Wohnungsbau: Aufträge brechen um fast 40 Prozent ein
(Berlin) - "Was die Baugenehmigungen vorgezeichnet haben, setzt sich leider erwartungsgemäß beim Auftragseingang im Wohnungsbau fort. Seit Juni letzten Jahres sind Baugenehmigungen und Order im Rückwärtsgang und das mit zunehmenden Tempo. Die Bauunternehmen verzeichnen bereits seit September einen Rückgang der Aufträge im Wohnungsbau von monatlich real mehr als 25 Prozent, seit Dezember von mehr als 30 Prozent. Im Februar sind es minus 37 Prozent. Die Auftragsbücher laufen leer", kommentiert Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe, die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zur Konjunkturentwicklung im Bauhauptgewerbe.
"Wir halten das politische Ziel, 400.000 Wohnungen pro Jahr zu errichten, für richtig. Gerade erst hat das Statistische Bundesamt die Zuwanderung nach Deutschland im letzten Jahr mit mehr als 1,4 Mio. Personen veranschlagt. Damit leben hierzulande so viele Menschen wie noch nie. Bei der Nachfrage sehen wir aber seit Monaten eine konträre Entwicklung. Diese länger politisch zu ignorieren, gefährdet den erfolgreichen Kapazitätsaufbau der letzten Jahre.
Die Alarmglocken am Ausbildungsmarkt läuten schon Sturm: Nach sechs Jahren, in denen die deutsche Bauwirtschaft ihre Ausbildungszahlen steigern konnte, sehen wir zum ersten Mal ein Ausbildungsminus von 2,1 Prozent. Im Bauhandwerk sind es im 1. Lehrjahr gegenüber dem Vorjahr sogar 11,3 Prozent weniger Auszubildende. Wenn wir diesen Negativtrend stoppen wollen - und das müssen wir - brauchen wir jetzt sofort Investitionsimpulse. Sonst verlieren wir die Fachkräfte, die wir für den steigenden Wohnungsbedarf so dringend brauchen!
Die bisherigen Maßnahmen der Ampelregierung zur Förderpolitik zeigen offensichtlich keine Wirkung. Die Förderbedingungen sind zu kompliziert und verteuern das Bauen enorm. Bauwillige verlieren den Mut, stornieren die Aufträge. Wir brauchen daher schnellstens klare und einfache Förderbedingungen. Sowohl beim Mietwohnungsbau als auch sozialen Wohnungsbau muss die Förderung temporär ohne EH-40-Standard möglich sein. Eine zusätzliche Senkung der Grunderwerbssteuer würde Bauwilligen ebenso etwas Planbarkeit bieten wie eine Ausweitung der Sonderabschreibungen im sozialen Wohnungsneubau auf 10 Prozent. Und wir brauchen eine dauerhaft auskömmliche Förderung, vom Einfamilienhausbau bis zum sozialen Wohnungsbau. Und zwar: über eine Legislaturperiode hinaus", so Pakleppa abschließend.
Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes zur Konjunkturentwicklung im Bauhauptgewerbe in den Betrieben mit 20 und mehr Beschäftigten erreichten die Order insgesamt per Februar ein Volumen von ca. 14 Mrd. Euro, nominal ein Rückgang um 4,4 Prozent, real um 17,6 Prozent. Im Wohnungsbau liegt der Rückgang nominal bei 25 Prozent und real bei 35 Prozent. Die Order im Wirtschaftsbau halten nominal das Vorjahresniveau, im öffentlichen Bau liegt der nominale Zuwachs bei 6 Prozent.
Der Umsatz im Bauhauptgewerbe erreichte per Februar ca. 11,8 Mrd. Euro, ein nominaler Zuwachs um 6,5 Prozent und realer Verlust um 8 Prozent. Die Preise für Bauleistungen stiegen per Februar 2023 gegenüber dem Vorjahr um ca. 16 Prozent. Preistreiber sind vor allen Dingen die energieintensiven Baumaterialien. So stiegen die Preise für Erzeugnisse aus Zement, Kalk und Gips per Februar um 46 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
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