Zwangsjahr von 700.000 jungen Menschen? VhU-Präsident Mang: "Es droht ein verlorenes Jahr!"
(Frankfurt am Main) - Die CDU-Forderung nach einer einjährigen Dienstpflicht von jährlich 700.000 jungen Leuten, die der CDU-Bundesparteitag mit ausdrücklicher Unterstützung des hessischen Ministerpräsidenten Rhein am Samstag beschlossen hat, stößt auf scharfe Ablehnung der Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände (VhU).
"Der Zwangsdienst ist eine nicht zu rechtfertigende, massive Freiheitseinschränkung. Der Zwangsdienst ist kaum umsetzbar, er bremst junge Menschen und verschärft den Arbeitskräftemangel. Unternehmen und soziale Organisationen brauchen Auszubildende und qualifizierte Berufseinsteiger und sicher keine unmotivierten Zwangsverpflichteten. Die CDU sollte die duale Ausbildung und die Hochschulen stärken und nicht jungen Leuten und Arbeitgebern ein ganzes Jahr wegnehmen", sagte VhU-Präsident Mang. "Freiwilligkeit statt Pflicht" müsse die Devise bleiben, wenn es um das Engagement für gesellschaftliche Belange gehe.
Mang: "Unsere Unternehmen bieten den Jugendlichen viel mehr, als es ein Zwangsdienst je könnte. Schon aus Eigeninteresse ermöglichen wir Hundertausenden eine Top-Ausbildung und eine zeitgemäße Einarbeitung in betriebliche Prozesse, wobei sie viel lernen und einen echten Mehrwert in unseren Betrieben erbringen. Das motiviert sie. Dieses hohe Niveau an Qualifikation und auch an sozialer Erfahrung wird in einem Jahr gegen den Willen vieler Betroffener nie erreicht werden können. Ein Zwangsjahr droht ein verlorenes Jahr zu werden."
Mang warnte vor einer Bevorzugung sozialer Einrichtungen gegenüber den übrigen Wirtschaftszweigen: "Wenn Betreiber von Krankenhäusern und Pflegeheimen den Personalmangel spüren, dann müssen sie als Arbeitgeber eben attraktiver werden, wozu u.a. die Politik die Rahmenbedingungen verbessern kann und muss. Eine direkte politische Nachwuchskräftesteuerung durch ein Zwangsjahr ist inakzeptabel."
Mang hält ein Zwangsjahr zudem für nicht umsetzbar: "Es ist kaum vorstellbar, dass es der öffentlichen Hand operativ gelingen würde, auch nicht binnen zehn Jahren, ein halbwegs effektives System für 700.000 Menschen aufzubauen und sie mit sinnvollen Aufgaben zu versehen. Das zeigen die Erfahrungen der Überforderung der öffentlichen Hand - seien es die Faxgeräte in den Gesundheitsämtern, die Schwierigkeiten der Digitalisierung in öffentlichen Schulen oder die unzureichenden Warnungen vor dem Hochwasser in 2021."
Schließlich erinnerte Mang daran, dass Bund und Länder oder die sozialen Einrichtungen gar nicht genügend administratives Personal für ein Zwangsjahr hätten: "Dafür benötigt der Staat mindestens 100.000 zusätzliche Menschen, um die Verpflichtung von 700.000 Menschen durchzusetzen und um sie zu betreuen und zu verwalten. Diese Kontrolleure gibt es nicht. Und wenn es sie gäbe, dann sollten sie eher für die eigentlichen Aufgaben für unser Gemeinwesen eingesetzt werden." Entsprechend skeptisch seien die Verantwortlichen in den sozialen Einrichtungen gegenüber dem CDU-Zwangsjahr im Vergleich zur Freiwilligkeit.
Quelle und Kontaktadresse:
Vereinigung der hessischen Unternehmerverbände e.V. (VhU)
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