Pressemitteilung | Verband für Schiffbau und Meerestechnik e.V. (VSM) - Hauptgeschäftsstelle

Zukunft des maritimen Standortes Deutschland steht auf dem Spiel - Verbände drängen auf Umsetzung des Koalitionsvertrages

(Berlin) - Die Verbände der maritimen Wirtschaft vermissen bisher eine konsequente Haltung der Bundesregierung, um die im Koalitionsvertrag als Schlüsselindustrie bezeichnete Branche voranzubringen. Die erforderlichen Maßnahmen für den Erhalt und die weitere Stärkung des maritimen Standortes Deutschland müssen mit Entschlossenheit umgesetzt werden, unterstrichen die fünf Verbandschefs aus den Bereichen Schiffbau & Meerestechnik, Seeschifffahrt, Seeleute, Seehäfen und Schiffsmaklern. Die maritime Wirtschaft leistet einen wichtigen Beitrag zu Wohlstand und hochkarätiger Beschäftigung - von der dänischen Grenze bis zum Bodensee.

Innovationsoffensive für Schiffbau & Meerestechnik dringend erforderlich

"Wir haben den Strukturumbruch nach dem Kollaps der Frachtschiffsmärkte weitgehend verdaut und uns erfolgreich in unterschiedlichste hochspezialisierte Märkte positioniert. Neue Lösungen und Erfolge ziehen aber schnell Nachahmer an. Zusätzlich hat die Krise erneut zu einem Aufblühen ausufernder Unterstützungsprogramme in vielen Wettbewerber-Nationen geführt", so Dr. Reinhard Lüken, Hauptgeschäftsführer des Verbands Schiffbau und Meerestechnik (VSM).

"Um die Zukunft im Wachstumsmarkt maritime Industrie zu erschließen, brauchen wir eine Innovationsoffensive. Weltweit werden jeden Tag eine Milliarde US-Dollar in maritime Hardware investiert. Durch kluge Rahmenbedingungen und gezielte, effektive Forschungsförderung könnte Deutschland an diesem High-Tech Markt noch viel stärker partizipieren. Dafür muss Deutschland aber seine Wachstumschance erkennen und mit politischen Weichenstellungen ebenso konsequent verfolgen wie in anderen Schlüsselindustrien, etwa in der Luft- und Raumfahrt oder der IT-Industrie. Davon profitiert ganz Deutschland!"

Know-how aus der Schifffahrt für den gesamten maritimen Standort sichern

"Damit deutsche Seeleute weiterhin ihr nautisches und technisches Expertenwissen in Forschung, Schiffbau und weitere Landberufe der maritimen Wirtschaft einbringen können, brauchen die deutschen Reedereien endlich die gleichen Rahmenbedingungen wie ihre europäischen Nachbarn", sagte Ralf Nagel, Geschäftsführendes Präsidiumsmitglied des Verbands Deutscher Reeder (VDR). "Unsere Vorschläge liegen auf dem Tisch. Sie sind keine Krisenhilfe für die Reedereien, sondern eine sinnvolle Investition in die Zukunft des maritimen Standortes Deutschland. Die Bundesregierung muss endlich Stellung beziehen. Ohne klare Zusagen werden viele Reedereien bereits ab dem Sommer für das nächste Jahr ohne deutsche Seeleute planen müssen, um im harten internationalen Wettbewerb zu bestehen."

Nicht nur die Märkte, sondern auch die umfassende Regulierung und Kontrolle der Seeschifffahrt sind international. "Wer von der Schifffahrt zusätzliche Investitionen in höheren Umweltschutz erwartet, die der Markt nicht honoriert, der muss auch Finanzierungsmöglichkeiten dafür aufzeigen. Außerhalb Deutschlands werden Pilotprojekte mit öffentlicher Ko-Finanzierung erfolgreich auf den Weg gebracht. Um innovative Antriebe wie das saubere Flüssiggas LNG in der Schifffahrt zum Durchbruch zu bringen, brauchen die Reedereien endlich ein wirksames Förderprogramm, wie es im Koalitionsvertrag versprochen wurde", so Nagel.

