Pressemitteilung | ZVEI e.V. - Verband der Elektro- und Digitalindustrie

ZVEI fordert Agenda für mehr Wachstum in Deutschland

(Frankfurt) - Die deutsche Elektrotechnik- und Elektronikindustrie zeigt sich trotz eines verlangsamten Wachstums nach wie vor widerstandsfähig. "In diesem Jahr wird die Branche beim Umsatz noch einmal um gut zwei Prozent und bei der Produktion um drei bis vier Prozent zulegen", erklärte Dietmar Harting, Präsident des Zentralverbandes Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) e.V., anlässlich der Herbstpressekonferenz seines Verbandes. "Damit erreichen wir allerdings nicht die im Frühjahr geäußerte Erwartung eines Umsatzwachstums von sechs bis sieben Prozent." Der Schwung aus dem letzten Jahr sei inzwischen vollständig verflogen.

"Das mittlerweile zum Erliegen gekommene Wirtschaftswachstum in Deutschland", so Harting, "hat natürlich auch Auswirkungen auf die zweitgrößte Branche des Landes." Die Ursachen für diese gesamtwirtschaftliche Entwicklung liegen für den ZVEI-Präsidenten allerdings wesentlich tiefer. Schon seit Beginn der 90er Jahre seien die Aufschwungphasen im Wesentlichen durch den Export getrieben. Zu einem selbsttragenden, länger anhaltenden Aufschwung der Binnenkonjunktur sei es hingegen nicht gekommen. Auch sei Deutschland mittlerweile das Schlusslicht beim Wachstum in der Europäischen Union. Vor diesem Hintergrund forderte Harting das konsequente Angehen der strukturellen Probleme: "Deutschland braucht eine Agenda für mehr Wachstum." Der ZVEI werde diesen Ansatz vorantreiben und dabei eine führende Rolle einnehmen.

Informations- und Kommunikationstechnik sowie Bauelemente bremsen Wachstum

Im Gesamtjahr 2001 wird die Elektroindustrie voraussichtlich ein Umsatzwachstum von gut zwei Prozent auf 325 Milliarden DM erreichen. Während die Branche im ersten Halbjahr noch um fast sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zulegte, ist im dritten Quartal ein deutlicher Rückgang um fast drei Prozent zu erwarten. Hierfür sind in erster Linie die rückläufigen Bereiche der Informations- und Kommunikationstechnik sowie der Elektronischen Bauelemente ausschlaggebend. Ohne diese Branchen erreicht die Elektroindustrie noch ein Umsatzplus von fünf Prozent. Besonders kompensierend wirken die Automatisierungs- und Energietechnik, zugleich die beiden gewichtigsten Sektoren der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie in Deutschland.

Weniger gut schneiden die baunahen Bereiche der elektrischen Installations- und Lichttechnik ab, die nach stagnierenden Umsätzen im ersten Halbjahr nun rückläufig sind. Durchwachsen entwickeln sich die Geschäfte mit Elektrohausgeräten und mit Produkten der Consumer
Electronics. Deutliche Zuwächse wiederum melden die Medizin- und Teilbereiche der Bahntechnik.

Die Beschäftigtenentwicklung bestätigt die Stabilität, die die Elektroindustrie insgesamt noch prägt. Ende August arbeiteten 887.000 Mitarbeiter in der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie, 5.000 mehr als zu Jahresbeginn. Die Unternehmen reagieren Harting zufolge beschäftigungsorientiert: Sie versuchen, selbst in schwächeren Konjunkturphasen Fachkräfte und Ingenieure zu halten, um negative Spätfolgen zu vermeiden.

Auftragseingänge aus dem Ausland rückläufig

Die Auftragseingänge ausländischer Kunden sind von Januar bis September um knapp neun Prozent zurückgegangen. "Diese Entwicklung", so Harting, "ist ein wichtiges Indiz dafür, dass die deutsche Wirtschaft stärker auf eigenen Beinen stehen muss. Die Binnenkonjunktur muss noch wesentlich stärker vom Inland aus angestoßen werden." Die Auftragseingänge aus dem Inland waren zum Ende des dritten Quartals im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert.

Leichte Aufwärtsentwicklung in 2002

Bis Mitte 2002 erwartet der ZVEI für die deutsche Elektrotechnik- und Elektronikindustrie Rückgänge bei Umsatz und Produktion von rund zwei Prozent. In der zweiten Jahreshälfte könne es dann aber zu einer Wiederbelebung kommen. "Über das Gesamtjahr hinweg rechnen wir aus heutiger Sicht mit einem, wenn auch geringen, positiven Wachstum", prognostiziert ZVEI-Präsident Harting. Entscheidend sei eine gesamtwirtschaftliche Trendwende. Trotz erheblicher Bedenken halte er das Vorziehen der Steuerreform für einen sinnvollen Schritt. Je früher das Anschieben der wirtschaftlichen Entwicklung gelinge, desto eher könne man die angestrebte Konsolidierung der öffentlichen Haushalte auch erreichen. Harting: "Das Vorziehen der Steuerreform sei vertretbar, wenn wir die Lösung der strukturellen Probleme und damit eine Agenda für mehr Wachstum mit Nachdruck verfolgen."

Neue Akzente für die Hochschul- und Verkehrspolitik

In diesem Zusammenhang ging der ZVEI-Präsident insbesondere auf längerfristige Maßnahmen ein: So forderte er neue Akzente in der Hochschulpolitik, um "unser Bildungssystem fit für die Zukunft zu machen". Es sei nicht begreiflich, dass die Bildungseinrichtungen über einige Monate im Jahr praktisch leer stünden und ungenutzt blieben.

Harting regte an, über die Einführung von Trimestern nachzudenken, die es in anderen Ländern auch schon gibt. Zudem müssten die Hochschulen finanziell autonom werden und sich weitere Einnahmequellen, zum Beispiel im Weiterbildungsbereich, erschließen.

Bei der Weiterentwicklung der Infrastruktur plädiert der ZVEI für neue, weitaus konsequentere Wege. Die Vernetzung öffentlicher und privater Investitionen sei in den vergangenen Jahren weitgehend unberücksichtigt geblieben. Vor allem müsse die kontinuierliche Modernisierung aus langfristigen Motiven erfolgen und nicht als konjunkturpolitisches Strohfeuer.

Elektroindustrie tritt der Klimaschutzerklärung bei

Initiativ wird die Branche auch in der Umweltpolitik: Der ZVEI-Präsident kündigte den Beitritt der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie zur Klimaschutzerklärung der deutschen Wirtschaft an. Damit verpflichtet sich die Branche, die spezifischen CO2-Emissionen bis 2005 um 35 und bis 2012 um bis zu 40 Prozent gegenüber 1990 zu mindern. "Mit dieser Selbstverpflichtung", so Harting, "gehen wir sogar einen deutlichen Schritt über die Klimaschutzerklärung hinaus." Schon in der Vergangenheit seien die Unternehmen seiner Branche in der Reduzierung der CO2-Emissionen sehr aktiv gewesen. Die wachsende Bedeutung der Mikroelektronik, Software und industrienahen Dienstleistungen hätten dazu geführt, dass schon heute das erste Etappenziel von 35 Prozent erreicht sei. "Auch dies ist ein Indiz für die Innovationsstärke unserer Industrie", erklärte Harting.

Quelle und Kontaktadresse:
Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI) e.V. Stresemannallee 19 60596 Frankfurt Telefon: 069/63020 Telefax: 069/6302317

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