Pressemitteilung | AVK - Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe e.V.

World Pultrusion Conference 2024 / / / / Positive Stimmung trotz schwierigem Marktumfeld

(Frankfurt am Main) - Mit einer Rekordteilnehmer:innenzahl hat vom 29. Februar bis 01. März 2024 die 17. World Pultrusion Conference (WPC) stattgefunden. Fast 150 Teilnehmende nutzten in diesem Jahr die Chance zum Networking in beeindruckender Kulisse und die Möglichkeit, sich in 25 Fachvorträgen über aktuelle Entwicklungen und Innovationen zu
informieren.

Die Konferenz findet alle zwei Jahre in wechselnden europäischen Ländern statt und ist das bedeutendste Event seiner Art in Europa. Die WPC wird von der AVK für die European Pultrusion Technology Association (EPTA) in Zusammenarbeit mit der American Composites Manufacturers Association (ACMA) organisiert.

Bereits am 28. Februar hieß es "Leinen los". Rund 50 Teilnehmende trafen sich zum Willkommens-Cocktail in Willi´s Bierstube, direkt im Hotel Hamburg Hafen.
Wie im gesamten Hotel, zeigt sich auch in Willi´s Bierstube eine enge Verbundenheit zum Thema Hafen, Hamburg und Seemannsgeschichte. Insgesamt begeistert das traditionsreiche Hotel oberhalb der Landungsbrücken im Stadtteil St. Pauli seit über 40 Jahren mit seinem maritimen Flair und dem einmaligen Ausblick über den Hafen und die Elbe. Zudem blickt das familiengeführte Privathotel auf eine bewegte Geschichte zurück. Im 19. Jahrhundert diente es zunächst als Seemannsheim und später unter anderem als Ausbildungsstätte der Marine. Auch heute noch ist das klassizistische Gebäude eine Fundgrube der hanseatischen Seemannsgeschichte. Überall im Haus können Sie zahlreiche alte Sammlerstücke bestaunen und in die Geschichte Hamburgs und der Schifffahrt eintauchen. Die Resonanz auf die Location der Teilnehmenden war durchweg positiv und bildete die Grundlage für eine äußerst erfolgreiche und positive Veranstaltung, was sich in dem derzeit schwierigen Marktumfeld nicht erwarten ließ.

Momentan herrscht an den Märkten in Deutschland und Europa innerhalb der Branche eine eher negative Stimmung. Das europäische Composites Produktionsvolumen war bereits in den vergangenen Jahren rückläufig. 2022 gab es einen Rückgang des europäischen Produktionsvolumens bei Composites um 9 Prozent. Für 2023 muss nun erneut ein Rückgang von 8 Prozent des Gesamtmarktes für Composites in Europa festgestellt werden. Der Weltmarkt für Composites hat sich demgegenüber im vergangenen Jahr positiv entwickelt und weist für 2023 bei einem Wachstum von etwa 5 Prozent ein Gesamtvolumen von 13 Millionen Tonnen auf.

Insgesamt war die Marktdynamik in Europa deutlich niedriger als weltweit. Der Marktanteil von Europa am Weltmarkt sinkt auf etwa 20 Prozent. Die Gründe hierfür sind vielfältig. Haupttreiber dürften vor allem die nach wie vor hohen Energie- und Rohstoffpreise sein. Hinzu kommen weiterhin Probleme in einzelnen Bereichen der Logistikketten, beispielsweise auf einzelnen Handels-/Containerrouten sowie ein zurückhaltendes Konsumklima. Eine Verlangsamung des Welthandels und Unsicherheiten im politischen Bereich befeuern derzeit die negative Stimmung im Markt.

Die zwei zentralen Anwendungsbereiche sowohl für die Composites-Industrie generell, aber auch die Pultrusions-Industrie im Speziellen, sind der Bau-/Infrastrukturbereich und der Mobilitätssektor. Die Bauindustrie als zentraler Anwendungsbereich steckt derzeit in einer Krise. Zwar sind die Auftragsbücher noch gut gefüllt, aber Neuaufträge bleiben vielfach aus.

Hohe Zinsen und Materialkosten bei hohen Lebenshaltungskosten belasten vor allem den privaten Bau stark. Aber auch der öffentliche Bau kann die selbst gesteckten Ziele momentan nicht erreichen. Laut dem ZDB (Zentralverband Deutsches Baugewerbe) bleiben die Prognosen in diesem wichtigen Bereich düster: "Der Rückgang der Baukonjunktur setzt sich weiter fort. Der Umsatz wird in diesem Jahr real um 5,3 Prozent zurückgehen und im kommenden Jahr gehen wir von weiteren minus 3 Prozent aus. Verantwortlich für das Minus bleibt der Wohnungsbau, der in diesem Jahr real um 11 Prozent einbricht und 2024 mit -13 Prozent seinen Sinkflug fortsetzt." Trotz steigender Zulassungszahlen ist auch die Automobilindustrie als wichtigster Anwendungsbereich für Composites noch nicht auf ihr altes Volumen von vor 2020 zurückgekehrt. Derzeit scheint es der Politik nicht zu gelingen, mit entsprechenden Maßnahmen ein für die Industrie positiveres Umfeld zu schaffen.

Nachhaltigkeit wird zunehmend zu einem zentralen Thema der Industrie und einem relevanten Faktor in allen Anwendungsbereichen. Diesem Sachverhalt geschuldet bildeten mehrere Vorträge zu diesem Themenbereich dann auch die
Eröffnung der Konferenz am ersten Veranstaltungstag. In zwei Vorträgen des
Europäischen Fachverbandes der Composites verarbeitenden Industrie (EuCIA) und des Amerikanischen Fachverbandes der Composites Industrie (ACMA)
wurden Fortschritte und das politische Grundgerüst in den jeweiligen Regionen erläutert.

