Zehn Jahre Fukushima: Stromversorgung Bayerns steht nach Kernkraft-Ausstieg weiter vor großen Herausforderungen / Brossardt: "Brauchen mehr Tempo bei erneuerbaren Energien und Netzausbau"
(München) - Anlässlich des 10. Jahrestags der Reaktorkatastrophe von Fukushima am 11. März weist die vbw - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. auf die bestehenden Herausforderungen durch den Ausstieg aus der Kernkraft hin: "Der Ausstieg aus der Kernenergie ist gesellschaftlich gewünscht. Die Energiewende ist aber noch weit entfernt von ihrem Vollzug. Die Stromversorgung Bayerns, die bis Anfang 2011 zu mehr als 50 Prozent auf Kernenergie beruhte, steht weiterhin vor großen Herausforderungen", sagte vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Um die Versorgungssicherheit im Freistaat zu gewährleisten, ist daher für die vbw neben einem ambitionierten Ausbau der erneuerbaren Energien auch der schnellstmögliche Bau der geplanten Übertragungsleitungen nötig. Der Kohleausstieg erhöht hier die Dringlichkeit noch.
"Bund und Länder müssen sich auf allen politischen Ebenen entschieden für den schnellstmöglichen Ausbau des Übertragungsnetzes einsetzen", fordert Brossardt. Beim Ausbau der erneuerbaren Energien müssen Hemmnisse dringend beseitigt werden. "Ich denke hier an die Abstandsregeln bei Windenergie an Land, zu lange Genehmigungsverfahren und Klagen durch Umweltschutzorganisationen. Wer die Energiewende will, muss auch ertragen, dass sie stattfindet. Bei den Kosten gilt: Niedrige Strompreise steigern nicht nur die Attraktivität des Standorts, sondern sind auch der beste Treiber für klimafreundliche, häufig strombasierte Technologien. Im Sinne niedriger Strompreise müssen die Stromsteuer gesenkt, die Netzentgelte bezuschusst und die EEG-Umlage nach 2022 weiter abgebaut und mittelfristig unter die Fünf-Cent-Marke gedrückt werden. Das ist wichtig, um vor allem den industriellen Mittelstand sinnvoll zu entlasten", so Brossardt weiter.
Für eine erfolgreiche Energiewende ist auch der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft von großer Bedeutung. "Wasserstoff leistet einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele, insbesondere bei der Dekarbonisierung der Industrie. Wasserstoffbasierte Technologien werden weltweit an Bedeutung gewinnen und neue Wertschöpfungspotenziale für die deutsche High-Tech-Industrie schaffen", ergänzt Brossardt.
Die letzten beiden bayerischen Kernkraftwerke werden bis Ende 2021 (Gundremmingen C) bzw. Ende 2022 (Isar 2) abgeschaltet. Nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima im März 2011 hatte die Bundesregierung die Verkürzung der Laufzeiten beschlossen. Acht Anlagen wurden sofort stillgelegt, die verbleibenden Reaktoren wurden beziehungsweise werden sukzessive vom Netz genommen.
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