Verbändereport AUSGABE 3 / 2011

Ausgezeichnet tagen – Tagungslocations mit Prüfsiegel

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Veranstaltungsplaner möchten bereits in der Organisationsphase wissen, was eine Location zu bieten hat. Um die Wahl der Tagungsstätte zu erleichtern, wurden einige Siegel entwickelt, die gewisse Standards versprechen. Der Verbändereport stellt die Zertifikate „Green Globe“, „degefest-geprüfte Kongress- und Tagungsstätte“ und „Certified Conference Hotel“ genauer vor.

„Green Globe“ auch in Deutschland

Dem allgemeinen Trend, mehr auf Umweltschutz zu achten, trägt auch die Tagungsbranche Rechnung. Damit sich umweltfreundliche Tagungsstätten vergleichen lassen, wurde die weltweit anerkannte „Green-Globe“-Zertifizierung auch in Deutschland eingeführt. Green Globe ist ein internationales Benchmarking- und Zertifizierungsprogramm, das auf den Leitlinien der Agenda 21 basiert. Der Europäische Verband der Veranstaltungs-Centren (EVVC), das GCB German Convention Bureau und die Vereinigung Deutscher Veranstaltungsorganisatoren (VDVO) haben eine Kooperation mit dem Nachhaltigkeitszertifizierer Green Globe Certification (GGC) vereinbart. Seit Januar 2010 werden Tagungslocations in Deutschland mit dem Green Globe ausgezeichnet, etwa 25 Mal konnte das Zertifikat bereits vergeben werden.

Nach einer Registrierung per Internet und dem Besuch eines Green-Globe-Auditors erhält eine Tagungsstätte das Zertifikat, wenn sie mindestens 51 Prozent der Anforderungen erfüllt. Die rund 120 Kriterien sind international gleich, sie werden zweimal im Jahr von einem wissenschaftlichen Beirat geprüft und gegebenenfalls verändert. Nach zwei Jahren muss eine Veranstaltungsstätte ihr Siegel erneuern lassen. Die Prüfkriterien zielen drauf ab, dass in der Location Wert auf Nachhaltigkeit und verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen gelegt wird.

An der Green-Globe-Zertifizierung wird immer wieder kritisiert, dass nahezu jede Tagungsstätte die Anforderungen erfüllen könne. Darauf entgegnet Joachim König, Präsident des EVVC: „Wir wollen, dass die Standards deutschlandweit in der Fläche erreichbar sind.“ Für den EVVC ist jede Zertifizierung ein weiterer Schritt in Richtung Umweltschutz, die Betreiber der Locations bekennen sich damit zur Nachhaltigkeit und erlegen sich selbst weitere ressourcenschonende Maßnahmen auf. Bei der erneuten Prüfung nach zwei Jahren wird schließlich festgestellt, ob diese guten Vorsätze realisiert werden konnten und was sich zukünftig erreichen lässt.

Umweltfreundliche Kongresshäuser

Bei zahlreichen Kongresszentren findet das grüne Siegel bereits Anklang. Alle zehn Mitgliedshäuser der „Congress Allianz“ wurden bis Ende 2010 Green-Globe-zertifiziert. Zu diesem Verbund gehören die Kongresshäuser aus Aachen, Kassel, Münster, Bochum, Friedrichshafen, Hannover, Mainz, Pforzheim, Rostock und Weimar. „Für mich ist dies ein weiterer Schritt in einem jahrelangen Bemühen um ein ‚grünes’ Wirtschaften. Mit einigen großen und vor allem vielen kleinen Maßnahmen lässt sich eine Menge erreichen“, sagte Dr. Ursula Paschke, Geschäftsführerin Messe und Congress Centrum Halle Münsterland GmbH. „Für ein Veranstaltungshaus ist es notwendig, diese Anforderungen zu erfüllen, da die Nachfrage nach Green Meetings immer mehr zunimmt. So sind wir gut für die Zukunft gerüstet.“

darmstadtium schult in ökologischen Fragen

Das Wissenschafts- und Kongresszentrum darmstadtium gehört zu den Veranstaltungszentren, die erst kürzlich mit dem „Green Globe"-Zertifikat ausgezeichnet wurden. Anfang Dezember 2010 erhielt Darmstadts Tagungshaus dieses Label für seine Bemühungen um Energieeffizienz, für den Einkauf regionaler Produkte und Dienstleistungen, für Mitarbeiterschulungen zu ökologischen Fragen und die Berücksichtigung von Frauen und Minderheiten in Führungspositionen. Der ehemalige darmstadtium-Geschäftsführer Klaus Krumrey bezeichnete das Zertifikat als weiteren Baustein der „Green Meeting“-Strategie des Konferenzzentrums.

