Zu Anfang eines neuen Jahres fängt der Verbändereport schon seit einigen Jahren die Stimmung der Verbände ein. Auch in diesem Jahr haben wir mit Führungskräften der DGVM-Mitgliedsverbände gesprochen und gefragt, was sie vom nächsten Jahr für ihre Verbände erwarten.
Nur ein selbstbewusst und engagiert auftretender Verband zieht immer neue Menschen an. Und das wollen wir auch in Zukunft erreichen“, beschreibt Frank Weigand, Geschäftsführer des Deutschen Modellflieger Verbandes in Bonn, die grundsätzliche Herausforderung seiner Arbeit in diesem Jahr. Zumal, ergänzt Dr. Holger Mühlbauer vom IT-Verband TeleTrust, die Verbände in einem steten „Wahrnehmungswettbewerb“ ständen und insofern Themen wie Öffentlichkeitsarbeit und Markenpositionierung wichtig sind.
So deuten dann die „Top Twelve“ der wichtigen verbandspolitischen Themen für dieses Jahr auch in diese Richtung: auf der Suche nach neuen Lösungen und gleichzeitig durch fundierte Informations- und Öffentlichkeitsarbeit maßgeblich Anteil nehmen am öffentlichen oder branchenspezifischen Diskurs. Knapp drei Viertel aller befragten DGVM-Mitgliedsverbände streben eine Stärkung der allgemeinen Kommunikation an. Über 60 Prozent halten das politische Lobbying auf Landes- oder Bundesebene für wichtig. Mehr als die Hälfte der befragten Geschäftsführer werden die Markenpositionierung ihres Verbandes ausbauen.
Das Bundestags-Wahljahr 2013 ist politisch-gesellschaftlich ein großes Thema in der Verbandswelt, und was im letzten Jahr galt, gilt heute fort: Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer der DGVM-Mitgliedsverbände begreifen die vor ihnen liegenden Herausforderungen durchweg als Chance zur Verbesserung. Da wird die interne Verwaltung modernisiert, die Mitgliederservices werden neu ausgerichtet und professionalisiert, die Nachwuchs-Gewinnung wird optimiert oder das Weiterbildungsangebot ausgebaut.
Doch nicht nur das. Einzelne Arbeitsfelder sind nicht immer voneinander zu trennen: „Vor dem Hintergrund des Ausscheidens langjähriger Ehrenamtsträger werden wir engagierte und jüngere Vertreter gewinnen, die den Verband auch nach außen repräsentieren und sich entsprechend engagieren. Dieses ist umso wichtiger, da neue Ideen und Strategien für eine erfolgreiche Verbandsführung gerade in Bezug auf ein erfolgreiches Lobbying auf Länder- und kommunaler Ebene speziell in Bezug auf die Energiewende in der Zukunft dringend benötigt werden“, sieht Hans-Jürgen Funke den Zusammenhang im Verband für Energiehandel Südwest-Mitte. Er macht damit sehr deutlich, dass Wahrnehmung – in der jeweiligen Branche oder der breiten Öffentlichkeit – immer auch mit Personen zusammenhängt, die auf schlagkräftige Strukturen zurückgreifen können. Das sieht auch Julius Wagner, Hauptgeschäftsführer vom Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Hessen, so: Die Herausforderung liege „in der dauerhaften Stärkung des Verbandes durch Mitgliederbindung und Mitgliedergewinnung. Vor dem Hintergrund des Generationenwechsels in vielen Unternehmen sind neue Lösungen und Angebote gefragt“!
Da nimmt es nicht wunder, dass knapp ein Drittel der befragten Verbände die Gewinnung von geeigneten Vertretern für das Ehrenamt als wichtige Aufgabe im Jahr 2013 einschätzen. Wie können Strukturen verbessert werden, um die Übergangszeit nach Wechseln im Ehrenamt so kurz wie möglich zu halten, wie können überhaupt Interessierte an das verbandliche Ehrenamt herangeführt werden und wie kann eine sinnvolle Aufgabenverteilung mit dem Hauptamt ausschauen – da wird schnell deutlich, dass die Gewinnung von geeigneten Vorständen auch eine Frage der Positionierung des Verbandes ist. Mit Blick auf die interne Arbeitsweise wird es Veränderungsdruck geben und für jeden sechsten Verband stehen Changemanagement und Qualitätsmanagement (QM) an oberster Stelle im Aufgabenkatalog für das neue Jahr. „Im Verlauf des Jahres wird nun erstmalig die Position eines ‚Projekt- und Prozessmanagers‘ eingerichtet, um in Zeiten wachsender Anforderungen von Mitgliedern und Ehrenamt an die Qualität und Effizienz der Unterstützungsleistungen der Geschäftsstelle eine weitere Professionalisierung zu erreichen. Selbstverständlich streben wir dabei auch eine Zertifizierung der Managementprozesse unserer Vereinigung nach DGVM ZERT an“, betont der Geschäftsführer Michael Steinmetz von der Deutschen Aktuarvereinigung in Köln.
Politisch nutzen Verbände das Wahljahr, um Politik und (Fach-)Öffentlichkeit auf die Belange und konkreten Interessen aufmerksam zu machen: Vor und nach den Wahlen auf Landes- und Bundesebene stehen nicht nur rein organisatorische Änderungen ins Haus und müssen vielleicht neue Ansprechpartner auf den politischen Ebenen gefunden werden. Im medialen Austausch über politische Konzepte mischen die DGVM-Mitgliedsverbände mit. „Dabei müssen Verbände den Spagat zwischen den eigenen Interessen und den politisch vermittelbaren Standpunkten bewältigen, um in einer sich wieder beschleunigenden politischen Landschaft mitmischen zu können, denn nicht jede verbandliche Forderung lässt sich politisch durchsetzen“, sagt Heiko Kretschmer, stellvertretender Präsident bei der Gesellschaft Public Relations Agenturen (GPRA) in Frankfurt.
Allein die Öffentlichkeit zu informieren reicht nicht. Die Mitglieder schnell und bedarfsorientiert mit den relevanten Informationen zu versorgen wurde in den letzten Jahren wichtiger. „Und das wird 2013 nötiger denn je, denn die Branche dreht sich schneller, zu bekannten Herausforderungen kommen neue dazu“, sagt der Geschäftsführer vom VDKL Verband Deutscher Kühlhäuser und Kühllogistikunternehmen e.V., Jan Peilnsteiner.
Wie bereits in den vergangenen Jahren druckt der Verbändereport Stellungnahmen der DGVM-Mitglieder ab. Wir danken allen Verbänden, die sich an der Umfrage beteiligt haben. Eine Übersicht aller ungekürzten Original-Statements finden Sie auf der DGVM-Internetseite www.dgvm.de.