Ulrich Lilie ist kein Unruhestifter in der Republik. Dennoch ist er einer der einflussreichen Menschen im Berliner Politikbetrieb. Als Präsident der Diakonie, gerade für eine zweite Amtszeit wiedergewählt, repräsentiert er einen der größten Arbeitgeber Deutschlands. Und er muss sich keine Gedanken um die Zukunft seines Unternehmens machen, denn die große demografische Welle kommt noch. Mit ihr ein Großteil der Aufgaben der Diakonie. Aber Lilie ist mehr als ein Lobbyist. Er kann zuhören und man merkt ihm – auch im Interview – an: Hier sitzt keiner, der nur vorgefasste Meinungen abspult. Henning von Vieregge (links im Bild) hat mit ihm gesprochen.
Verbändereport: Wenn ich sage, die Diakonie ist einer der größten sozialkapitalistischen Akteure der Republik, würden Sie sich wahrscheinlich nicht wehren? Ulrich Lilie: Sozialkapitalistisch klingt nach einer bestimmten Schublade. Wir passen aber in keine Schublade. Wir sind an fast allen Orten in diesem Land mit vielen hilfreichen Angeboten engagiert. VR: Die Diakonie hat 525.000 Hauptamtliche, 750.000 Freiwillige, tätig für 10 Millionen Menschen – da entsteht eine Menge Kontakt. Und wenn es gut geht, auch Vertrauen. Die Währung von Beziehung und Vertrauen ist Sozialkapital. Oder sehen Sie das anders? Organisationen wie die Diakonie, unsere Schwester Caritas, wie auch die Arbeiterwohlfahrt und die Paritäter oder andere, leisten einen wichtigen Beitrag zum Zusammenhalt und für das Gemeinwohl. In Zeiten einer dramatischen gesellschaftlichen Transformation kann man dies schwerlich überschätzen. VR: Ich habe mit ein wenig Schmunzeln Ihre Selbstcharakterisierung als Präsident gelesen und gleich an