Pforzheim setzt Maßstäbe

Dem CongressCentrum Pforzheim (CCP) wurde bereits im Oktober vergangenen Jahres ein ressourcenschonender Betrieb bescheinigt. Die Pforzheim Kongress- und Marketing GmbH erhielt das „Green Globe“-Zertifikat, weil beispielsweise bei der Einkaufslogistik Wert auf kurze Wege gelegt werde: Die Auswahl der Lieferanten findet nach umweltverträglichen Gesichtspunkten statt. Die Beleuchtung sei zudem auf Energiesparlampen umgerüstet, Heizungs- und Klimatechnik arbeiten verbrauchsoptimiert. Das CCH setzte laut Audit-Ergebnis sogar Maßstäbe, etwa durch die Dachbegrünung.

Vergleichbarkeit durch die degefest

Die Festlegung allgemeiner Tagungsstandards, die Veranstaltungsplanern das Leben erleichtern sollen, liegt bereits einige Jahre länger zurück als die grüne Zertifizierung. Es war Mitte der 90er-Jahre, als sich die Mitglieder des Verbands der Kongress- und Seminarwirtschaft (degefest) zusammensetzten und sich einige Kriterien überlegten. „Wir stellten uns die Frage, wie man als Veranstalter wissen soll, welche Tagungsstätte geeignet ist“, sagte Klaus Goschmann vom degefest Institut GmbH für Bildung und Beratung. Damals wurde ein Grundkonzept mit verschiedenen Anforderungen entwickelt, geprüft werden seitdem Tagungsstätten und Kongresszentren, außerdem Bildungsstätten von Organisationen und Hotels. Um das Prädikat „degefest-geprüfte Kongress- und Tagungsstätte“ zu erhalten, muss gewährleistet sein, dass eine Tagung reibungslos ablaufen kann. Bewertet werden die Ausstattung der Räume, die Verfügbarkeit technischer Hilfsmittel, die Qualität der Organisation und die Qualifizierung der Mitarbeiter etwa zu gleichen Teilen.

„Anfangs wurden ganz andere Anforderungen als heute gestellt“, sagte Goschmann. Beispielsweise stand in der Anfangszeit ein Overheadprojektor auf der Kriterienliste. „Damals hatte man den nicht überall — jetzt braucht man ihn nicht mehr.“ In Zeiten der Overheadprojektoren war es außerdem wichtig, dass sich die Räume nicht nur abdunkeln, sondern fast vollständig verdunkeln ließen, damit die Teilnehmer die Projektionen erkennen konnten. Auch der Punkt „Verdunkeln“ ist seit einigen Jahren aus dem Prüfkatalog des Verbands gestrichen worden. Nicht nur die Anforderungen der degefest an die Technik unterliegen stetigen Veränderungen, auch die an die beteiligten Akteure. Goschmann berichtet, dass eine Zeit lang sehr viel Wert auf die Ausbildungsstandards der Angestellten in den Tagungsstätten gelegt wurde. Auch das tritt mittlerweile etwas in den Hintergrund. Goschmann: „Die Qualifikationen sind heute sehr unterschiedlich. Viel wichtiger ist das Verhalten der Mitarbeiter.“

Zusatzpunkte für Besonderheiten

Etwa 120 Locations sind bereits degefest-geprüfte Kongress- und Tagungsstätten. Um zertifiziert zu werden, füllen die Interessenten zunächst einen Fragebogen aus, danach werden sie von einem Mitglied des Prüferteams besucht, das sich vor Ort ein eigenes Bild macht. Bei dem Ortstermin geht es nicht nur darum, zu überprüfen, ob die Angaben der Tagungsstätten richtig sind, sondern auch um den Blick des Experten. Die Prüfer begutachten neben den Tagungsqualitäten auch die Besonderheiten der Häuser, die ebenfalls in die Prüfung eingehen können. Sonderpunkte gibt es etwa, wenn es möglich ist, unter freiem Himmel zu tagen, oder wenn für die Freizeitgestaltung beispielsweise ein Hochseilgarten zur Verfügung steht. Diese Besonderheiten sollen in Zukunft noch mehr in den Vordergrund gerückt werden, kündigte Goschmann an. Die degefest ist gerade erneut dabei, die Prüfkriterien anzupassen. Die Unterteilung des Prädikats in die Klassen „Premium“ für eine sehr hohe Punktzahl über „Business“ bis hin zu „Classic“ soll weiterhin erhalten bleiben. Geprüfte Häuser bekommen eine Urkunde und eine Plexiglas-Plakette, die am oder im Haus angebracht werden kann. Die Geltungsdauer der Prüfung beträgt drei Jahre, danach kann die Prüfung wiederholt werden.

