Zwei Drittel der Deutschen Auslandsschulen sieht Existenz durch Corona Pandemie bedroht
(Berlin) - Das ist das Kernergebnis einer Umfrage des Weltverbands Deutscher Auslandsschulen unter seinen Mitgliedsschulen. Rund 90 Prozent der Schulen erwarten eine schlechtere Geschäftsentwicklung in den nächsten Monaten, rund zwei Drittel erwarten sinkende Schülerzahlen.
Die Corona Pandemie ist eine weltumspannende Krise. Damit trifft sie das Netzwerk der Deutschen Auslandsschulen besonders stark. Der Weltverband Deutscher Auslandsschulen befragte seine 137 Mitgliedsschulen und -organisationen nach einer aktuellen Einschätzung der Lage. Es antworteten 105 Schulen, die Rücklaufquote lag somit bei 76,6 Prozent.
Von den Schulen sehen sich fast zwei Drittel (62 Prozent) durch die Corona Pandemie in ihrer Existenz bedroht. Die Hälfte der Schulträger beurteilt die aktuelle wirtschaftliche Lage schon heute als schlecht. Bei fast zwei Dritteln der Schulen (63 Prozent) sind die Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum schon gefallen. Die Frage nach dem Ausblick auf die Geschäftsentwicklung in den nächsten drei Monaten zeichnet ein dramatisches Bild. Hier erwarten 91 Prozent der Schulen eine Verschlechterung.
Schülerzahl sinkt, Lehrerzahl bleibt vorerst gleich
Die Erwartungen zur Geschäftsentwicklung sind eng an die erwartete Entwicklung der Schülerzahlen geknüpft. Fast drei Viertel der Schulen (72 Prozent) erwarten in den nächsten drei Monaten weniger Schüler. Der Personalbestand bleibt dagegen zunächst gleich. Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) rechnen damit, dass die Zahl der Lehrer in den nächsten drei Monaten in etwa gleichbleibt. In Kombination mit den sinkenden Schülerzahlen ist absehbar, dass diese Schulen in eine unverschuldete wirtschaftliche Schieflage geraten werden. Denn die Schulen finanzieren sich zu rund drei Vierteln selbst aus Schulgeldeinnahmen. Gleichzeitig haben sie hohe Fixkosten für Personal, Gebäude und Infrastruktur.
Lehrergewinnung wird noch schwieriger
Die ohnehin schon schwierige Gewinnung von Lehrerinnen und Lehrern aus Deutschland ist in Zeiten der Corona Pandemie noch schwieriger geworden. Die Hälfte der Schulen berichtet, dass Pädagogen bereits nach Deutschland zurückgekehrt sind. An mehr als einem Drittel der Schulen (36 Prozent) planen Lehrkräfte aktuell die Rückkehr nach Deutschland. Es gibt auch schon Absagen von Pädagogen aus Deutschland, die eigentlich eine Stelle an einer Auslandsschule antreten wollten (29 Prozent der Schulen). An einem knappen Viertel der Schulen (22 Prozent) haben Lehrer ihren geplanten Dienstantritt bereits verschoben.
Schulgebühren bleiben gleich oder sinken sogar
Die meisten Schulen haben die Höhe ihrer Schulgebühren noch nicht geändert (76 Prozent). Wenn, dann wurden sie gesenkt (20 Prozent). Dieser Trend verstärkt sich, wenn nach den Erwartungen in den nächsten drei Monaten gefragt wird. Dann plant bereits ein Viertel der Schulen (27 Prozent) eine Senkung der Schulgebühren. Werden diese Pläne umgesetzt, verstärken sie den Trend zu sinkenden Einnahmen der Schulen.
Schulen brauchen finanzielle Nothilfe
Die Ergebnisse liefern erstmals konkrete Zahlen, wie die Schulen ihre Lage in den nächsten Monaten einschätzen. Die Zahlen untermauern die Kernforderung des WDA-Positionspapiers zur Corona-Krise: die Schulen brauchen eine finanzielle Nothilfe aus Deutschland. Andernfalls ist ihre Existenz gefährdet. Es ist geplant, die Umfrage in einigen Monaten zu wiederholen, um die weitere Entwicklung zu dokumentieren.
Methodensteckbrief
In einer Onlineumfrage wurden die 138 Mitgliedsorganisationen des Weltverbands Deutscher Auslandsschulen, darunter 115 anerkannte Deutsche Auslandsschulen, zur aktuellen Einschätzung ihrer Lage aufgrund der Corona Pandemie befragt. Die Befragung fand vom 8. bis 17. April 2020 statt. Es beteiligten sich 105 Schulen, die Rücklaufquote lag somit bei 76,6 Prozent. Befragt wurden die Führungskräfte der Schulen: Schulvorstände, Schulleiter, Geschäftsführer, Beauftragte des Vorstands und Verwaltungsleiter.
Über die Deutschen Auslandsschulen
In mehr als 70 Ländern weltweit vermitteln 140 Deutsche Auslandsschulen Bildung "Made in Germany". Rund 84.000 Schüler besuchen die Deutschen Auslandsschulen weltweit, drei Viertel von ihnen sind nicht deutsch. Die Deutschen Auslandsschulen gelten als eines der ältesten und erfolgreichsten Beispiele für öffentlich-private Partnerschaften (Public Private Partnerships, PPP). Ehrenamtliche Vorstände gründen und führen die Schulen, Bund und Länder fördern sie. Die freien Träger erwirtschaften durchschnittlich rund 70 Prozent ihrer Schulhaushalte in Eigenverantwortung.
Über den Weltverband Deutscher Auslandsschulen (WDA)
Der im Jahr 2003 gegründete Weltverband Deutscher Auslandsschulen vertritt die freien, gemeinnützigen Schulträger der Deutschen Auslandsschulen und fasst ihre Einzelstimmen zu einer starken Stimme zusammen. Der Verband unterstützt seine Mitglieder bei ihren Aufgaben und fördert ihre Projekte mit gezielten Dienstleistungen. Der WDA vertritt die gemeinsamen Interessen gegenüber der Politik und den fördernden Stellen. Er ist Ansprechpartner der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik und gestaltet diese zugleich aktiv mit. Der Weltverband hat 138 Mitglieder, davon 115 anerkannte Deutsche Auslandsschulen; rund 83 Prozent der Schüler Deutscher Auslandsschulen insgesamt besuchen WDA-Mitgliedsschulen.
Quelle und Kontaktadresse:
Weltverband Deutscher Auslandsschulen e.V. (WDA)
Glen Wernecke, Referent Marketing und Öffentlichkeitsarbeit
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Telefon: (030) 280449-20, Fax: (030) 280449-22