Pressemitteilung | Allianz Verpackung und Umwelt (AVU)

Zwangspfanddrohung fördert Einwegboom

(Bonn) - Einwegflaschen aus Kunststoff (PET) verzeichnen Rekordzuwächse, seit in Deutschland ein Zwangspfand auf Getränke angekündigt wird. Die Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) erwartet, dass in diesem Jahr bereits 5,7 Milliarden Liter Getränke in PET-Einweg verkauft werden - fast siebenmal so viel wie 1999 beim Start der Pfanddebatte. Mit einem für 2002 erwarteten Volumen von 948,8 Millionen Litern legen 'freiwillig' bepfandete PET-Einwegflaschen besonders stark zu. Diese unterscheiden sich aus Verbrauchersicht wenig von herkömmlichen Mehrwegflaschen. Dagegen wächst der Marktanteil von Getränkedosen mit einem erwarteten Plus von 0,13 Prozent gegenüber den Vorjahren kaum noch. Nur jede dritte der vom sogenannten 'Dosenpfand' betroffenen Einwegverpackungen wäre tatsächlich eine Dose, überwiegend träfe die Pfandpflicht PET, Glasflaschen sowie Getränkekartons.

Wegen des Marktumbruchs zu Gunsten von PET-Einwegflaschen kann die Mehrwegquote bei Getränken nach Schätzung der GVM in diesem Jahr auf bis zu 58 Prozent zurückgehen. Während Mehrweg vor 1999 trotz des Wandels der Verbraucherbedürfnisse recht stabil war, hat sich seither ein Abwärtstrend entwickelt, der nach dem vorläufigen Scheitern der Reform der Verpackungsverordnung im Sommer 2001 noch an Kraft gewonnen hat. Jedoch werden selbst nach dem ausdrücklich als Extremfall ('worst case') bezeichneten Szenario der GVM in diesem Jahr mit 20,2 Mrd. Litern immer noch mehr Getränke in Mehrwegflaschen verkauft als 1991, dem Jahr des Inkrafttretens der Verpackungsverordnung.

Der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Verpackung und Umwelt (AGVU), Professor Dr. Werner Delfmann, erklärt zu dem Ergebnis der neuen GVM-Untersuchung: "Wie vor einigen Jahren in Schweden beginnt bereits im Vorfeld der möglichen Pfandpflicht der Austausch herkömmlicher Mehrwegflaschen gegen solche Einwegverpackungen, die am ehesten 'pfandtauglich' erscheinen. Der Markt löst sich bei der Verpackungswahl von den Ungewissheiten der weiteren Entwicklung - eine typische Antizipationslage. Damit bestätigt sich die Warnung des Sachverständigenrats der Bundesregierung, wonach das Zwangspfand als umweltpolitisches Lenkungsinstrument ungeeignet ist. Ungeachtet des offenen Ausgangs der Rechtsstreitigkeiten ist nun die letzte Stopstelle erreicht, die vom Umweltrat befürchtete ökologische und wirtschaftliche Fehlentwicklung aufzuhalten und anstelle des Zwangspfands eine verantwortbare Lösung zu vereinbaren."

Quelle und Kontaktadresse:
Arbeitsgemeinschaft Verpackung und Umwelt e.V. (AGVU) Bonner Talweg 64 53113 Bonn Telefon: 0228/949290 Telefax: 0228/949294

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