste Organisationen in den weltweit verstreuten Beschaffungsländern sind involviert.“
Zu den Serviceleistungen des Untersuchungsrings gehört neben der Auswertung und Dokumentation der Untersuchungsergebnisse auch die Information der angeschlossenen Firmen über Warnmeldungen der Kontrollbehörden sowie über Änderungen der relevanten gesetzlichen Bestimmungen. Die fachliche Beratung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit führenden Untersuchungslaboren und der Untersuchungsring gibt regelmäßig Empfehlungen darüber heraus, welche Erzeugnisse vorrangig zu untersuchen sind. Entscheidende Parameter dabei: Die aktuelle Situation in den Erzeugungsgebieten, der spezifische Saisonverlauf, und Auffälligkeiten bei amtlichen Beanstandungen. Der Untersuchungsring im DFHV arbeitet mit mehreren Vertragslaboren mit Sitz an verschiedenen Standorten in Deutschland zusammen.