Verbändereport AUSGABE 1 / 2009

Das Leid mit der PK!

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In den Nachrichten sehen wir sie immer wieder, die Pressekonferenzen, bei denen der Saal völlig überfüllt ist, bei denen es kaum Platz gibt für Journalisten und Kameras. Und so man-cher Verbandspräsident glaubt, dass dies der Normalfall ist.

Und so ergeht der Auftrag an den Geschäftsführer oder den PR-Verantwortlichen: „Wir sollten mal wieder eine Pressekonferenz machen!“ Und vor dem geistigen Auge sieht sich der Präsident umrahmt von seinen Präsidiumskollegen bereits in einem überfüllten Saal, denkt schon jetzt an die umfassenden Berichte in den elektronischen und Printmedien. Und dann kommt die Pressekonferenz, und sieben Verbandsvertreter, in der Mitte der Präsident, sitzen fünf Journalisten gegenüber …

Zugegeben, das hatte bis jetzt wenig mit der Wirklichkeit zu tun, denn Verbände gehen doch völlig anders vor, wenn Pressekonferenzen organisiert werden sollen (bzw. müssen). Zunächst einmal prüfen Sie genau, ob sich eine Pressekonferenz überhaupt lohnt, ob es genug Informationen gibt, für die sich Journalisten wirklich interessieren würden. Der nächste Prüfvorgang betrifft Termin und Ort. Ist vielleicht schon jemand vor Ihnen auf die Idee gekommen, just an diesem Tag zur gleichen Uhrzeit eine Pressekonferenz durchzuführen — womöglich noch mit einem attraktiven Thema? Und muss es denn wirklich ein Ort sein, der den Journalisten lange Wege abverlangt? Warum nicht da, wo die Journalisten arbeiten, denn das reduziert den Zeitaufwand für die Medien — und die sind entscheidend. Und wer weiß, wie Journalisten arbeiten, der kommt auch nicht auf die Idee, eine Pressekonferenz nachmittags um 15 Uhr anzusetzen — es sei denn, es gibt einen aktuellen Anlass.

Besonders begehrt sind bei Verbänden offensichtlich die Plätze am Rednertisch. Niemand aus der Verbandsführung soll sich zurückgesetzt fühlen und deshalb darf jeder vorne sitzen. Anlässlich seiner Jahrestagung veranstaltete ein Spitzenverband eine Pressekonferenz, bei der alle neun Präsidiumsmitglieder des Verbandes vorne saßen und Rede und Antwort standen. Für Journalisten möglicherweise eine spannende Angelegenheit, denn dann kann man durch geschicktes Fragen Konflikte und unterschiedliche Auffassungen innerhalb des Verbandes aufzeigen. Für die meisten Journalisten aber eine frustrierende Angelegenheit, können sie sich doch leicht ausrechnen, wie lange diese Pressekonferenz dauern wird, wenn auch nur jeder fünf Minuten redet. Wie sagte einmal ein Journalist mit jahrzehntelanger Erfahrung mit Pressekonferenzen: „Wenn da vorne so viele Leute sitzen, gehe ich sofort wieder. So viel Zeit habe ich einfach nicht.“

Also: Pressekonferenzen

  1. nur dann, wenn Sie wirklich etwas zu sagen haben
  2. nur an Orten, die für Journalisten leicht erreichbar sind
  3. nie länger als 45 Minuten, und zwar einschließlich (!) der Fragen
  4. nie mit mehr als drei Gesprächspartnern (Präsident, Geschäftsführer, Pressesprecher)

Übrigens: Die oben beschriebenen Pressekonferenzen mit den überfüllten Sälen sind die absolute Ausnahme. Als Zielvorstellung für die „normale“ Verbandspressekonferenz sind sie wirklich nicht geeignet. (Kontakt zum Autor: www.dederichs-kommunikation.de)

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