Zur Lage russischer Exil-Medien
(Berlin) - 93 Redaktionen mit etwa 1.800 Medienschaffenden, die in 30 Ländern arbeiten: Russlands unabhängige Medien haben den Schock des Jahres 2022 überstanden und setzen die Berichterstattung aus dem Exil fort. Von dort aus erreichen sie noch immer bis zu neun Prozent der erwachsenen Russinnen und Russen. Die Bandbreite der Exilmedien reicht dabei von journalistischen Start-ups über Publikationen ethnischer Minderheiten bis hin zu etablierten Medienhäusern mit einem großen Stammpublikum. Einen Überblick über ihre aktuellen Herausforderungen und Bedarfe gibt nun die Studie "Sustaining Independence. Current State of Russian Media in Exile”. Die Untersuchung ist ein gemeinsames Projekt der Onlineplattform The Fix und des JX Fund (European Fund for Journalism in Exile), der im April 2022 von Reporter ohne Grenzen (RSF), der Rudolf Augstein Stiftung und der Schöpflin Stiftung gegründet wurde.
Neben den Erfolgen verweist die Untersuchung auch auf eine Vielzahl von Problemen des russischen Exiljournalismus: So kämpft der Großteil der Redaktionen weiterhin mit großen finanziellen Schwierigkeiten. Viele können ihre Tätigkeit nur mit Unterstützung von Geldgebenden und Spendenden fortsetzen. Außerdem erschweren Sperrungen und Zensur den Zugang zu den Mediennutzenden in Russland. Dazu kommen Visa-Probleme, aufenthaltsrechtliche Fragen sowie der Kampf um einen dauerhaften Standort für die Medienunternehmen.
Ein datenbasierter Ansatz
Diese Herausforderungen erfordern eine Ausweitung der Unterstützung und die Entwicklung von Lösungen, was wiederum ein tieferes Verständnis der Bedarfe der Medien und der Branchentrends voraussetzt. Zu diesem Zweck hat der JX Fund gemeinsam mit The Fix Daten von Interessengruppen und Medien gesammelt und ausgewertet. Auf der Grundlage regelmäßig übermittelter Daten wird so ein mehrdimensionaler und kontinuierlicher Überblick über die Entwicklungen und Bedürfnisse der Medien im Exil möglich.
Erfolge und Lösungsstrategien
Die vorliegende Studie präsentiert nun die ersten Ergebnisse und Erkenntnisse aus den gesammelten Daten. Anhand einer detaillierten Analyse der Nutzendenzahlen wird deutlich, dass die Exil-Redaktionen auf Verbreitungskanälen wie YouTube oder Instagram durchaus mit großen westlichen Medien mithalten können - und diese zum Teil sogar übertreffen. Darüber hinaus legt der Bericht ein besonderes Augenmerk auf regionale Medien und Redaktionen, die sich auf ethnische Minderheiten und andere Spezialthemen fokussieren. Außerdem zeigt die Untersuchung erhebliche Finanzierungslücken für die kommenden drei Jahre auf und skizziert verschiedene Strategien, um diese Lücken zu schließen.
In der Rangliste der Pressefreiheit belegt Russland Platz 164 von 180 Staaten. Mehr zur Lage der Pressefreiheit in Russland unter: www.reporter-ohne-grenzen.de/russland
Quelle und Kontaktadresse:
Reporter ohne Grenzen e.V. (RSF)
Pressestelle
Postfach 30 41 08, 10756 Berlin
Telefon: (030) 609 895 33 - 0, Fax: (030) 202 15 10 - 29