Beschäftigung deutscher Seeleute besser fördern

Die Sicherung des Schifffahrtsstandortes Deutschland erfordert eine umgehende Anpassung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Deutschland muss den EU-Beihilferahmen für die Seeschifffahrt endlich genau so umfangreich nutzen, wie unsere europäischen Nachbarn. Dies beinhaltet insbesondere den vollen Lohnsteuereinbehalt bei der Beschäftigung deutscher Seeleute, sowie den Wegfall nationaler Regelungen, die sie sich nachteilig auf die Beschäftigung von deutschen Seeleuten auswirken", sagte Kapitän Wilhelm Mertens, Geschäftsführer, Verband Deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere (VDKS).

"Die Sicherung des maritimen Know-hows in Deutschland erfordert eine gleichberechtigte Förderung aller in der Seeschifffahrt zugelassenen Ausbildungswege. Die zu beschließenden Fördermaßnahmen müssen an klaren Zielvorgaben ausgerichtet sein und systematisch evaluiert werden. Diese Vorgaben müssen sich sowohl an der Zahl der beschäftigten und in Ausbildung befindlichen Seeleute, als auch am Bedarf an erfahrenem und qualifiziertem seemännischen Personal für den zweiten Arbeitsmarkt in der maritimen Wirtschaft an Land orientieren."

Verkehrskorridore zu den Seehäfen und digitale Infrastruktur für maritime Logistik ausbauen

Die Umschlagsvolumina über alle Seehäfen Deutschlands werden von 269 Mio. Tonnen im Jahr 2010 auf 468 Mio. Tonnen im Jahr 2030 ansteigen. Die seewärtigen Zufahrten und die Hinterlandanbindungen deutscher Seehäfen müssen mit dem starken Wachstum des deutschen Außenhandels und der Schiffsgrößenentwicklung Schritt halten.

"Das Güterverkehrsaufkommen in Deutschland wird in den kommenden Jahren stark wachsen und Deutschland ist dafür nicht gerüstet. Der Bund sagt, das Geld sei nun da, aber jetzt fehlten Planer und baureife Projekte. Wir sagen: Es muss endlich losgehen! Bund und Länder müssen die erforderlichen Haushalts- und Planungskapazitäten sowie uneingeschränktes Baurecht für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur sicherstellen", sagte Daniel Hosseus, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS). "Mit einer Neuauflage der erfolgreichen Forschungsinitiative 'Innovative Seehafentechnologien' (ISETEC) zur Stärkung der deutschen Seehäfen und ihrer Anbindungen an die Wirtschaftszentren sollte die Bundesregierung zusammen mit der deutschen Wirtschaft und Forschung den Aufbau der innovativen digitalen Infrastruktur für die Zukunft des Wirtschafts- und Logistikstandortes kurzfristig umsetzen."

Administrative Verfahren straffen und beschleunigen

Die Seehäfen stehen innerhalb der EU nicht nur in den Bereichen Qualität, Zuverlässigkeit und Kosten miteinander im Wettbewerb. Zunehmend werden auch Fragen zum bürokratischen Aufwand, der Dauer von Verwaltungsabläufen sowie die Möglichkeit zur Verwendung der englischen Sprache in die Entscheidung, welcher Hafen angelaufen wird, einbezogen. "Insbesondere große Schiffe brauchen schnelle Häfen. Daher müssen bestehende Unterschiede zu anderen Standorten, z. B. bei der Einfuhrumsatzsteuer oder dem Zollrecht, im Interesse einer Vereinfachung der Verfahrensabläufe überprüft werden", sagte Dr. Alexander Geisler, Geschäftsführer des Zentralverbands Deutscher Schiffsmakler (ZVDS). "Bund und Länder sind aufgefordert, auch innerhalb Deutschlands für eine einheitliche Auslegung der gesetzlichen Vorgaben zu sorgen. Zudem dürfen unterschiedliche Auslegungen des EU-Rechts nicht zu einer Wettbewerbsverzerrung zwischen den Hafenstandorten führen."

Auf den sog. Branchenforen treffen derzeit in Berlin die maritimen Stakeholder aus Unternehmen, Verbänden und Gewerkschaften, aus Wissenschaft und Forschung, sowie aus Politik und Verwaltung aufeinander. Die Ergebnisse der Foren sollen in die "Maritime Strategie" der Bundesregierung einfließen und auf der 9. Nationalen Maritimen Konferenz im Oktober vorgestellt werden.

Quelle und Kontaktadresse:
Verband für Schiffbau und Meerestechnik e.V. (VSM) Kathrin Ehlert-Larsen, Öffentlichkeitsarbeit Steinhöft 11, 20459 Hamburg Telefon: (040) 280152-0, Fax: (040) 280152-30

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