Zufriedenstellendes Geschäftsjahr 2015 für Versicherer / Hohe Nachfrage nach neuen Garantieprodukten in Lebensversicherung
(Berlin) - Stabil auf hohem Niveau: Die deutsche Versicherungswirtschaft hat 2015 trotz des Niedrigzinsumfeldes ein respektables Gesamtergebnis verbucht. Die Beitragseinnahmen kletterten über alle Sparten hinweg um 0,6 Prozent auf 193,8 Milliarden Euro.
"Unsere Zahlen für das vergangene Jahr können sich angesichts der schwierigen Umstände sehen lassen", sagte der Präsident des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Alexander Erdland, am Mittwoch in Berlin.
In der Lebensversicherung sanken die Beiträge nach dem Rekordjahr 2014 um 1,1 Prozent auf 92,7 Milliarden Euro. In der Schaden- und Unfallversicherung stiegen die Beitragseinnahmen um 2,7 Prozent auf 64,3 Milliarden Euro. Die privaten Krankenversicherer verbuchten einen Beitragszuwachs von 1,4 Prozent auf 36,8 Milliarden Euro.
"Laufendes Jahr wird sicher nicht leichter als 2015"
Im Geschäftsjahr 2016 erwarten die deutschen Versicherer insgesamt leicht positive Ergebnisse: Während es in der Lebensversicherung zu einem moderaten Beitragsrückgang kommen dürfte, bleiben die übrigen Hauptsparten auf einem stabilen Wachstumspfad.
"Das laufende Jahr wird sicher nicht leichter als 2015", sagte Erdland. "Die Niedrigzinsphase dauert an, die Zinszusatzreserve muss bedient werden, die Systemumstellung auf Solvency II geht weiter und die Digitalisierung beschleunigt den Umbau unserer Industrie. Das alles wird uns belasten. Aber es ist auch eine große Chance für Veränderung."
Digitalisierung, Strukturreformen und Runder Tisch Altersvorsorge
Vor diesem Hintergrund richtete der GDV-Präsident einen Appell an die Branche, die Anstrengungen zur Digitalisierung zu verstärken. Die Produkte müssten noch einfacher und transparenter werden. "Da liegt noch viel, viel Arbeit vor uns."
Mit Blick auf die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank forderte Erdland alle EU-Länder auf, "notwendige Reformen wirklich umzusetzen". Nur so lasse sich die eklatante Wachstumsschwäche im Eurogebiet und damit die Niedrigzinsphase überwinden.
An die Adresse der Bundesregierung richtete der GDV-Präsident den Wunsch nach einem breiten Dialog zur Zukunft der Altersvorsorge. An einem Runden Tisch sollten alle wichtigen Akteure ihre Vorschläge zur Debatte stellen und die daraus notwendigen Reformen ableiten. "Das sind wir heute vor allem den künftigen Generationen schuldig", sagte Erdland.
Entwicklung der Sparten
Lebensversicherung, Pensionskassen und Pensionsfonds
Im Neugeschäft entfielen 37 Prozent auf neue Garantieprodukte, nach 31 Prozent im Jahr zuvor und 24 Prozent im Jahr 2013. Damit zeigt sich, dass der Umbau hier bereits weit fortgeschritten ist und die Sparte neben der klassischen Rentenversicherung ein zweites Standbein hat.
Bei den Einmalbeiträgen hat nach den hohen Steigerungsraten der Vorjahre ein Konsolidierungseffekt eingesetzt. Sie sanken 2015 um 4,2 Prozent auf 27,8 Milliarden Euro, nachdem sie im Vorjahr noch um fast 13 Prozent zugelegt hatten. Das Neugeschäft gegen laufende Beiträge verzeichnete einen Rückgang um 3,2 Prozent auf 5,3 Milliarden Euro. Es liegt damit in etwa auf dem Niveau von 2013.
Über 98 Prozent der Erträge an die Kunden ausgeschüttet
Die Stornoquote ging erneut zurück und erreichte mit 2,9 Prozent einen historisch niedrigen Wert. Bei den Abschlusskosten ist es der Branche gelungen, die anspruchsvollen Vorgaben des Gesetzgebers in kurzer Zeit umzusetzen und die Abschlusskostenquote auf 4,9 Prozent der Beitragssumme im Neugeschäft zu reduzieren.
Die Lebensversicherer haben im vergangenen Jahr 83,3 Milliarden Euro an ihre Kunden ausgezahlt (- 2,5 Prozent). An den Erträgen der Unternehmen werden die Versicherten zu über 98 Prozent beteiligt. Der Gesamtbestand der Verträge bei Lebensversicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds ging leicht um 1,6 Prozent auf 91,0 Millionen zurück.
"Wir haben uns in der Lebensversicherung trotz wachsender Verunsicherung der Sparer durch die niedrigen Zinsen ordentlich geschlagen", sagte Erdland. "Ich wäre zufrieden, wenn die Ergebnisse sich 2016 ähnlich entwickeln."
Schaden- und Unfallversicherung
Alle Sparten - mit Ausnahme der privaten Unfallversicherung - verzeichneten 2015 nach vorläufigen Zahlen ein Beitragsplus. Insbesondere die beiden größten Bereiche Kraftfahrt- und Sachversicherung entwickelten sich positiv: Die Einnahmen in der Kfz-Versicherung nahmen um 3,5 Prozent auf 25,2 Milliarden Euro zu. Hier deckten die Beiträge das zweite Jahr in Folge die Leistungen. In der Sachsparte wurden 17,9 Milliarden Euro eingenommen, 3,8 Prozent mehr als im Vorjahr.
Die gesamten Leistungen legten nach dem deutlichen Rückgang im Jahr zuvor um 5,2 Prozent auf 47,7 Milliarden Euro zu. In der Kraftfahrtversicherung betrug der Anstieg 5,8 Prozent, in der Sachversicherung 6,5 Prozent. Starker Kostentreiber in der Schadenentwicklung war vor allem Orkan Niklas, der allein mit 750 Millionen Euro zu Buche schlägt.
Der versicherungstechnische Gewinn wird im Berichtsjahr bei etwa 2,5 Milliarden Euro erwartet, nach 3,3 Milliarden Euro im Vorjahr. Die Schaden-Kosten-Quote bleibt stabil bei 96 Prozent nach knapp 95 Prozent im Vorjahr. "Dafür, dass die Schadenleistungen fast doppelt so stark gestiegen sind wie die Beitragseinnahmen, ist das ein vergleichsweise gutes Ergebnis", sagte Erdland.
Private Krankenversicherer
Die Beitragseinnahmen der privaten Krankenversicherer legten um 1,4 Prozent auf 36,8 Milliarden Euro zu. Auf die Krankenversicherung entfielen 34,6 Milliarden Euro (+ 0,9 Prozent). In der Pflegeversicherung kletterten die Einnahmen um 9,4 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro.
Die ausgezahlten Versicherungsleistungen nahmen im vergangenen Jahr um 4,1 Prozent zu auf 25,8 Milliarden Euro. An die Kunden der Privaten Krankenversicherung gingen dabei 24,9 Milliarden Euro (+ 4,0 Prozent). In der Pflegeversicherung flossen 1,0 Milliarden Euro an die Kunden (+ 8,0 Prozent).
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