Verbändereport: Herr Fürstner, der VDZ feiert sein 75-jähriges Jubiläum in diesem Jahr. Haben sich der VDZ und die Arbeit im Verband sehr stark verändert?
Fürstner : „Nach drei Jahren rückläufiger Werbeumsätze geben die Medienmärkte heute wieder Anlass zu vorsichtigem Optimismus. Steigende Vertriebserlöse und Investitionen spiegeln diese Entwicklung wieder. In den letzten Jahren haben sich die Verlage einem anstrengenden Programm der Restrukturierung unterzogen und sind heute schlanker und stärker als vor der Krise. Aus dieser Stärke schöpfen sie die Kraft für den Aufbruch in neue Märkte. Die deutschen Zeitschriftenhäuser investieren wieder, sei es in Line-Extensions im Inland oder in neue Titel im Ausland.
Der VDZ leistet seinem Selbstverständnis entsprechend aktive Hilfe beim Strukturwandel und zeigt neue Markt-Perspektiven auf. Benchmarking-Analysen und Best-practice-Beispiele, vom VDZ in Zusammenarbeit mit externen Partnern erarbeitet, haben den Verlagen praktische Beispiele für Effizienzgewinne und Prozessoptimierung gegeben.
Verbändereport: Stellen Sie auch veränderte Anforderung der Mitglieder an den Verband fest?
Fürstner : Seit geraumer Zeit erkennen wir einen Wertewandel unserer Mitglieder: Sie stellen zunehmend Forderungen eines direkten Nutzennachweises. Das Interesse an einer klassischen „Interessensvertretung“ sinkt. Einhergehend mit diesem Wandel ändern sich die Strukturen der Verbandsfinanzierung hin zu Dienstleistungserlösen. Trotz der steigenden Anforderungen sieht sich der VDZ sinkenden Beitragseinnahmen gegenüber: Konsequenzen aus Umsatzrückgängen in den Verlagen, Konsolidierungen und Schließungen, kosteninduzierter Mitgliedsaustritte und wenig Möglichkeiten zu Beitragserhöhungen. Setzte sich die Einnahmenstruktur des VDZ 1989 noch zu 95 Prozent aus Mitgliedsbeiträgen und zu 5 Prozent Sonstiger Einnahmen, so ist das Verhältnis heute 55 Prozent Beiträge und 45 Prozent Sonstiger Einnahmen.
Wir haben schon früh erkannt, dass unsere Mitglieder neue Anforderungen an uns stellen, haben schnell reagiert und begonnen das Dienstleistungsangebot des VDZ auf diese Bedürfnisse hin aus zu bauen. Der Mehrwert der Zugehörigkeit ist für die Verlage deutlich wahrnehmbar. Das hat nicht zuletzt die Mitgliederbindung gestärkt.
Verbändereport: Können Sie Beispiele für diese neuen Dienstleistungen nennen?
Fürstner : „Zum einen gibt es die so genannten Shared Services. Dabei tritt das New Media Team des VDZ als Dienstleister für den Deutschen Multimedia Verband (dmmv) auf und managt das Benchmarking des Online Vermarkterkreises im dmmv. Darüber hinaus betreibt unser New Media Team auch die Online Publishers Association Europe, deren Mitglieder ausschließlich internationale Marktführer sind. Durch diese VDZ Cooperation haben unsere Mitglieder wiederum Anbindung an den amerikanischen Verband und sind stets auf dem aktuellsten Informationsstand.
Zum zweiten haben wir im vergangenen Jahr im neu geschaffenen Arbeitskreis Betriebswirtschaft einige Benchmarking Projekte durchgeführt mit dem Ziel der Erarbeitung von Verbesserungsmöglichkeiten für unsere Mitglieder. Die bisherigen Erfahrungen haben den beteiligten Mitgliedsverlagen bereits Ansätze für Optimierungen geliefert. Sie waren begeistert, so dass wir weitere Benchmarking Projekte durchführen werden und sich die Beteiligung an diesen erhöht hat.
Verbändereport: Worin sehen Sie die Herausforderungen für den VDZ für die Zukunft?
Fürstner : Der Verband muss seine Dienstleistungen für die Mitglieder immer weiter verbessern und neue Leistungspakete für sie schnüren. Der Wettbewerb der eigenen Mitglieder hat in den letzten Jahren an Schärfe zugenommen. Trotzdem muss es dem VDZ gelingen, den gemeinsamen Rahmen in Hinblick auf die Wettbewerbsusancen ab zu stecken.
Des Weiteren sehen wir es als eine unserer obersten Aufgaben, den Mitgliedern zur Horizonterweiterung zu verhelfen. Wie bereits erwähnt, geht die Tendenz weg von einer reinen Interessenvertretung hin zu neuen Themen wie beispielsweise einer verstärkten Internationalisierung sowohl des Verbandes selbst als auch der Verlage; oder – insbesondere für unsere mittelständischen Verlage – wir versuchen sie bei neuen technologischen Entwicklungen (Digitalisierung, Internet, Breitband etc.) auf dem aktuellen Stand zu halten und sie auf die Themen richtig vor zu bereiten. Wir übernehmen sozusagen die Vorreiterrolle.
Zuletzt bedingt durch die veränderten Einkommensströme, durch ein teilweise neues Berufsbild, neue Anforderungen an unsere Mitarbeiter aber auch an die Mitarbeiterführung gilt es die neuen Aufgabenfelder zu bearbeiten immer im Dienste unserer Mitglieder und der Verlagsbranche. Und dabei muss sich der VDZ permanent überprüfen und stets neu erfinden.