Pressemitteilung | IG Metall - Industriegewerkschaft Metall

Zwickel warnt Arbeitgeber vor Aussperrungen

(Böblingen) - Der IG Metall-Vorsitzende Klaus Zwickel hat die Arbeitgeber der Metall- und Elektroindustrie vor Aussperrungen gewarnt. "Aussperrungen würden die Tarifauseinandersetzung deutlich verschärfen und den Konflikt verhärten", sagte Zwickel am 27.April in Böblingen. Die IG Metall wolle das nicht. Ziel seiner Organisation sei es vielmehr, nach dem ab 6. Mai geplanten Streik möglichst schnell zu einem akzeptablen Tarifergebnis für alle Arbeitnehmer zu kommen. Dafür habe die IG Metall ein neues Flexi-Streikkonzept entwickelt. "Wir werden die Streiks nicht auf einzelne wenige Betriebe konzentrieren, sondern möglichst viele Betriebe in den Streik einbeziehen", sagte Zwickel "Wir werden Tagesstreiks, also auf die Dauer einer Schicht begrenzte Streiks durchführen." Am nächsten Tag würden dann neue Betriebe für Streikaktionen ausgewählt. Dieses flexible Streikkonzept beinhalte auch, bestimmte Betriebe mehr als einmal zu bestreiken. "Wir streiken da, wo es richtig weh tut", kündigte Zwickel an. Dazu gehörten auch die großen Automobilhersteller.

Der Gewerkschaftsvorsitzende wies gleichzeitig darauf hin, dass die IG Metall mit ihrem Streik keinen Betrieb ruinieren werde. Ziel der Flexi-Streiks sei vielmehr, schnellstmöglich den größtmöglichen Druck auf die Arbeitgeber auszuüben, um zu einem akzeptablen Tarifergebnis zu kommen. Außerdem wolle die IG Metall mit ihrem neuen Streikkonzept Aussperrungen verhindern. "Wir wollen vermeiden, dass es durch Streiks zu Fernwirkungen kommt und ausgesperrte Arbeitnehmer dann kein Kurzarbeitergeld bekommen", sagte Zwickel. Sollten die Arbeitgeber trotz dieses neuen Streikkonzeptes Aussperrungen beschließen, wäre das nur politisch begründet. Zwickel: "Ich kann die Arbeitgeber davor nur warnen. Aussperrungen könnten ganz schnell zu einem Flächenbrand führen."

Die bisher von den Arbeitgebern angebotenen Einkommenserhöhungen um 190 Euro für die ersten beiden Monate und 3,3 Prozent für weitere 13 Monate bezeichnete Zwickel als Provokation. Dieses Angebot liege - je nach Berechnung - zwei Zehntel unter beziehungsweise zwei Zehntel über drei Prozent. "Das war und ist für die IG Metall nicht akzeptabel", betonte Zwickel. Solche eine Offerte entspreche weder der wirtschaftlichen Leistungskraft der Metall- und Elektronindustrie noch den berechtigten Erwartungen der Arbeitnehmer. "Da hilft kein Schlichter. Da hilft nur Streik", sagte Zwickel. Die IG Metall streike, damit der Preis für die Arbeit wieder stimme. "Die Arbeitgeber müssen begreifen, wir sind keine Bittsteller. Deshalb erkämpfen wir uns jetzt das von uns angestrebte Tarifergebnis", sagte Zwickel.

Nachdrücklich wies Zwickel die Einschätzung zurück, deutlich spürbare Lohn- und Gehaltserhöhungen gefährdeten den Aufschwung. Er verwies dazu auch auf das Frühjahrsgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute und eine in diesen Tagen vorgelegte Studie der Hypo-Vereinsbank. Danach wäre der gesamtwirtschaftliche Verlust bei einem Arbeitskampf auf maximal 0,1 Prozent des Bruttoinlandsproduktes zu beziffern. "Streik ist also kein nationales Unglück", sagte Zwickel.

Der Gewerkschaftsvorsitzende wies darauf hin, dass sich Tariferhöhungen auch nach Auffassung der Wirtschaftsforschungsinstitute am mittelfristigen Produktivitätszuwachs und der Preissteigerungsrate orientieren sollten. Schon allein aus diesen beiden Komponenten ergebe sich ein kostenneutraler und stabilitätsgerechter Verteilungsspielraum von mindestens vier Prozent. Als "ökonomischen Unsinn" bezeichnete es Zwickel, der Tarifpolitik einen alles überragenden Stellenwert für die arbeitsmarkt- und wirtschaftspolitische Entwicklung zuzuschreiben. Die Bruttolohn- und -gehaltssumme in der Metall- und Elektroindustrie liege bei etwa 135 Milliarden Euro im Jahr. Würde sich die IG Metall mit ihrer Forderung zu 100 Prozent durchsetzen, kämen rund 8,7 Milliarden Euro hinzu. Doch diese 8,7 Milliarden Euro dürften nicht isoliert betrachtet werden. Man müsse sie zusammen mit dem Umsatz in der Metall- und Elektroindustrie sehen. Und der betrage jedes Jahr 710 Milliarden Euro.

Zwickel: "Das heißt also, Lohn- und Gehaltserhöhungen um 6,5 Prozent brächten den Arbeitnehmern 8,7 Milliarden Euro mehr Geld ins Portmonee. Sie erhöhten den Gesamtkostenaufwand der Unternehmen aber nur um etwa 1,2 Prozent." Der Gewerkschaftsvorsitzende wies gleichzeitig darauf hin, dass die Lohn- und Gehaltsquote in der Metall- und Elektroindustrie von über 25 auf zwischenzeitlich weniger als 19 Prozent gefallen ist. Deutlich spürbare Lohn- und Gehaltserhöhungen seien daher nicht nur bezahlbar. Sie seien vor dem Hintergrund der vergleichsweise moderaten Tariferhöhungen der vergangenen Jahre und des prognostizierten Aufschwungs auch gerechtfertigt und notwendig. Die IG Metall streike daher für mehr Geld und mehr Nachfrage. "Das bringt die Konjunktur in Schwung. Das schafft Arbeitsplätze", sagte Zwickel. Der Streik sei aber auch Ausdruck des Selbstbewusstseins der Arbeitnehmer. "Wir dokumentieren unsere Solidarität gegen die Macht des Geldes."

Quelle und Kontaktadresse:
Industriegewerkschaft Metall (IGM) Lyoner Str. 32 60528 Frankfurt Telefon: 069/66930 Telefax: 069/66932843

NEWS TEILEN: