Wohnungsneubau treibt Flachglasbranche an / + 1,0 Prozent mehr Umsatz 2017 / + 1,3 Prozent Prognose für 2018
(Troisdorf) - Der Neubau von Wohnungen sorgt für steigende Umsätze bei den Glasherstellern. 2017 ist der Umsatz der Flachglasbranche insgesamt um 1 Prozent auf rund 2,6 Mrd. EUR gestiegen. "Für 2018 rechnen wir mit einer weiteren Steigerung von rund 1,3 Prozent", so Jochen Grönegräs, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Flachglas (BF). Die Hersteller von Glasprodukten für Bauanwendungen beschäftigen in Deutschland rund 26.000 Mitarbeiter.
Die Absatzmenge bei Verbundsicherheitsglas (VSG) legte 2017 um 4,3 Prozent zu. Für 2018 geht der Verband von einem Plus von rund 4,9 Prozent aus. VSG wird zum Großteil im Bereich Fenster und Fassaden verwendet. Auch für den gesamten Fensterabsatz wird mit einer positiven Entwicklung gerechnet: "Insgesamt wird der Fensterabsatz in Deutschland 2018 mit plus 2,8 Prozent abermals zulegen", so Grönegräs.
Isolierglasmarkt unter Importdruck
Das Wachstum des Isolierglasmarktes in Deutschland blieb in den letzten Jahren hinter dem des Fenstermarktes zurück, weil zunehmend komplette Fenster aus dem Ausland kommen. "Nach Schätzungen des Verbandes Fenster + Fassade kommen heute schon 20 Prozent der in Deutschland verkauften Kunststofffenster aus Polen; Tendenz steigend. Mittelfristig wird das - im bislang recht regionalen Markt insbesondere für Isolierglas - zu ähnlichen Verdrängungs- und Konzentrationsprozessen führen, wie sie andere Branchen schon hinter sich haben", so Grönegräs. "Den Zuwachs beim Isolierglas schätzen wir daher nur auf 0,5 Prozent", so Grönegräs.
Baukonjunktur und Fenstermarkt in Deutschland
2017 sind die Baugenehmigungen gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken - das lag laut Einschätzung des Verbandes vor allem am hohen Vorjahresniveau basierend unter anderem auf der Flüchtlingswelle und dem verstärkten Bau von Wohnheimen. Zuwächse kommen aus dem Wohnungsneubau: 2010 machte der Neubau 35 Prozent des Fensterabsatzes in Deutschland aus; 2017 waren es 43 Prozent. Das Volumen im Nichtwohnungsbau stagniert dagegen. Bis 2020 ist laut aktueller Prognosen von einem weiteren leichten Rückgang der Baugenehmigungen auszugehen. Dabei verschieben sich diese von Ein- und Zweifamilienhäusern allmählich hin zu Mehrfamilienhäusern. Damit ändert sich die Seite der Nachfrager: vom privaten Häuslebauer hin zum institutionellen Bauherrn.
Der Fensterbestand in Deutschland
Nach einer gemeinsamen Studie von BF und dem Verband Fenster + Fassade (VFF) sind von 610 Millionen Fenstereinheiten insgesamt 266 Millionen energetisch veraltet, darunter immer noch 17 Millionen mit Einfachglas. "Die Studie weist außerdem nach, dass sich die energetische Modernisierung finanziell über die Lebensdauer des neuen Fensters gesehen lohnt - selbst wenn man von den heutigen Energiepreisen ausgeht. Eine Steigerung der energetischen Sanierung ist also dringend geboten", bekräftigt der BF-Hauptgeschäftsführer.
Verband fordert mehr Fördermittel für energetische Sanierung
Bei der Renovation muss laut BF die energetische Sanierung gestärkt werden. Die aktuellen Sanierungsquoten liegen unter 2 Prozent pro Jahr; das ist deutlich zu wenig, um die CO2-Reduktionsziele der Bundesregierung zu erfüllen. "Nötig ist vor allem eine steuerliche Förderung der energetischen Sanierung. Zusammen mit dem BDI und einem breiten Verbändebündnis hatte der BF einen Vorschlag für die Ausgestaltung vorgelegt", so Grönegräs und erklärt weiter: "Dass die steuerliche Förderung im Koalitionsvertrag steht, begrüßen wir. Die finanzielle Ausgestaltung - 2 Mrd. Euro zusammen mit dem Baukindergeld, das den Löwenanteil der Summe bekommt - halten wir aber für unzureichend. Die steuerliche Förderung bräuchte allein mindestens 2 Mrd. Euro pro Jahr. Zahlreiche Studien belegen, dass jeder für die energetische Sanierung eingesetzte Euro mehrfach in die Staatskasse zurückfließt." Eine Austauschverpflichtung für alte Verglasungen - wie sie die EnEV für Heizkessel vorsieht - befürwortet der Bundesverband dagegen nicht.
Bodentiefe Verglasungen aus Sicherheitsglas
"Wir haben in der Normung darauf hingearbeitet, dass bodentiefe Verglasungen aus Sicherheitsglas sein müssen - was heute nicht der Fall ist. Glasanwendungen werden immer größer; da ist es eine Frage der sicheren Anwendung von Glas, dass Produkte mit geeigneten Sicherheitseigenschaften verwendet werden müssen", erklärt Grönegräs. Deutschland sei hier keineswegs der Musterknabe, wie man sich das immer vorstelle, sondern hinke hinter Vorschriften zum Beispiel in den Niederlanden, der Schweiz oder Italien hinterher, wo jedes - nicht nur bodentiefe - Fenster bereits mit Sicherheitsglas ausgestattet sein müsse. "Wir gehen von mittelfristigen positiven Wirkungen für die Menge von Sicherheitsglas aus, wenn diese Norm in den nächsten Monaten so verabschiedet wird", schließt Grönegräs.
Quelle und Kontaktadresse:
(BF) Bundesverband Flachglas e.V.
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