Beide Vorträge kamen zu dem Schluss, dass Nachhaltigkeit zu einem zentralen Thema auch für die Composites-Industrie geworden ist und der Handlungsdruck auf alle Akteure innerhalb der Industriezweige in den kommenden Jahren steigen wird. Composites verfügen über ausgezeichnete Eigenschaften in diesem Bereich, in den letzten Jahren wurden bereits viele Fortschritte hinsichtlich der Datenerfassung und auch im Bereich der Standardisierung erzielt. Diese gilt es zunehmend herauszuarbeiten und auch gegenüber der Öffentlichkeit zu betonen. Über entsprechende politische und normative Aktivitäten werden beide führenden Fachverbände das Thema weitertragen und versuchen, die Industrie bei der praktischen Umsetzung zu unterstützen.

Dass man einem herausfordernden Marktumfeld am besten durch Innovationen begegnet, bewiesen die folgenden Vorträge, in denen sowohl Neuerungen im Bereich der Prozesse als auch in den beiden zentralen Anwendungsbereichen Automotive und Bau-/Infrastruktur erläutert wurden. Die Verwendung Thermoplastischer Materialien, noch immer eine Besonderheit im Bereich Pultrusion, macht deutliche Fortschritte und ermöglicht sowohl eine neue Prozessführung, als auch den Einsatz pultrudierter Profile in neuen
Anwendungsbereichen.

So erläuterte beispielsweise ein großer Bauteilhersteller einen möglichen Einsatz entsprechender Produkte in großvolumigen und wiederverwertbaren Konstruktionen hochbelasteter Bauteile am Beispiel einer Domstrebe im PKW-Bereich. Auch die folgenden beiden Vorträge widmeten sich dem spannenden Thema Automobil. Zunächst wurde die Möglichkeiten zum Ersatz von
Aluminium in Crash-Absorberen durch CFK erläutert, im Anschluss die
Möglichkeiten der Pultrusion in kontinuierlichen Verbundwerkstoffsystemen in
Automobilanwendungen.

Die Windindustrie ist nach wie vor ein Treiber des Composites-Marktes, wenngleich es keine Hersteller entsprechender Flügel mehr in Europa gibt. Dennoch ermöglicht erst der Einsatz von GFK und CFK die derzeitige Entwicklung der Windindustrie hin zu einer möglichst CO2- freien Gesellschaft. Ein entsprechender Vortrag widmete sich dann auch diesem wichtigen Thema und beleuchtete die neuesten Entwicklungen im Bereich Pultrusion für den Windsektor.

Weitere Vorträge zu den übergreifenden Thema Qualitätssicherung Recycling bildeten den Abschluss des ersten Veranstaltungstages mit 15 hervorragenden Fachvorträgen auf höchstem Niveau. Die Teilnehmenden zeigten sich beeindruckt vom hohen fachlichen Niveau der Referenten und den übergreifend sehr gut vorgetragenen Themen. Damit war der erste Veranstaltungstag jedoch noch nicht beendet. Die Teilnehmenden trafen sich am Abend erneut in der Elbkuppel zum Gala-Dinner.

Hier nutzen die Gäste das besondere Ambiente zum fachlichen und überfachlichen Austausch. Der Abend stand ganz im Fokus des Networkings mit alten Bekannten und neuen Kontakten. Erneut konnte das Hotel Hafen Hamburg mit einem Büffet auf höchstem Niveau bestechen und unterstrich das Niveau dieses ersten, besonderen Veranstaltungstages.

Der zweite Veranstaltungstag startete mit einem Blick auf das Thema Nachhaltigkeit aus Firmensicht. Ein großes Industrieunternehmen gewährte einen Einblick in seinen Umgang mit dem Thema und zeigte eigene Maßnahmen und Vorgehensweisen, bevor ein Rohstoffanbieter seine Sichtweise zu Recycling und Analyse des Lebenszykluspotenzials von Verbundwerkstoffen darstellte. Dabei durfte auch ein Blick über den eigenen Tellerrand und auf den individuellen CO2-Fußabdruck jedes einzelnen nicht fehlen, der anschaulich
verdeutlicht wurde. Die folgenden acht Vorträge widmeten sich erneut dem Thema Innovationen, sowohl im Bereich der Rohstoffe als auch im Prozessbereich. Hierbei kamen Institute mit ihren aktuellen Forschungsbestrebungen und die Industrie selbst zu Wort.

Am Ende der Veranstaltung waren sich alle Teilnehmenden einig, dass sich der Besuch in Hamburg gelohnt hat - nicht nur aufgrund des besonderen Charmes, sondern auch aufgrund der positiven Grundstimmung innerhalb der Pultrusions-Industrie. Diese sieht sich, stark getrieben durch Innovationen und auch vor dem Hintergrund eines schwierigen Umfeldes, gut aufgestellt für die Zukunft, genauso wie Composites generell. Nachhaltig, langlebig, offen für Innovationen und sehr persönlich: so zeigte sich die Industrie in Hamburg. Wir freuen uns, in zwei Jahren die 18. WPC veranstalten zu dürfen und neue
Freunde, alte Bekannte zu treffen.

Quelle und Kontaktadresse:
AVK - Industrievereinigung Verstärkte Kunststoffe e.V. Dr. Elmar Witten, Geschäftsführer Am Hauptbahnhof 12, 60329 Frankfurt am Main Telefon: (069) 2710770, Fax: (069) 2710770

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