Tagen im Grünen

Mit dem Prädikat „Premium“ der degefest wurde das Lufthansa Training & Conference Center Seeheim kürzlich erneut ausgezeichnet. Das Tagungshotel befindet sich in einem Buchenwald oberhalb von Seeheim an der Bergstraße, etwa 30 Minuten von Heidelberg und Frankfurt am Main entfernt. Mehr als 80 Seminarräume, zwischen zwölf und 100 Quadratmetern groß, stehen in Seeheim zur Verfügung. Fünf Räume sind multifunktional ausgestattet und der Bonhoeffer Saal bietet Platz für bis zu 750 Gäste. Zum Übernachten stehen rund 480 Zimmer bereit. Etwa 270 Mitarbeiter sorgen im Training & Conference Center für professionellen Veranstaltungsservice und reibungslose Abläufe. Außerdem bietet das Center einen kostenfreien Shuttleservice zum Flughafen Rhein/Main.

Das CCS Congress Centrum Stadtgarten Schwäbisch Gmünd wurde kürzlich erstmals durch das degefest Institut Mannheim geprüft und trägt nun ebenfalls das Prädikat mit Premium-Klassifizierung. Das CCS liegt inmitten eines weitläufigen Parks und ist wenige Gehminuten vom Bahnhof und der Innenstadt entfernt. Das Haus überzeugte die Prüfer mit einer anspruchsvollen Architektur, moderner Tagungstechnik und Raum für Veranstaltungen mit bis zu 1.500 Teilnehmern. Auch im Bereich Nachhaltigkeit hat das CCS etwas zu bieten: Durch die Umstellung der Saalbeleuchtung auf LED-Technik können mittlerweile 80 Prozent der Energiekosten eingespart werden.

Zeitersparnis durch „Certified Conference Hotel“

Vor allem die Zeitersparnis spreche für die Wahl einer zertifizierten Tagungsstätte, findet Michael Blaumeiser, Projektbetreuung Hotelzertifizierung beim Verband Deutsches Reisemanagement (VDR). Veranstaltungsplaner können sich seiner Meinung nach zeitaufwendige Site Inspections sparen, wenn sie geprüfte Tagungslocations buchen. „Transparenz“ und „Qualitätssicherung“ sind für ihn Schlagworte, die mit dem Prüfsiegel des VDR einhergehen.

Zertifiziertes Tagen nicht nur in Hotels, sondern auch auf Tagungsschiffen ermöglicht der VDR gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Verbandsmanagement (DGVM), dem GCB German Convention Bureau und der Vereinigung Deutscher Veranstaltungsorganisatoren. Seit 2005 vergeben die Verbände das Prüfsiegel „Certified Conference Hotel“, 2009 kam das Siegel „Certified Conference Ship“ hinzu. Etwa 240 Tagungshotels und zwei Tagungsschiffen wurde seitdem die Tagungstauglichkeit bestätigt.

Hotels mit Alm- oder Ostseeblick

Als „Certified Conference Hotel“ wurde das Parkhotel Stuttgart Messe-Airport im Zentrum von Echterdingen kürzlich ausgezeichnet. Das Hotel mit 220 Zimmern im modernen Design verfügt über zwölf Veranstaltungsräume für bis zu 320 Personen und sechs Gruppenräume. Aus dem Panoramasaal im Dachgeschoss des First Class Hotels können die Tagungsgäste den Ausblick in Richtung Stuttgart, bis zum Fernsehturm und zur schwäbischen Alb genießen.
Die Innenhofterrasse ist für Empfänge und Kaffeepausen geeignet. Ebenfalls vor Kurzem erhielt das Iberotel Boltenhagen, gelegen auf der Halbinsel Tarnewitz, zwischen Lübeck und Wismar, das Zertikat „Certified Conference Hotel“. Das 4-Sterne-Superior-Hotel stellt vier Seminarräume für bis zu 300 Personen zur Verfügung. Für Anlässe wie Empfänge oder Abendveranstaltungen bieten sich das Gartentheater, die Seebühne oder der Jachthafen als Locations an. Aus allen rund 190 Zimmern haben die Gäste einen direkten Blick auf die Ostsee.

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