Zum Welttierschutztag: Protestaktion vor dem Bundestag für den Ausstieg aus dem Tierversuch
(Köln/Berlin) - Anlässlich des Welttierschutztages am 4. Oktober veranstaltete ein Bündnis aus 15 Tierschutz- und Tierrechtsvereinen im Rahmen der gemeinsamen Kampagne "Ausstieg aus dem Tierversuch. JETZT!" eine Protestaktion auf dem Platz der Republik vor dem Reichstagsgebäude in Berlin. Das Bündnis fordert von der Bundesregierung die Ausarbeitung und Umsetzung einer Gesamtstrategie für einen systematischen Ausstieg aus dem Tierversuch zugunsten einer modernen, humanrelevanten Wissenschaft.
Mit einer riesigen Maus als Hingucker sowie Schildern und Transparenten protestierten am Welttierschutztag die bundesweiten Vereine Ärzte gegen Tierversuche und Menschen für Tierrechte - Bundesverband der Tierversuchsgegner sowie Vertreter des Bündnisses von 15 Tierschutzorganisationen auf dem Platz der Republik, um die Bundesregierung abermals darauf aufmerksam zu machen, dass es höchste Zeit für die Ausarbeitung und Umsetzung eines Ausstiegsplans aus dem System Tierversuch ist.
Gemeinsam fordern die Vereine im Rahmen der Kampagne "Ausstieg aus dem Tierversuch. JETZT!" mehr Forschungsgelder für die Entwicklung tierfreier, humanbasierter Forschungs- und Testmethoden. Zudem müsse deren Anerkennung und Anwendung aktiv unterstützt und beschleunigt werden. Als weitere Sofortmaßnahmen sollten Verbote für bestimmte Bereiche erlassen werden, wie Tierversuche für Haushaltsprodukte und solche mit Schweregrad "schwer" sowie für den sogenannten Tierverbrauch im Studium. Mit ihren Forderungen sind die 15 Vereine nicht allein. Einer aktuellen repräsentativen EU-weiten Umfrage zufolge sprechen sich fast drei Viertel der EU-Bürger für verbindliche Ziele und Fristen für die Abschaffung von Tierversuchen aus (1). Darüber hinaus sind 76 Prozent der Deutschen dafür, dass der vollständige Ersatz von Tierversuchen durch tierversuchsfreie Methoden Priorität haben sollte.
Vorbild für den Ausstieg ist die Initiative der Niederlande. Als erster EU-Mitgliedstaat hatten die Niederlande 2016 einen systematischen Ausstiegsplan ausarbeiten lassen, der konkrete Maßnahmen umfasst, wie ein schrittweiser Ausstieg aus dem System Tierversuch gelingen kann (2). Dreh- und Angelpunkt für die erfolgreiche Umsetzung war auch hier die drastische Erhöhung der Förderung tierversuchsfreier Verfahren. Kernpunkte der Strategie waren konkrete Zielvereinbarungen, wie gestaffelte Ausstiegsdaten einzelner Bereiche, die aktive Zusammenarbeit aller beteiligten Interessensvertreter sowie ein Monitoring-System. Das Bündnis fordert von der deutschen Bundesregierung, diese Empfehlungen als Vorbild zu nehmen und damit einen konkreten Masterplan auszuarbeiten und zielstrebig umzusetzen.
"Medizinische Forschung im 21. Jahrhundert darf nicht länger an der altertümlichen Methode Tierversuch festhalten, sondern muss auf tierleidfreie, humanrelevante Systeme umschwenken!", fordert Christina Ledermann, Vorsitzende von Menschen für Tierrechte. Aktuell sei es auch in der Forschung zu COVID19 wichtig, Methoden zu nutzen, deren Ergebnisse verlässlich auf den Menschen übertragbar sind. "Darum muss die Bundesregierung tierversuchsfreie Verfahren endlich adäquat fördern, um sich in Zukunft auch in Krisenzeiten auf die moderne Wissenschaft stützen zu können, ohne das Glückspiel über den Umweg Tierversuche zu gehen", mahnt Dr. Corina Gericke, Vizevorsitzende von Ärzte gegen Tierversuche an.
Dies sei zudem eine Notwendigkeit, um dem Forschungsstandort Deutschland eine Spitzenposition zu sichern. Doch Deutschland soll sich nicht nur im eigenen Land, sondern auch auf EU-Ebene für diese Ziele einsetzen. Seit Juli hat die Bundesrepublik den Vorsitz des EU-Rats inne und ist somit in einer starken Position, dieses wichtige Thema voran zu bringen.
Der Welttierschutztag geht auf den Todestag des Heiligen Franz von Assisi zurück, der Tiere als seine Brüder bezeichnete, und wird seit über 90 Jahren weltweit am 4. Oktober begangen.
Quelle und Kontaktadresse:
Ärzte gegen Tierversuche e.V.
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