Was sind Bürgerräte und wem nutzen sie? Diesen Fragen ist Henning von Vieregge im Interview mit einem Befürworter dieses Instruments nachgegangen. Der Ökologe Hans-Peter Meister ist Pionier von Bürgerbeteiligung, Dialogen und gesellschaftlicher Kooperation. Als Gründer des deutschen Marktführers ifok entwickelte er das Unternehmen vom Start-up zum internationalen Kompetenzzentrum für nachhaltige Entwicklung. Heute leitet er das von ihm gegründete gemeinnützige Bürgernetzwerk für systematische Bürgerbeteiligung. Sind Bürgerräte eine Konkurrenz herkömmlicher Lobbyarbeit, wie manche Kritiker befürchten? Könnten sie für Verbände auch eine Chance sein?
Verbändereport: Bürgerräte werden zufallsbasiert durch Auslosen zusammengesetzt und umfassen zwischen 40 und 200 Bürger, die sich einem Thema widmen. Ist das eine zutreffende Definition? Hans-Peter Meister: Ja, so ungefähr kommt das hin. Jedenfalls in der aktuellen Debatte. Es verbergen sich viele unterschiedliche Varianten unter dem Oberbegriff „Bürgerrat“, sie unterscheiden sich in Größe, Ziel, Zusammensetzung oder auch dem Ablauf. Ich wundere mich, dass eine Idee, die in den 90er Jahren recht bekannt und auch erprobt unter „Planungszelle“ gelaufen ist, dann offenbar in Vergessenheit geriet und jetzt wieder aufgetaucht ist. Haben Sie eine Erklärung?Ich glaube einfach, die Zeit ist jetzt reif. Wir erkennen zunehmend, dass wir die großen gesellschaftlichen Probleme nur im Miteinander der verschiedenen gesellschaftlichen Bereiche erörtern und lösen können. Deswegen ist die Politik auf den Bürgerrat als eines von vielen anderen möglichen Modellen gekommen. Ist die Kluft zwischen Bürgern