ZAW warnt Werbenachwuchs vor "Traumbildern" / Explosion der Arbeitsplatz-Angebote
(Bonn) Werbeagenturen, Medien und werbende Firmen reißen sich um den Nachwuchs wie noch nie. Im vergangenen Jahr nahmen die Arbeitsplatzangebote in den drei Bereichen der Werbebranche um fast ein Drittel (31 Prozent) zu, berichtet der Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft (ZAW).
Laut regelmäßiger Analyse der Stellenanzeigen in ausgewählten Tageszeitungen und Werbefachpresse verdoppelte sich die Menge der Offerten in den letzten fünf Jahren von 5.308 im Jahr 1995 auf 10.505 im vergangenen Jahr.
Dennoch warnt der ZAW vor beruflichen Traumbildern. Der Arbeitsmarkt Werbung sei mit 185.000 Beschäftigten in Werbeagenturen, Werbeabteilungen der Firmen sowie der Werbeträger relativ klein. Die Arbeitgeber erwarteten mehr denn je ausgeprägte berufliche Qualitäten von Bewerbern. Die meisten Stellenangebote verlangten stark spezialisiertes Fachwissen und Mehrfachqualifikationen. Werbefachliche Kompetenz und Chancen zum beruflichen Aufstieg könne sich darüber hinaus nur derjenige erhalten, der sich über die Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung im Klaren sei. Von Führungskräften in der Werbebranche werde unterdessen immer häufiger Wert auf international anerkannte Studienabschlüsse gelegt. Stärker in den Blickpunkt rücken gleichzeitig für Spitzenpositionen international ausgerichtete Management-Ausbildungen im Anschluss an ein Hochschulstudium.
Die Ursachen für den Boom der Arbeitsplatzangebote in der Werbebranche führt der ZAW auf mehrere Einflüsse zurück. Noch nie in der Wirtschaftsgeschichte der Bundesrepublik herrschte auf den Märkten ein so intensiver Wettbewerb. Er führe zu komplexen Marktstrategien, die sich auch in der Marktkommunikation widerspiegelten. Klassische Werbung allein reiche für Markterfolge nicht mehr aus. Immer stärker träten auch dialogorientierte Werbeformen hinzu, die deutliche Impulse durch das Internet bekämen. "Man kann durchaus von einem Trend zur intimeren Beziehung zwischen werbenden Firmen und Handel einerseits und möglichen Kunden andererseits sprechen", so der ZAW.
Zusätzliche Impulse bekäme der Arbeitsmarkt Werbung durch den Trend bei den Werbeagenturen, ihren Kompetenzbereich auszuweiten. Immer mehr von ihnen böten über ihre Expertenarbeit im Bereich der Marktkommunikation hinaus auch Beratung in strategischer Planung an - nicht zuletzt, um den Einbruch von Consulting-Firmen in das Werbegeschäft zurückzudrängen.
Am gesuchtesten waren laut ZAW-Analyse im vergangenen Jahr Grafiker und Mediendesigner (+30 Prozent), gefolgt von Mediaexperten (+21 Prozent), Kontaktern (+29 Prozent), Art-Direktoren (+32 Prozent) sowie Werbefachleuten auf Seiten der Werbeinvestoren (Warenhersteller, Dienstleister und Handel) +36 Prozent. Auch Werbetexter erfreuten sich 1999 hoher Nachfrage (+22 Prozent).
Für das laufende Jahr sieht der ZAW indessen keine ausgeprägten weiteren Steigerungsraten im Arbeitsplatzangebot der Werbebranche. "Wir rechnen mit Stabilität auf dem erreichten hohen Niveau der Ausschreibungen."
Stark expandieren wird allerdings das Beschäftigungsfeld rund um Internet und Online-Medien. Insbesondere Werbeagenturen stockten in diesem Segment spezialisierte Einheiten auf. Angesichts der demographischen Entwicklung sei der mittelfristige Trend für die gesamte deutschen Wirtschaft aber vorgezeichnet: Durch die sinkende Anzahl Jugendlicher käme es in wenigen Jahren zu heftigem Wettbewerb um Nachwuchs. Es sei mit höheren Personalkosten zu rechnen, was für die Gewinnmargen insbesondere der Werbeagenturen Folgen haben könnte.
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Quelle: ZAW
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