Pressemitteilung | Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger e.V (BDZV)

Zeitungsverleger kritisieren "unbegrenzte Expansion" der öffentlich-rechtlichen Sender im Internet

(Berlin) - Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) hat am 04. Juli in Berlin bei seiner Jahrespressekonferenz die Ministerpräsidenten der Länder aufgefordert, die fortwährende Expansion der öffentlich-rechtlichen Rundfunksender im Internet endlich durch klare gesetzliche Regelungen zu stoppen. Das im Rundfunkstaatsvertrag verankerte Verbot von Werbung und Sponsoring sei nicht ausreichend, sagte der Hauptgeschäftsführer des BDZV, Volker Schulze. "Es muss klipp und klar festgelegt werden, dass auch E-Commerce, Kleinanzeigenmärkte, Kooperationen mit kommerziellen Anbietern, Computerspiele, kostenlose SMS und Erotik auf den Internetseiten der Sender nichts zu suchen haben", so Schulze. Die Vorgabe im Rundfunkstaatsvertrag, das Angebot müsse "vorwiegend programmbezogen" sein, sei viel zu schwammig. "Alles, was keinen direkten Bezug zum jeweiligen TV-Programm aufweist, muss von den Internetplattformen verschwinden." Schulze sprach von einem "unverantwortlichen Wildwuchs", der weder mit dem Auftrag zur Grundversorgung noch mit der Entwicklungsgarantie des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Einklang zu bringen sei. Vielmehr würden die Rundfunkgebühren, vorhandene Infrastrukturen der Sender und auch eingeführte starke TV-Marken für die unbegrenzte Expansion im Internet missbraucht. Im Markt führe dies zu einer völligen Verzerrung; private Medienanbieter würden im Wettbewerb behindert.

Zur Pressekonferenz präsentierte der BDZV eine Dokumentation mit etlichen Fallbeispielen zum zweifelhaften und in Teilen rechtswidrigen Auftritt der öffentlichen-rechtlichen Anstalten im Internet. Einzelne Sender unterhalten dort Shops, wo unter anderem Haushaltsgeräte und Lesebrillen verkauft werden. Es gibt Gewinnspiele mit Firmensponsoring und sogar direkte Links auf die Seiten von Erotik-Anbietern. Es gibt Stellenmärkte (zum Beispiel "Stellensuche mit MDR-Online") und komplette Restaurant- und Kneipenführer für Großstädte. Dazu kommen Computerspiele, kommerzielle Wettgemeinschaften, Gratis-SMS und virtuelle Marktplätze. "Diesen Auswüchsen muss der Gesetzgeber endlich Einhalt gebieten", machte der BDZV-Hauptgeschäftsführer deutlich.

Zum Engagement der Zeitungen im Internet führte der BDZV aus, dass die Verlage alle Anstrengungen unternähmen, ihre Position weiter zu stärken und das Kerngeschäft abzusichern. Dies sei nach wie vor mit hohen Investitionen verbunden. Ein "return on investment" sei bei den Zeitungen ebenso wie bei den meisten anderen Online-Anbietern nicht absehbar, erklärte der Leiter Kommunikation + Multimedia, Hans-Joachim Fuhrmann. Hier sei noch ein langer Atem notwendig. Dies könne allerdings nicht darüber hinweg täuschen, dass die Zeitungsverlage mit Blick auf die Nutzerzahlen im Internet überaus erfolgreich seien. Mittlerweile seien die Verlage mit mehr als 400 Angeboten präsent; viele Verlage hätten sogar mehrere Online-Angebote. Die Nutzung sei rapide angestiegen. Bei der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) würden - rein statistisch - pro Zeitungsangebot monatlich durchschnittlich vier Millionen Seitenabrufe registriert. Damit habe sich die Nutzung im Vergleich zum vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Ursache hierfür sei ein enormes Wachstum einzelner Titel, aber auch ein allgemeiner Ausbau der Angebote sowie deren offensive Vermarktung. Noch stärker als bisher seien die Verlage dabei, die gedruckte Zeitung und das Internet-Angebot sowohl inhaltlich/redaktionell als auch im Bereich Werbung/Anzeigen zu vernetzen. Fuhrmann führte aus, dass schon allein die Online Marketing Service Gesellschaft (OMS) - ein Zusammenschluss von fast 90 regionalen und lokalen Zeitungstiteln - das reichweitenstärkste Content-Angebot unterhalte (1,7 Millionen Nutzer pro Woche). Gerade für die Werbewirtschaft seien die Nutzer der Zeitungsangebote hochinteressant: Sie seien gebildet, verfügten über ein überdurchschnittliches Einkommen, über langjährige Internet-Erfahrung und würden gerne online einkaufen.

Der BDZV wies darauf hin, dass es den Zeitungsverlagen - wie allen Online-Anbietern - noch nicht gelungen sei, Erlösmodelle im Internet zu etablieren. Es sei grundsätzlich sehr schwierig, Inhalte gegen Bezahlung im Netz anzubieten. Es sei davon auszugehen, dass langfristig ohnehin maximal 20 Prozent des Umsatzes über Bezahl-Inhalte erwirtschaftet würden. Zu den wichtigsten Erlösquellen müssten Werbung und Sponsoring entwickelt werden. Im vergangenen Jahr sei lediglich ein Prozent der gesamten Werbeinvestitionen ins Internet geflossen. Der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW) habe für die Online-Werbeträger Nettoerlöse in Höhe von lediglich 185 Millionen Euro ermittelt. "Da ist noch viel Potenzial" so Fuhrmann. Einen neuen interessanten Verteilkanal auch für lokale Informationen könnte nach Auffassung des BDZV die Weiterentwicklung im Mobilfunk und des mobilen Internets mit sich bringen. Damit werde es möglich, jedem Nutzer an jedem Ort Informations- und Serviceangebote zu senden. Anders als im Internet mit seiner Gratiskultur seien die Nutzer von Mobiltelefonen daran gewöhnt, für jede Dienstleistung auch zu zahlen.

Quelle und Kontaktadresse:
Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger e.V. (BDZV) Markgrafenstr. 15 (Haus der Presse) 10969 Berlin Telefon: 030/7262980 Telefax: 030/726298299

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