Zementindustrie: Bauwirtschaft nicht von Aufschwung abkoppeln / BDZ erwartet Rückgang des Zementverbrauchs in 2004
(Berlin) - Klare und verlässliche Weichenstellungen für ein Anziehen der Bauinvestitionen fordern die deutschen Zementhersteller von der Regierungspolitik. Die Bauwirtschaft und damit auch die Baustoffindustrie dürfen nicht durch Fehlentscheidungen und falsche Prioritätensetzungen von dem sich abzeichnenden moderaten Konjunkturaufschwung abgekoppelt bleiben. Die Milliarden-Einbußen wegen der verzögerten Maut-Einführung oder auch die eklatante Vernachlässigung des Wohneigentums bei der Förderung der privaten Altersvorsorge im Rahmen der so genannten Riester-Rente verschärfen den Investitionsstau und vernichten Arbeitsplätze in der Bauindustrie sowie bei den Baustoffherstellern. Sie schaden außerdem der Qualität und der Attraktivität des Standorts Deutschland. Nur die Schaffung eines wachstumsorientierten Investitionsklimas für Wohnungsbau, Wirtschaftsbau und Infrastruktur könne der zentralen Bedeutung des Bau- und Baustoffsektors für die Gesamtwirtschaft gerecht werden, so Dr. Michael Weißenborn, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Zementindustrie (BDZ), auf der Jahresabschlusspressekonferenz des Verbandes in Berlin.
Aufgrund der anhaltenden Talfahrt der Bauwirtschaft rechnet der BDZ für das laufende Jahr 2003 mit einem weiteren Rückgang des inländischen Zementverbrauchs um rund 2 Prozent auf 28,1 Millionen Tonnen. Auch im kommenden Jahr 2004 ist nach Schätzungen des Verbandes eine erneute Abnahme um etwa drei Prozent zu erwarten. Beim Inlandsversand der BDZ-Mitgliedsunternehmen hat die Verbandsstatistik in den ersten zehn Monaten 2003 zwar einen Anstieg um 3,7 Prozent auf 21 Millionen Tonnen Zement festgestellt. "Das ist aber leider kein Indiz für einen Bauboom", so Weißenborn, "sondern hat seinen Grund vor allem in dem starken Verfall der deutschen Zementpreise". So sei ein Teil des Anstiegs des Inlandsversands in den ersten zehn Monaten dieses Jahres (um rund 1 Million Tonnen) auf den starken Rückgang der Importe (um fast 30 %) zurückzuführen. Ein wichtiger Grund sei zudem, dass der gemeldete Inlandsversand auch - mengenmäßig nicht genau bezifferbare - Verkäufe an Händler umfasst, die ihrerseits exportieren.
Zurückhaltend bewertet Weißenborn den deutlichen Anstieg von Baugenehmigungen für Ein- und Zwei-Familien-Häuser vor allem in den ersten Monaten dieses Jahres. Wenn dieser "Vorzieh-Effekt" in Folge der Diskussion um Abschaffung bzw. Kürzung der Eigenheimzulage sich bereits im laufenden Jahr in reale Bautätigkeit umgesetzt habe, würde dies bedeuten, dass die entsprechende Nachfrage im nächsten oder übernächsten Jahr fehlen würde.
Angesichts der weiterhin ungünstigen Baukonjunktur setzt die Zementindustrie weiter auf Strukturanpassungen und Abbau der bestehenden Überkapazitäten in der Zementproduktion sowie auf einen Anstieg der zuletzt nicht mehr kostendeckenden Zementpreise. In Folge dieser Entwicklung sei die Zahl der Beschäftigten in den 33 Mitgliedsunternehmen des BDZ mit ihren 49 Werken bis August dieses Jahres auf knapp 7.700 gesunken. Damit seien in den letzten zehn Jahren über 40 Prozent der Arbeitsplätze in der Zementbranche verloren gegangen.
Neben einer vermehrten Förderung von Wohneigentum, insbesondere im Rahmen privater Altersvorsorge, sieht der BDZ Zukunftsperspektiven für eine Erholung von Bauindustrie und Baustoffindustrie vor allem in der Forcierung von Investitionen in Sanierung, Erhalt und Ausbau der Infrastruktur, sowohl im Verkehrsbereich als auch im öffentlichen Hochbau. Der Investitionsstau der öffentlichen Hand im Bereich der Verkehrsinfrastruktur habe sich mit der Haushaltssperre für den Verkehrsetat aufgrund des Lkw-Maut-Desasters nochmals dramatisch verschärft. Wenn das Mautsystem bis 2004 nicht funktionsreif eingeführt werden könne, summierten sich die Ausfälle im Verkehrsetat bis auf rund 2,8 Mrd. Euro. Ein völliger Kollaps der Verkehrsinfrastrukturfinanzierung ist daher nur zu vermeiden, so Weißenborn, wenn die Politik endlich privatwirtschaftlich finanzierten und betriebenen Infrastrukturprojekten mehr Spielraum sowie rechtliche und steuerliche Planungssicherheit gebe. Dies gelte vor dem Hintergrund der dramatischen Finanzlage der Städte und Gemeinden auch für kommunale Hochbauvorhaben.
Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband der Deutschen Zementindustrie e.V. , Berlin (BDZ)
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