Zweiter Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung / Bildung wird zur neuen sozialen Frage
(Berlin) - Von 100 Kindern aus Familien mit niedrigem sozialen Status erreichen laut 2. Armuts- und Reichtumsbericht, der am 02. März vom Bundeskabinett verabschiedet wurde, elf Prozent einen akademischen Abschluss, aus Familien mit einem hohen sozialen Status schaffen es dagegen 81 Prozent.
Allein dieses Ergebnis zeigt", so AWO-Bundesgeschäftsführer Rainer Brückers, dass ein Schlüssel zur Bekämpfung von Armut in der Bildungspolitik liegt. Bildung ist zur neuen sozialen Frage geworden". Der Bericht der Bundesregierung bestätigt Ergebnisse aus der Langzeitstudie der Arbeiterwohlfahrt (AWO) zur Kinderamut in Deutschland, die 1999 begonnen wurde.
Die AWO begrüßt die Vorlage des 2. Nationalen Armuts- und Reichtumsberichtes. Die umfangreiche Bestandsaufnahme liefert wichtiges Datenmaterial zur Einkommens- und Vermögensverteilung, zu Bildung, Gesundheit, Wohnen, zur Lebenslage von Familien und Menschen mit Migrationshintergrund. Nach den Zahlen ist unzweifelhaft, dass sich die Schere zwischen Arm und Reich in den letzten Jahren in Deutschland weiter geöffnet hat, Armut in Familien hat nicht abgenommen, 18 Prozent aller Kinder unter 15 Jahren gelten als arm. Das bestätigt, dass wir noch mehr für die Familien tun müssen", so Brückers.
Nach Ansicht der AWO verfolgt der 2. Bericht der Bundesregierung den richtigen Ansatz, die Lebenslagen in Deutschland nicht nur unter materiellen Verteilungsaspekten zu betrachten, sondern auch die Lebens- und Entwicklungschancen in den Blick zu nehmen. Teilhabe und Verteilungsgerechtigkeit lassen sich in den künftigen Generationen nur herstellen, wenn Bildung als neue soziale Frage in den Mittelpunkt aller politischen Konzepte in Bund und Ländern rückt. Deshalb sind der Ausbau von Betreuungseinrichtungen für Kleinstkinder, die Verbesserung der Bildungschancen im Kindergarten und die Überwindung des vielgliedrigen, selektiven Schulsystems dringend notwendig. Gleiche Bildungs- und Teilhabechancen heißt nach Auffassung der AWO aber auch, Bildungspolitik von der föderativen Umklammerung zu befreien und auf Studiengebühren zu verzichten.
Die AWO wünscht dieser so wichtigen gesellschaftlichen Bestandsanalyse, die zugleich Zukunft beschreibt, eine größere parlamentarische Aufmerksamkeit als dies bei der Vorlage des 1. Armuts- und Reichstumberichtes der Fall war und empfiehlt eine Fortschreibung des Nationalen Aktionsplans zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung.
Quelle und Kontaktadresse:
AWO Arbeiterwohlfahrt Bundesverband e.V.
Oppelner Str. 130, 53119 Bonn
Telefon: 0228/66850, Telefax: 0228/6685209