Wenn Person und Aufgabe zu 100 Prozent eins sind, dann lassen sich Berge versetzen. Das gilt für jeden, auch für Social Entrepreneurs. Für Reinhard Erös ist Afghanistan sein Land und sind die Paschtunen sein Volk. Und die Kinderhilfe Afghanistan ist sein Werk. Der Arzt und Ex-Bundeswehroffizier mit tiefen bayerischen Wurzeln ist im Umgang meinungsstark und alles andere als pflegeleicht. Er hinterlässt Spuren. Wenn er dazu rät, straffällig gewordene Afghanen ihre Gefängnisstrafe im Heimatland absitzen zu lassen – die Bundesregierung soll die Kosten übernehmen –, dann hat ein solcher Vorschlag Gewicht. „Deutschlands Freiheit wird am Hindukusch verteidig“, sagte der damalige Verteidigungsminister Peter Struck im Jahr 2004. Seitdem ist das Land nicht zur Ruhe gekommen. Was rät einer, der sich dort engagiert? Kein leichtes Gespräch zu einem schwierigen Thema – geführt von Henning von Vieregge.
Verbändereport: Herr Erös, worin unterscheidet sich Ihr Hilfe-Ansatz von dem anderer NGOs in Afghanistan? Reinhard Erös: Die „Kinderhilfe-Afghanistan“ firmiert bei den Afghanen nicht als INGO (Internationale Hilfsorganisation, im Land negativ belegt), sondern als Initiative der deutschen Familie Dr. Erös. Man kennt uns seit über 30 Jahren. Wir haben kein Büro in Kabul, sondern organisieren unsere Projekte in einem einfachen Lehmhaus in einer Ost-Provinz. Unsere vier einheimischen Büromitarbeiter erhalten landesübliche Gehälter, das sind 150 Bis 300 Dollar, bezahlte ausländische Mitarbeiter gibt es nicht. Wir haben kein eigenes Fahrzeug, bei Fahrten in unsere Projekte mieten wir den landestypischen Corolla für 25 Dollar pro Tag. Auf staatliche Gelder verzichten wir. Kontakte mit korrupten Politikern gibt es nicht. „Schutz“ durch ausländisches Militär lehnen wir strikt ab. VR: Ein Schwerpunkt Ihrer Arbeit sind Bildungsangebote für Mädchen. Sie arbeiten in Gebieten, in denen S