Zufriedenheit fühlt sich anders an! / Zurückhaltung beim BGV über erzieltes Verhandlungsergebnis im Tarifkonflikt / Obermeistertagung muss über Annahme entscheiden
(Kiel) Die Tarifpartner in der deutschen Bauwirtschaft haben sich auf ein Verhandlungsergebnis geeinigt. Demnach sollen Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen um 3,1 Prozent zum 1. Mai 2007 angehoben werden. Hinzu kommen Einmalzahlungen von 0,4 Prozent pro Monat und Beschäftigten, wenn nicht betrieblich etwas anderes vereinbart wird. Der Baugewerbeverband Schleswig-Holstein (BGV) reagierte äußerst zurückhaltend auf die vorgelegten Eckwerte. Bekanntlich hatte der BGV dem Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) als erster Landesverband 2002 in Folge des vor fünf Jahren erstreikten Tarifabschlusses das Verhandlungsmandat für die Entgelttarife entzogen.
Wir werden in Ruhe das vorgelegte Ergebnis analysieren. Unser oberstes Entscheidungsgremium, die Obermeistertagung, hat nun innerhalb der von den Vertragsparteien gesetzten Erklärungsfrist von vier Wochen Zeit, sich eine abschließende Meinung zu bilden und dann den erzielten Kompromiss anzunehmen oder abzulehnen, erklärte Hauptgeschäftsführer Georg Schareck. Der Hauptgeschäftsführer des BGV verhehlte seine Unzufriedenheit indes nicht. Seiner Ansicht nach reihe sich die IG BAU fast nahtlos in die hohen Abschlüsse der anderen Gewerkschaften ein. Sie hätte dabei nicht den Mut gezeigt, ein wirtschaftlich vernünftiges Signal zu setzen, für das die Arbeitgebervertreter in der Verhandlungskommission nachdrücklich eingetreten seien.
Die Ertragssituation in der schleswig-holsteinischen Bauwirtschaft ist nach mehr als zehn Jahren Baurezession noch nicht so weit, diesen hohen Abschluss zu verkraften. Wir befinden uns nach diesem katastrophalen Jahrzehnt auf ganz niedrigem Niveau und versuchen gerade die ersten Stufen wieder zu erklimmen. Da ist dieses Ergebnis kontraproduktiv. Aber ich will unseren Gremien natürlich nicht vorgreifen. So viel kann aber gesagt werden: Das Verhandlungsergebnis benachteiligt die organisierten Betriebe und ihre Arbeitnehmer in dieser Situation gegenüber konkurrierenden Gewerken, mit denen die gleiche Gewerkschaft deutlich niedrigere Lohnabschlüsse verhandelt hat. Damit wird die Befriedungsfunktion des Tarifvertrages in ihr Gegenteil verkehrt und der Wettbewerb wissentlich verzerrt, erklärte Schareck.
Bei Annahme dieses Abschlusses werde die Beschäftigung in der Bauwirtschaft sicherlich nicht gefördert. Der Preisdruck werde sich nach Ansicht von Schareck neben den fatalen Erhöhungen, die die Bundesregierung über Mehrwertsteuererhöhung und Streichung von Bauunterstützungsleistungen bereits verursacht habe, damit nochmals verschärfen. Die Zeche würden also wieder einmal die Arbeitnehmer durch höhere Preise zahlen. Eine Ablehnung des Tarifergebnisses führt dazu, dass ein Abschluss in Schleswig-Holstein nicht wirksam wird, so der Hauptgeschäftsführer.
Quelle und Kontaktadresse:
Baugewerbeverband Schleswig-Holstein
Georg Schareck, Hauptgeschäftsführer
Hopfenstr. 2e, 24114 Kiel
Telefon: (0431) 535470, Telefax: (0431) 5354777
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